Bauhaus Dessau
Energetische Sanierung im Denkmal
Richtungsweisend, Ikone der Moderne, Unesco-Weltkulturerbe seit 1996 – das alles ist das Dessauer Bauhaus. Doch der historische Gebäudekomplex verbrauchte enorm viel Energie. Fehlende Wärmedämmung und Einscheibenverglasung hatten nicht nur hohe Heizkosten zur Folge, sondern führten auch dazu, dass viele Räume im Winter nur unzureichend zu beheizen waren, während die Raumtemperaturen im Sommer teilweise auf über 35°C anstiegen. Um das zu ändern, entschloss man sich 85 Jahre nach der Errichtung des Gebäudes zu einer energetischen Sanierung. Die Planung übernahm das Berliner Architekturbüro Winfried Brenne, finanziert wurden die Baumaßnahmen über das Konjunkturpaket II der Bundesregierung. Heute spart die Stiftung Bauhaus mehr als ein Drittel an Heizenergie ein, gleichzeitig lassen sich viele Räume wieder ganzjährig nutzen.
Gallerie
Als das vom Bauhausbegründer und Architekten Walter Gropius geplante Gebäude 1926 eröffnet wurde, war die „verschachtelte Kiste“ auf freiem Feld Sensation und Aufreger zugleich. Die damalige Kunst-, Design- und Architekturschule Bauhaus demonstrierte eine neue richtungsweisende Architekturauffassung, die bis heute das Baugeschehen beeinflusst.
Das Gebäude besteht aus drei L-förmigen Trakten, die wie die Flügel einer Papierwindmühle angeordnet sind. Jeder Gebäudeteil ist funktional vom anderen getrennt. Im ersten Trakt, dem Nordflügel, befanden sich die zunächst die Technischen Lehranstalten, später eine Berufsschule. Im Atelierhaus wohnten auf fünf Etagen Studenten des Bauhauses. Heute werden die Appartements frei vermietet. Dieser Gebäudeteil besitzt auf der Ostseite herauskragende Einzelbalkone und im Süden lang gezogene, die Gebäudeecke umgreifende Balkone. Der dritte Gebäudekomplex mit der über drei Geschosse reichenden Glasvorhangfassade beherbergte die Werkstätten. Ein eingeschossiger Zwischenbau – die Festebene mit Aula und Mensa – verbindet den Werkstattflügel mit dem Atelierhaus, während die zweigeschossige Brücke die Werkstätten mit der Schule verbindet. In der Brücke befand sich bis 1928 das Baubüro von Gropius. Heute wird ein Großteil der Räume von der Stiftung Bauhaus Dessau genutzt.
Die Sanierung erfolgte in enger Abstimmung der Architekten mit der Bauabteilung des Bauhauses, der Denkmalpflege Sachsen-Anhalt und dem Internationalen Rat für Denkmalpflege. Dabei wurde das Gebäude klima- und heizungstechnisch optimiert sowie die Gebäudehülle gedämmt und eine denkmalgerechte Doppelverglasung eingebaut. Besonders aufwendig war die Sanierung des Ateliergebäudes und der Glasfassade am Nordflügel. Einscheibenverglasung, ungedämmte Stahlprofile und kalte Zugluft im Winter sind jetzt passé. Die neuen, speziell angefertigten Fensterelemente sind nicht nur ungleich besser isoliert, sie ähneln den Originalprofilen von 1926 auch deutlich mehr, als die ausgebauten Fensternachbauten aus dem Jahr 1976.
Eine weitere Maßnahme zur Energieeinsparung ist die Umnutzung
des Gebäudes. Die Büros aus dem Werkstattflügel, deren Nutzer
aufgrund der großen Glasfassaden unter starken
Temperaturschwankungen litten, zogen in den Nordflügel. Der
geräumte Werkstattflügel wird stattdessen für Ausstellungen genutzt
und im Winter auf maximal 16°C geheizt. Das reduziert die
Heizkosten erheblich. Zudem haben nun auch die vielen Besucher
einen Blick auf die berühmte Fassade aus unzähligen, sich
spiegelnden Fenstern.
Energiekonzept
Das Gebäude wird mit Fernwärme aus Kraft-Wärme-Kopplung versorgt. Die optimierte
Hydraulik und eine auf die Nutzung abgestimmte Steuerung verbessern
die Heizungsanlage. Neue Pumpen und gedämmte Heizleitungen im
gesamten Gebäude senken den Heizenergieverbrauch, ohne in die
Architektur einzugreifen. Die Bestimmung der Raumtemperaturen
erfolgt über ferngesteuerte Heizkörperregler mittels Funk. Diese
sind auf gewünschte Heizzeiten programmierbar und können den
Wärmebedarf auf den Nutzer anpassen. In Nebenräumen wurden die
Heizungsanlagen rückgebaut. So werden z.B. Lagerräume nur noch über
Abwärme temperiert.
Auf dem Dach des Bauhausgebäudes und einem Nebengebäude befindet
sich eine mit der Denkmalpflege abgestimmte Photovoltaikanlage. Die
rahmenlosen und besonders flachen Module bilden eine geschlossene
Fläche und sind so von unten fast unsichtbar. Beide Anlagen
zusammen erwirtschaften eine Einspeisevergütung von 16.400 Euro pro
Jahr.
Bautafel
Architekten: Walter Gropius; Winfried Brenne Architekten, Berlin (Denkmalgerechte energetische Sanierung)
Projektbeteiligte: Transsolar Energietechnik, Stuttgart (Beratung Klima- und Energiekonzept); Montanstahl, Stabio/CH und MHB, Herveld/N (Fenster); GN Bauphysik, Stuttgart (Bauphysik/Akustik)
Bauherr: Stiftung Bauhaus Dessau
Fertigstellung: 1926; Sanierung 2011
Standort: Gropiusallee 38, 06846 Dessau-Roßlau
Bildnachweis: Stiftung Bauhaus Dessau
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