Klinik in Anif
Monolithisch in Rot
Anif, am Rande von Salzburg gelegen, zählt zu den teuersten Wohnlagen Österreichs. Die Straßenzüge mit den luxuriösen Einfamilienhäusern sind das ideale Habitat für die 2023 eröffnete Privatklinik für Patient*innen mit Atemwegserkrankungen. Dem Team von Steiner Architecture ist es gelungen, auf die Proportionen des Kontexts einzugehen, ohne dass der Neubau untergeht. Dazu trägt neben dem aparten Fassadenbild vor allem der rote Sichtbeton bei.
Gallerie
Zwei Körper, drei Teile
Mit ihrem Grabendach – den parallel angeordneten Satteldächern – könnte man die Klinik leicht mit ein paar Reihenhäusern verwechseln. Auf zwei separate Gebäude teilten die Architekt*innen das Raumprogramm auf. Monolithisch wirken sie, mit nur vereinzelten Öffnungen in den Giebeln, und weiß vergitterten, raumhohen Fenstern im Erdgeschoss. Eine hauchdünne Fuge kennzeichnet die zwei Geschosse, die Entwässerung liegt unsichtbar hinter der Traufkante. Zwischen den beiden Häusern versteckt sich ein runder Glaspavillon, wo der Empfangstresen und Sitzgelegenheiten zum Warten platziert wurden. Links und rechts dockt der Pavillon an die Betonhäuser an, in deren Erdgeschossen sich die Behandlungszimmer und Sanitärräume befinden.
Gallerie
In den Dachgeschossen befindet sich je eine Wohnung, erschlossen über Treppen an den äußeren Stirnseiten. An der laubenartigen Weststirn führen geradlinige Stufen nach oben, auf der anderen Seite gibt es hinter der Haustür eine Spindeltreppe. Die Wohnräume sind bei beiden Häusern um eine rundum verglaste Dachterrasse angeordnet. Die so gebotenen Sichtbezüge erzeugen in den kompakten Zimmern den Eindruck von Weite. Außerdem versorgen die Terrassenfenster auch jene Räume mit Tageslicht, die über keine Öffnung in der Außenwand verfügen.
Gallerie
Beton: rot und isolierend
Wer in Regionen wie dem Salzburger Land mit Beton baut, ist gezwungen, entweder die Innen- oder Außenseite mit Dämmmaterial zu bedecken oder zweischalige Wände mit einer Zwischendämmung zu errichten. Aufgrund der hohen Rohdichte ist herkömmlicher Normalbeton ein gut wärmeleitendes Material. Bei Dämmbeton wird durch Zuschlagstoffe wie Naturbims, Blähton, Blähschiefer oder aufgeschäumtes Glas die Dichte gesenkt und so die Wärmeleitfähigkeit verringert. Dabei sinkt aber auch die Festigkeit, was etwa durch größere Wandstärken ausgeglichen werden kann.
Gallerie
In Anif dominiert roter Dämmbeton die Komposition. Derart farbig und übersät mit Flecken, Löchern und Spuren von Holzschalungen stehen die Oberflächen in starkem Kontrast zu den eher unauffälligen Einfamilienhäusern und zum glatten, weißen Flur und Sprechzimmer der Klinik. Aufgrund der gleichmäßigen Porigkeit und entsprechenden Atmungsaktivität des Dämmbetons changiert die Farbe je nach Luftfeuchtigkeit.
Über mehrere Wochen hinweg testeten die Architekt*innen verschiedene Rezepturen, um den perfekten Farbton zu finden. Die dazu angefertigten Probewürfel wurden auf die Baustelle mitgenommen, um die frisch ausgeschalten Wände zu überprüfen. Wie dick sie sind, das wird vor allem an der Leibung des Rundfensters deutlich. Nicht nur die Außenwände, auch die Bodenplatten und Dachflächen wurden betoniert. Diese erhielten allerdings eine Dämmschicht.
Bautafel
Architektur: Steiner Architecture
Projektbeteiligte: Quercraft (Tragwerksplanung); Lautner Bauconsulting (Bauleitung); Herzog Bau (Bauunternehmen); Ingenieurbüro Rothbacher (Wärmeschutz); Peri (Schalungselemente)
Bauherr*in: Herzog Bau
Fertigstellung: 2023
Standort: Mühleistraße 3, 5081 Anif, Österreich
Bildnachweis: Florian Holzherr (Fotos); Steiner Architecture (Pläne)
Fachwissen zum Thema
Deutsche Zement- und Betonindustrie vertreten durch das
InformationsZentrum Beton | Kontakt 0211 / 28048–1 | www.beton.org