Jardines Centrales de Jojutla in Mexiko
Gemauerte Bogengänge erzeugen unterschiedlichste Raumatmosphären
Im September 2017 erschütterte ein starkes Erdbeben Mexiko und zerstörte viele Gebäude, öffentliche Strukturen und Plätze – auch in der Gemeinde Jojutla im Bundesstaat Morelos 130 Kilometer südlich von Mexiko Stadt. Um den Anwohnenden zu helfen, die Identität ihres Ortes wiederzuerlangen, legte das Architekturbüro MMX Pläne für den Wiederaufbau der zentralen Gärten der Gemeinde vor, den Jardines Centrales de Jojutla. Auf einer Fläche von 9.144 Quadratmetern entstand so ein abwechslungsreicher öffentlicher Ort unter gemauerten Bogengängen. Das Projekt wurde in einem offenen und partizipativen Prozess erarbeitet, wobei Gemeindemitglieder, Historiker, Architekten und Behörden zu Wort kamen.
Gallerie
Landschaft und Architektur
Als Ausgangspunkt für den Wiederaufbau dienten dabei die Bäume
des Areals, welche das Erdbeben unbeschadet überstanden hatten.
Ihre Widerstandsfähigkeit und Resilienz wird zum Vorbild. Die
unterschiedlichen Funktionen, welche die Anlage bereits zuvor
innehatte, wurden wiederaufgenommen, aber neu arrangiert. Auf den
Garten mit seinen organisch verlaufenen Gehwegen folgt östlich der
„kiosco“ – ein Hof mit kreisrunden Sitzstufen wie in einem
Amphitheater, der zu allen vier Seiten von den Bogengängen gefasst
wird und somit geschützt und intim wirkt. Nördlich von diesem,
eingebettet zwischen die Bestandsbauten, befindet sich ein
größerer, von Palmen gesäumter, rechteckiger Platz. Schließlich
erreicht man über einen Durchgang zwischen zwei Häuserecken einen
weiteren quadratischen Platz, in dessen Mitte sich ebenfalls eine
Bogenarchitektur befindet. Die Bogengänge, welche das Areal
ergänzen und strukturieren, sind eine Neuinterpretation der
traditionellen Architektur der Region. Sie rahmen die
gesellschaftlichen Begegnungen und Freizeitaktivitäten ein, welche
die Stadt lebendig machen. Die fast sakral anmutende Architektur
spielt zudem mit Licht und Schatten, denn abhängig vom Sonnenstand
erzeugt sie abwechslungsreiche Schattenbilder.
Im Zusammenspiel von Bogengängen und Landschaftsgestaltung entstanden abwechslungsreiche Szenarien und Stimmungen. Dicht bewachsene Zonen laden ein, sich auf einer Steinbank im Schatten abzukühlen und zu entspannen, während offenere Zonen zu Begegnung und Austausch motivieren. Für die Bodengestaltung kam grauer Basaltstein zum Einsatz, welcher mit der heimischen Flora harmoniert.
Eine architektonische Form, unterschiedliche Raumatmospähren
Das zweischalige Mauerwerk der Bogengänge im Garten von Jojutla
besteht aus handgefertigten, rötlichen Backsteinen, die sandfarben
geschlämmt wurden. Verwendung fanden Ziegelsteine unterschiedlicher
Abmessungen – ein dünnformatiger und ein doppelformatiger –
welche sich im Läuferverband von Schicht zu Schicht abwechseln.
Die Architektur schließt mit einer Grenadierschicht, welche den Blick in Richtung
Himmel öffnet.
Die Bögen wurden wie bei einem Klostergewölbe in X-förmigen Überschneidungen angeordnet. Dabei sind sie aber nicht orthogonal zueinander ausgerichtet. Diese abweichend gestalteten Verbindungen führen zu unterschiedlichen Raumqualitäten: Stehen die Bögen im stumpfen Winkel zueinander, ergibt sich darunter ein ausladender Boulevard, sind sie aber im spitzen Winkel angeordnet, entstehen schmale, deutlich schattigere Wege, die sehr viel intimer und ruhiger wirken. Mit also nur einer simplen architektonischen Form werden auf diese Weise unterschiedlichste Räume und Atmosphären erzeugt. -sh
Bautafel
Architektur: Estudio MMX, Mexico City
Projektbeteiligte: Retrat, Mexico City (Bauunternehmen); BVG, Mexico City (Bauingenieur); PAAR, Mexico City (Landschaftsarchitektur)
Bauherr/in: Gemeinde Jojutla
Fertigstellung: 2019
Standort: C. Cuauhtémoc 106, Centro, 62900 Jojutla de Juárez, Morelos, Mexiko
Bildnachweis: Dane Alonso, Mexico City
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