Atelierhaus in Berlin
Luft und Leichtputz zwischen Mauerwerk und Verblendung
In Berlin-Friedrichshagen haben die Architekten Numrich Albrecht Klumpp für den Bildhauer Stephan Balkenhol ein Ateliergebäude errichtet, das durch seine funktionale Strenge besticht. Das Gebäude wird nur temporär genutzt, wenn sich der Künstler in Berlin aufhält - eigentlich lebt und arbeitet Balkenhol in Karlsruhe und Lothringen.
Gallerie
Die Berliner Architekten wollten ein Gebäude mit einer zurückhaltenden Architektur, die vor allem den besonderen funktionalen Anforderungen einer Bildhauerwerkstatt gerecht wird. Entstanden ist ein großer Atelierraum mit 7,5 x 11 Meter und einer lichten Höhe von rund 6 Metern. Da der Künstler zum Teil sehr großformatig arbeitet, ist die Höhe kein unnötiger Luxus, sondern schlichte Notwendigkeit. Der Quader aus Sichtmauerwerk gibt sich hermetisch und wird nur durch einige wenige Fenstereinschnitte aufgebrochen. Belichtet über drei nach Norden ausgerichtete Lichtsheds, bietet der Atelierraum ideale Arbeitsbedingungen. Auch im Innern des Hauses findet man nichts Auffälliges, nichts Lautes: Das Atelier sowie die anderen Innenräume sind schlicht weiß gehalten.
Dass eine Werkstatt für einen Bildhauer nicht einfach eine Eingangstür aufzuweisen hat, versteht sich fast von selbst: Die großformatigen Holzstämme bzw. Skulpturen können ebenerdig über ein 3 Meter breites und 3,60 Meter hohes Eingangstor angeliefert werden - der 12 cm starke Fußboden-Heizestrich ist mit einem Gabelstapler befahrbar. Außerdem verfügt das Atelier über einen Laufkran, der die schweren Exponate bewegt. Die für den Bildhauer besonders wichtigen Lagerflächen sind im Kellergeschoss untergebracht, sie können über eine 2,6 x 1,4 Meter messende Bodenklappe bestückt bzw. geleert werden. Neben dem Atelier fanden im Erdgeschoss noch ein Büro und eine Toilette Platz. Eine kleine Wohnung im Obergeschoss - auch sie über Lichtsheds belichtet - ist durch eine Galerie direkt aus dem Atelierraum erreichbar. Von hier aus lassen sich die entstehenden Kunstwerke auch von oben betrachten. Ein großes Schiebefenster, das in eine Tasche der Außenwand geschoben werden kann, soll den Wohnraum im Sommer zu einer Art Loggia machen.
Die Architekten beschränkten sich auf einige wenige Materialien, die sich auch aus der besonderen Nutzung ergeben. Alle Böden sind mit robustem Hochkantlamellenparkett aus Eiche belegt, das Bad wurde mit Schiefer ausgekleidet. Der Kubus hat ein Kleid aus Sichtmauerwerk, das die Tradition klassischer Werkstattgebäude des 19. Jahrhunderts aufgreift. Alle Räume im EG und OG verfügen über eine Fußbodenheizung, die wahlweise durch eine Gas-Brennwerttherme oder eine Holzkesselanlage versorgt wird. Der Holzkessel macht die Werkstatt des Holzbildhauers Balkenhol schließlich zum Teil eines geschlossenen Energiekreislaufs da die Holzabfälle für die Energiegewinnung genutzt werden können.
Mauerwerk
Die geometrische Strenge des liegenden Quaders findet im Mauerkleid
ihre Entsprechung im Kleinen: Die horizontale Ausrichtung des rot
geflammten Sichtmauerwerks aus 39 cm langen und 4 cm hohen Steinen
wird dadurch betont, dass nur die horizontalen Fugen vertieft
ausgeführt wurden.
Alle Fensteröffnungen wurden präzise in das Steinraster des Mauerwerks eingefügt und durch Leibungsbleche aus Stahl gefasst. Die 49 cm starken, gemauerten Außenwände ohne zusätzliche Dämmung erzeugen ein optimales Raumklima. Sie bestehen aus 36,5 cm dicken Porotonsteinen, die nach außen hin mit einem wasserabweisenden, mineralischen Leichtputz von 1 cm versehen wurden. Zwischen diesem und dem 9 cm starken Verblendmauerwerk liegt ein 5 mm großer Luftspalt.
Bautafel
Architekt: Numrich Albrecht Klumpp Architekten, Berlin; Grant Kelly, Berlin (Projektleiter)
Projektbeteiligte: Hartmut Helmchen, Berlin (Statik); Büro Scheel, Berlin (Haustechnikplanung)
Bauherr: Stephan Balkenhol, Berlin
Fertigstellung: 2009
Standort: Berlin-Friedrichshagen
Bildnachweis: Nina Straßgütl, Berlin (Fotos); Numrich Albrecht Klumpp Architekten, Berlin (Pläne)
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