Atelier- und Bürohaus in Weimar
Prototyp eines Passivhauses aus Holzbeton
Dem Geist ihres Namens folgend, hat sich die Bauhaus-Universität Weimar Offenheit, Nähe zur industriellen Praxis, Internationalität und vor allem Experimentierfreudigkeit auf die Fahnen geschrieben. Für das Letztere bietet der Campus ideale Voraussetzungen: Als Werkstatt und Laboratorium wird er von Studenten der Architekturfakultät dazu genutzt, aktuelle Anforderungen an Architektur, Umweltgestaltung und Planung in Projekten auf allen Maßstabsebenen ausprobieren. Sie planten auch das sogenannte Green House, das als Experimentalbau unter der Leitung von Walter Stamm-Teske entstand.
Gallerie
Mit einer Nutzfläche von rund 500 m² steht das dreigeschossige Bürogebäude den 50 Mitarbeitern der Architekturfakultät zur Verfügung und beherbergt außerdem zahlreiche Ateliers. Errichtet wurde es in Holzrahmenbauweise in Kombination mit einem neuartigen Baustoff, dem Holzbeton, der aus Holzhäckseln und Zement besteht. Aus ihm wurden 8 cm starke Bauplatten mit einer Größe von 1,25 x 1,25 m hergestellt. Insgesamt 26 dieser großformatigen Elemente kamen zum Einsatz. Sie wurden auf der gedämmten Holzrahmenkonstruktion zusammengefügt und dienten direkt als Putzuntergrund. Mit den vorfabrizierten Elementen konnte der Rohbau in nur sechs Tagen errichtet werden.
Um die thermischen Verluste so gering wie möglich zu halten,
sind sämtliche Fenster des Gebäudes in Dreifachverglasung und bis
auf die notwendigen Öffnungen des Eingangsbereiches und des zweiten
Rettungsweges als Festverglasung ohne Rahmen ausgeführt. Bei
Fenstern, die direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt sind, sahen
die Planer zusätzlich ein im Glaszwischenraum liegenden
Sonnenschutz vor. Ein Oberlicht belichtet den zentral gelegenen
Erschließungskern mit großzügiger Treppenanlage, über die man in
die zwei Obergeschosse gelangt.
Heizung/Energiekonzept
Um den Passivhaus- bzw. den später angestrebten
Nullenergiehaus-Standard zu erreichen, wurde ein kontrolliertes Be-
und Entlüftungssystem integriert. Ein Erdwärmetauscher unterhalb der Bodenplatte
temperiert die Außenluft sowohl im Heiz- als auch Kühlfall vor.
Dabei wird Abluft im Sanitär- und Küchenbereich abgesaugt,
die Zuluft wiederum im Bereich der Arbeitsplätze
eingeblasen.
Rechnerisch würde für das Gebäude eine Luftheizung ausreichen. Das bedeutet, dass die Aufheizung des Gebäudes ausschließlich über die Wärmeentwicklung der im Raum anwesenden Personen und Geräte erfolgt. Falls diese in lang anhaltenden Kälteperioden doch einmal nicht reichen sollte, installierten die Planer zur Sicherheit eine zusätzliche Fußbodenheizung – sowohl in der Bodenplatte als auch in den Deckenestrichen. Sie erhält ihre Wärme aus den Energieüberschüssen eines Nachbargebäudes.
Geplant aber noch nicht umgesetzt sind Solarmodule und
-kollektoren hinter der erhöhten Attika auf dem Flachdach, mit
deren Strom- und Wärmelieferung der Nullenergiehaus-Standard
erreicht werden soll.
Bautafel
Architekten: Walter Stamm-Teske mit Architekturstudierenden, Bauhaus Universität Weimar
Projektbeteiligte: Teschner Stuck, Kromsdorf (Stuck-Arbeiten); Schleusener Metallbau, Weimar (Metallbau-Arbeiten); Elektro Silber, Gräfinau-Angstadt (Elektroarbeiten); Swen Thomas HLS, Weimar (Heizung-Lüftung-Sanitär); RSB Johannes Eisleb, Erfurt (Dach); IPH Klawonn Selzer, Weimar (Technische Gebäudeausrüstung); Bechthold Ingenieurgesellschaft, Weimar (Ingenieurplanung); Pabst und Partner, Weimar (Brandschutzkonzepte und -planung, Tragwerkplanung)
Bauherr: Bauhaus Universität Weimar
Fertigstellung: 2011
Standort: Bauhausstraße 7C, 99423 Weimar
Bildnachweis: Bauhaus Universität Weimar und Tobias Haag, Weimar
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