Kompetenzzentrum LOGL in Weil der Stadt
Holzbau mit Null-Emissions-Konzept
Den Landesverband für Obstbau, Garten und Landschaft (LOGL) hat sich der Bewahrung der Kulturlandschaft und der Vermittlung von Fachwissen aus der Obst- und Gartenkultur verschrieben. Zugleich möchte er offen sein für neue Entwicklungen auf dem Gebiet und die gegenwärtige und zukünftige Gartenkultur mitgestalten. Dieses Spannungsfeld sollte nun in einem neuen Kompetenzzentrum im Städtchen Weil der Stadt bei Stuttgart seinen Ausdruck finden. Das Büro Lohrmannarchitekten hat diesen Wunsch in eine Art moderne Holzscheune übersetzt, die im Betrieb keine Emissionen freisetzt.
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Der LOGL ist einer der mitgliederstärksten Verbände Baden-Württembergs und verfolgt mit dem Neubau primär das Ziel, einen öffentlichen Ort der Wissensvermittlung zu schaffen. Der Baugrund für dieses Vorhaben befindet sich etwas südlich des bebauten Stadtgebiets inmitten einer gemischten Ackerland-Wald-Landschaft. Direkter Nachbar ist die Landesakademie für Jugendbildung. Dort wurden umgeben von Bäumen und Wiesen zwei unterschiedlich große, versetzt zueinander angeordnete Holzbauten errichtet. Sie sind typologisch an die süddeutschen Holzscheunen angelehnt, mit einer Gebäudehülle aus heimischen Nadelhölzern und einer Blechdachverkleidung. Das kleinere Volumen dient als Technik- und Lagerraum. Die Fassade des Hauptgebäudes erhielt traufkantenhohe Schiebeelemente als Scheunentor-Zitat, die zugleich als außenliegender, flexibel verschiebbarer Sonnenschutz fungieren. Das Stahlbetonfundament beider Baukörper bildet einen deutlich sichtbaren Sockel, der das Holz vor Feuchtigkeit aus dem Boden schützt.
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Weniger Graue Energie durch Regionalität
Der Betonsockel bildet auch für das Treppenhaus im Innenraum das gestalterische Fundament. Lediglich der Fahrstuhlschacht ist bis ins Obergeschoss aus Beton ausgeführt. Ansonsten dominiert Holz die Atmosphäre. Im Gegensatz zur Gebäudehülle aber sind im Inneren verschiedene Laub- und Obsthölzer verbaut. Mit dieser Durchmischung von Holzwerkstoffen und Holzarten, erläutert Architekt Holger Lohrmann, „können die konkreten Eigenschaften des jeweiligen Baustoffes zielgerichtet Verwendung finden. Dies soll modellhaft aufzeigen, dass der moderne Holzbau die große Bandbreite an Möglichkeiten zur Nadel- und Laubholznutzung in einem Projekt vereinen kann.“ Der größtmögliche Einsatz des nachwachsenden Rohstoffs und die daraus folgende Schonung von Ressourcen war jedoch genauso wichtig wie die Aktivierung einer regionalen Wertschöpfungskette. Durch die Wahl von regionalen Ressourcen, Herstellern und Handwerkern konnte der CO₂-Ausstoß beim Bau des Besucherzentrums auf ein Minimum reduziert werden.
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CO₂-freier Gebäudebetrieb
Von Beginn an war das Projekt als energetisches Null-Emissions-Gebäude geplant. Für die Warmwasserbereitung und Heizwärme sorgt eine Luft/Wasser-Wärmepumpe in Monoblock-Ausführung mit einer maximalen Wärmeleistung von 9,5 kW, die vor der Nordfassade des Technikhauses steht. Durch die Inverter-Technologie kann sie auch zur Kühlung genutzt werden, dann mit einer maximalen Kühlleistung von 15,3 kW. Die Abwärme des Inverters wird außerdem zur Rücklaufanhebung genutzt, wodurch die Gesamteffizienz der Anlage gesteigert wird. Eine 9 kW große Photovoltaikanlage auf dem Dach liefert den Strom für die Wärmepumpe. Ergänzt wird das System von einem 200 Liter großen Pufferspeicher, in dem die Wärmeenergie bei geringem Bedarf zwischengespeichert wird. Die Übergabe der Wärme (und Kälte im Sommer) an den Innenraum erfolgt über eine Fußbodenheizung. Für eine Absicherung im Störungsfall gibt es darüber hinaus einen Anschluss ans öffentliche Stromnetz.
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Um durch die Frischluftzufuhr keine Wärmeverluste zu erleiden, werden die Innenräume über eine kleine, dezentrale Lüftungsanlage mit effizienter Wärmerückgewinnung belüftet. Eine Wärmeversorgung durch die Wärmepumpe benötigt die Anlage deshalb nicht, lediglich im Spitzenlastfall, wenn also die Wärme aus der Abluft nicht ausreicht, um die Zuluft auf das benötigte Temperaturniveau zu heben, springt eine elektrische Zusatzbeheizung an. Eine Regenwasserzisterne sammelt das anfallende Niederschlagswasser, sodass auch diese wertvolle Ressource gespeichert und für die Gartenbewässerung genutzt werden kann.
Das Schulungszentrum hat jüngst den Holzbaupreis
Baden-Württemberg 2024 erhalten. -tg
Bautafel
Architektur: lohrmannarchitekten, Stuttgart
Projektbeteiligte: FM Ingenieure, Herrenberg (Tragwerk); Die PlanSchmide, Vaihingen/Enz (Gebäudetechnik); Bauphysik 5, Backnang (Bauphysik); Duppel Ingenieurbüro, Rutesheim (Vermessung)
Bauherr*in: Landesverband für Obst, Garten und Landschaft (LOGL) e. V., Weil der Stadt
Fertigstellung: 2023
Standort: Am Malersbuckel 11, 71263 Weil der Stadt
Bildnachweis: Volker Schrank, Stuttgart
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