Centrum Bavaria Bohemia in Schönsee
Eindeckung aus Glas
Das ursprüngliche Gebäude stammt bereits aus dem 17. Jahrhundert. Es diente als Kommunbrauhaus. 1950 wurde die alte traditionelle Nutzung aufgegeben und das Gebäude verfiel seit dem zunehmend. Maßnahmen, die das verhindern sollten, belasteten die Stadtkasse derartig, dass die Bevölkerung schließlich für den Abriss plädierte. Dieser konnte jedoch vermieden werden. Da sich das Gebäude für die zukünftige Nutzung als Sitz eines Institutes zu klein herausstellte, beschloss die Stadtverordnetenversammlung eine Erweiterung. Die so beschlossene Aufstockung des Gebäudes wurde von den Architekten mit einer konstruktiven statischen Sicherung verbunden. Daraus entstand ein fortlaufendes "Haus in Haus" Prinzip. Mit fünf Edelstahlankern pro Quadratmeter wurde eine überstehende, kastengegründete Stahlbetonkiste an dem alten Gemäuer fixiert. Der neue Stahlbeton konnte fugenlos an das alte Mauerwerk betoniert werden. Die sich ergebenen überstehenden Betonwände wurden mit Putzträger-Platten aus Recyclingglas erstellt. An sie wurden die grünlichen Glasplatten im Format 30 x 150 cm in einem wilden Verband geklebt.
Gallerie
Dach
Ursprünglich besaß das alte Gebäude ein Satteldach,
bevor dieses im Rahmen der ersten Erhaltungsmaßnahmen in ein Dach
mit einem Krüppelwalm umgewandelt wurde. Der Versuch der
Architekten, die ursprüngliche Gestaltung wieder herzustellen,
scheiterte an der Haltung des Denkmalschutzamtes, bereits bezahlte
Gelder wieder zurückzufordern. Der Alte Turm - in dem früher die
gekeimte Gerste getrocknet wurde - erhielt eine Stahlbetondecke und
wird nun als Aussichtsplattform genutzt. Der östliche
Aufbau sollte mit einer Biberschwanzziegel Eindeckung versehen
werden. Gewählt wurden aber keine konventionelle Ziegel, sondern
Glasziegeln, die früher häufig zur Beleuchtung von Scheunen genutzt
wurden. Leider konnte kein Hersteller mehr gefunden werden, der
diese Glasbiberschwanzziegel in Serie herstellte.
Thermoplastische Kunststoffvarianten schieden aus. Die Firma Irldbacher, ein Spezialglashersteller aus Schönsee, erklärte sich schließlich bereit, die Glasziegel zu fertigen. Ein enormer Aufwand für den gewünschten Effekt, dass abends bei Dunkelheit das Dach von innen heraus in bunten Farben erstrahlt.
Das Dach wurde von der Innenseite mit einer grün beschieferten Dachbahn abgedeckt. So wird bei Tag ein Effekt erzielt, der die Eindeckung grünlich erscheinen lässt. Das Licht für den Abend wird über Projektoren mit Glasfaserleitungen an die Unterseite der Ziegel geleitet. Jede Schindel stellt quasi einen Pixel dar. Somit lassen sich Farbenspiele im Großformat erzeugen. So können zum Beispiel je nach Nutzung des Medienraumes durch verschiedene Firmen deren Logofarben im Dach dargestellt werden. Bei der Dachkonstruktion ist innen eine doppelte Gipskartonbekleidung angeordnet. Hinter dieser ist eine Installationsebene vor der Dampfbremse vorgesehen. Als Wärmedämmung wurde eine hinterlüftete Mineralfaserdämmung verwendet. Die Hinterlüftung wurde gewählt, um sicherzustellen, dass eventuell anfallende Wärme von den Kabeln schnell abgeleitet wird. Die beschieferte Unterdeckung liegt auf einer vollflächigen Schalung. Darüber folgen Konterlattung und Dachlattung bis hin zur Eindeckung. Die letzten Reihen unter dem First und der First selber sind mit normalen Tonbiberschwanzziegeln in Anthrazit eingedeckt.
Die Entwässerung erfolgt über innen liegende Kupferkastenrinnen. Um auch bei Frost und Schnee eine sichere Ableitung anfallenden Niederschlagswasser zu gewährleisten, wurden Rinnenheizungen eingebaut.
Der Westflügel des Gebäudes schließlich wurde vollständig mit üblichen Tonziegelbiberschwänzen im Format 18/38 eingedeckt.
Bautafel
Architekten: Brückner & Brückner, Tirschenreuth
Projektbeteiligte: Hans Hanauer, Oberviechtach (Dachdeckerarbeiten); Irlbacher, Schönsee (Glasbiberschwanzziegel); Schieber, Schönsee (Spenglerarbeiten); Gerhard Schmeller, Mähring (Zimmererarbeiten)
Bauherr: Stadt Schönsee
Fertigstellung: Oktober 2006
Standort: Schönsee
Bildnachweis: Peter Manev, Selb