Institut für Angewandte Photophysik der TU Dresden
Abwärmenutzung, Bauteilaktivierung, Lüftung mit WRG und Photovoltaik
Für eine zukunftsorientierte Hochschule mit hohem Forschungsanspruch kann auch die Umsetzung eines campuseigenen Neubaus zum innovativen Projekt werden. Ein Beispiel ist das Institutsgebäude für Angewandte Photophysik der Technischen Universität Dresden. Genutzt wird es von den Lehrstühlen für Optoelektronik und Experimental-/Photophysik des Fachbereichs Physik, geplant wurde es von der Dresdener Dependance der Architekten Heinle, Wischer und Partner.
Gallerie
Das etwa 73 Meter lange und 25 Meter breite Institutsgebäude
entstand im Kerngebiet der TU in der Südvorstadt, direkt an der
Schnittstelle zwischen dem alten Universitätsgelände und dem neuen
Hochtechnologie Campus. Es erstreckt sich in Nord-Südrichtung und
überwindet dabei eine Höhendifferenz von vier bis fünf Metern.
Demzufolge variiert die Geschosszahl bei gleichbleibender
Traufkante zwischen vier am nördlichen Ende und drei im Süden, wo
die Haupterschließung liegt. Ein weiterer Eingang ist an westlichen
Längsseite angeordnet. Durch den Einschnitt einer Dachterrasse in
die ansonsten ruhige Kubatur des Gebäudes nahmen die Architekten
Bezug auf die umliegende heterogene Bebauung, die sich aus
blockartigen Baukörpern im Westen und Einzelhäusern im Osten
zusammensetzt.
Eine Pfosten-Riegel-Fassade aus geschosshohen, vertikalen
Glaselementen und hinterlüfteten, weißen Aluminiumpaneelen erzeugt
eine optische Einheitlichkeit. Hinter der klar gestalteten
Gebäudehülle verbirgt sich ein komplexes Raumprogramm: Auf einer
Nutzfläche von 3.250 Quadratmetern befinden sich Büros sowie eine
Vielzahl unterschiedlicher Labor-, Mess- und Reinräume, deren
Ausführung sehr spezifischen, technischen Ausstattungsvorgaben
unterlag. So mussten beispielsweise die Böden schwingungsfrei und
rutschhemmend sein, eine minimale Aufladungsneigung und eine
geringe Partikelemission (Abrieb) haben. Herz des Gebäudes ist ein
glasüberdachtes Atrium, das nicht nur die zentrale Erschließung
beherbergt, sondern auch großzügige und lichtdurchflutete
Aufenthaltsbereiche und Kommunikationszonen.
Energiekonzept
Ein Schwerpunkt der Forschungsarbeit liegt in der Entwicklung neuer
Materialien. Dementsprechend wurde auch in der Umsetzung des
Neubaus auf innovative Techniken zurückgegriffen. Anstelle einer
externen Wärmeversorgung wird die Abwärme des benachbarten
Hochleistungsrechenzentrums der TU Dresden zur Energieversorgung
genutzt. Auch die Lüftungsanlagen arbeiten mit Wärmerückgewinnung. Die Temperaturregulierung der
Räume erfolgt über Bauteilaktivierung in den Massivdecken und
ergänzende Flächenheizungen. Der Beton, in den das Heiz- und
Kühlsystem aus wasserführenden Rohrleitungen integriert ist, dient
als Übertragungsfläche und Speichermasse.
Auf dem Flachdach ist eine 400 Quadratmeter große
Photovoltaikanlage installiert. Sie versorgt das Gebäude mit selbst
erzeugtem Strom, der über Wechselrichter ins Hausnetz eingespeist
wird. Die PV-Anlage ist darüber hinaus auch Forschungsgegenstand:
Das Institut beschäftigt sich intensiv mit der Entwicklung
organischer Solarzellen. Flexibel und teiltransparent bieten diese
eine Bandbreite an Nutzungsmöglichkeiten und können in Form einer
Klebefolie überall angebracht werden. Auf der Attika des Neubaus
wurden umlaufend 45 Folien mit je 1,75 Meter Länge appliziert. Für
eine zukünftige Integration weiterer organischer Solarzellen in die
Gebäudehülle, haben die Studenten und Lehrenden derzeit die
südliche Glasfassade des Instituts im Visier. -ame
Bautafel
Architekten: Heinle, Wischer und Partner, Dresden
Projektbeteiligte: ISP Scholz Beratende Ingenieure, Leipzig (Tragwerkplanung); ILK Institut für Luft- und Kältetechnik, Dresden (HLS-Planung); IPN Laborprojekt, Dresden (Laborplanung); SBS Metallbau, Fensterbach (Fassadenbekleidung)
Bauherr: Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement, Niederlassung Dresden II
Fertigstellung: 2016
Standort: Nöthnitzer Straße 61, 01187 Dresden
Bildnachweis: Michael Moser, Leipzig; Heinle, Wischer und Partner, Berlin; Heliatek, Dresden
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