Grundschule in Rosenheim
Metallener Vorhang aus drehbaren Paneelen
Die Geschichte der oberbayerischen Stadt Rosenheim war schon immer eng mit der Holzwirtschaft verbunden und gilt daher auch als Holzstadt. Mit der Erweiterung der Grundschule Prinzregentenstraße hat sie nun ein weiteres Gebäude erhalten, das in großen Teilen aus diesem Baustoff errichtet wurde. Der Entwurf stammt von den Berliner Architekten Maud Heydorn und Thomas Eaton. Sie schufen einen dreigeschossigen winkelförmigen Komplex, der mit einer nahezu klassischen gläsernen Fuge an den Altbau grenzt. Insgesamt umfasst er zehn Klassenräume, einen Hort, einen Musik- und Mehrzweckraum sowie angrenzend eine raumhoch verglaste Pausenhalle, die als Zentrum des Schulensembles Alt- und Neubau miteinander verbindet. Überspannt ist die Halle von einer filigranen Stahlkonstruktion, die auch als Unterkonstruktion für die großflächige Pfosten-Riegel-Verglasung der Nordfassade dient.
Gallerie
Der Erweiterungsbau ist eine Stahlbeton-Skelett-Konstruktion, die von einer Hülle aus verschiedenformatigen Lärche-Dreischichtholztafeln umschlossen wird. Befestigt sind sie auf einer gedämmten Holzunterkonstruktion, ihre Oberflächen sind lasiert. Die meisten Fenster sind als Holz-Aluminium-Konstruktion ausgeführt. In diesen Bereichen dienen Vorhänge als Sonnenschutz, die in die Vorhangfassade integriert sind. Beim Innenausbau kam viel Holz zum Einsatz, u.a. für Garderoben und Wandverkleidungen. Farbig lasiert sorgen sie für eine freundliche Atmosphäre in der Grundschule.
Besonders auffallendes Element des Neubaus ist der Musik- und
Mehrzweckraum, der als eigener Baukörper an einer stark befahrenen
Bundesstraße liegt und komplett mit Metallpaneelen verkleidet
ist.
Sonnenschutz
Bei der Fassadenplanung des Musik- und Mehrzweckraum ging es darum,
die Schüler vor Lärm zu schützen, ihnen einen guten Sichtschutz zu
bieten und gleichzeitig Tageslicht als natürliche Belichtung zu
nutzen. Die Architekten wählten eine Metallkonstruktion aus 38
drehbaren Paneelen. Mit Abmessungen von 360 cm in der Höhe und 58
cm in der Breite wurden sie in drei verschiedenen Varianten aus
verschweißten Alu-Rechteckprofilen ausgeführt. Die Architekten
erläutern: „Wir verstehen die Sichtschutzfassade als metallenen
Vorhang. Die unregelmäßige Anordnung der
Rechteckprofile entspricht dem Faltenwurf eines Stoffes, optisch
entsteht eine Dichte neben einer diffusen Durchlässigkeit. Die
Paneele verhindern Ein- und Ausblicke in und aus dem Mehrzweck- und
dem Musikraum von und auf den nur 2.00 m davor liegenden Fußweg. In
Kombination mit der Schallschutzverglasung der Fensterelemente sind
somit ungestörte Unterrichtsstunden und Schulveranstaltungen
möglich."
Um die Anforderungen der Architekten erfüllen zu können, mussten
die Paneele so ausgeführt werden, dass sie sich bei einer möglichst
exakten Justierung um 360° drehen lassen. Gleichzeitig sollte der
Antrieb
verdeckt liegen, um das Erscheinungsbild des „Vorhangs“ nicht zu
stören. Ausgeführt wurde ein System aus zehn Antriebssträngen,
wobei neun Jalousiemotoren je vier Antriebe und ein Jalousiemotor
zwei Antriebe bewegen. Die Paneele selbst werden mit einer
dynamischen Last von 25 Nm genau in Position gebracht. Ein
Haltemoment von 300 Nm gewährleistet die Funktionsfähigkeit der
Sichtschutzfassade selbst bei hohen Windlasten. Die Steuerung
erfolgt zentral über eine Schaltstation beim Hausmeister, der die
Fassade morgens öffnet und abends wieder verschließt. Unabhängig
davon kann auch jeder Lehrer per Handsender die Paneele in Bewegung
setzen und damit den Grad der Durchlässigkeit regulieren.
Bautafel
Architekten: Heydorn Eaton, Berlin
Projektbeteiligte: Elero, Beuren (Antriebssystem Paneele)
Bauherr: Stadt Rosenheim
Fertigstellung: 2008
Standort: Prinzregentenstraße 62, 83022 Rosenheim
Fachwissen zum Thema
Baunetz Wissen Sonnenschutz sponsored by:
MHZ Hachtel GmbH & Co. KG
Kontakt: 0711 / 9751-0 | info@mhz.de