Wohnanlage Sophienallee in Hamburg
Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung minimiert den Heizbedarf
Der Hamburger Stadtteil Eimsbüttel ist einer der am dichtesten besiedelten Bezirke der Hansestadt, geprägt ist er von mehrgeschossigen Bebauungen, zahlreichen Grünflächen und einer guten infrastrukturellen Anbindung. In der Sophienalle entstand nach Plänen des Hamburger Büros Neustadtarchitekten ein fünfgeschossiges Mehrgenerationenhaus für eine Baugemeinschaft aus jungen Familien, Senioren, Paaren und Singles. Der technische Standard des Gebäudes wurde nach den Anforderungen an ein Passivhaus konzipiert.
Gallerie
Der Gebäuderiegel, dessen Längsseiten nach Osten und Westen orientiert sind, schließt im Süden durch einen kleinen Gelenkbau mit gemeinschaftlicher Dachterrasse an das bestehende Nachbargebäude an. Die Tragstruktur wurde in Schottenbauweise mit unterschiedlichen Achsmaßen realisiert, was eine flexible Aufteilung der Wohnungsgrundrisse ermöglichte: 16 Einheiten mit Größen zwischen 63 und 130 m² konnten realisiert werden, die allesamt barrierefrei ausgeführt und über zwei Erschließungskerne zu erreichen sind. Das Erdgeschoss nimmt neben der Tiefgarageneinfahrt im Norden einen Technik- und Gemeinschaftsraum sowie einen Durchgang zum Garten im Westen auf.
Die luftdichte Gebäudehülle des Massivbaus ist in drei Bereiche gegliedert. Das Erdgeschoss und das oberste Geschoss sind mit hochwärmegedämmten Holzrahmenfertigteilen aus Lärche verkleidet und bilden den sichtbaren oberen und unteren Abschluss des Hauses. Die dazwischen liegenden drei Geschosse sind weiß verputzt. Im Westen werden sie durch drei hervorspringende, leuchtend grün verkleidete Boxen vertikal gegliedert, die durch holzbeplankte Balkone miteinander verbunden sind. Im Osten treten die ebenfalls grün gestalteten Treppenhäuser in Erscheinung. Durch die rhythmische Gliederung der Fenster und die Wahl der drei Materialien (Lärchenholz, weißer Putz und grüne Faserzementplatten) entsteht ein lebendiges Fassadenspiel, das die Flexibilität des Gebäudes widerspiegelt.
Gebäudetechnik
Auf dem Dach des Mehrgenerationenhauses befindet sich in zwei
Zentralen je eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung ohne Nachheizregister. Etwa
stündlich tauschen sie die Raumluft der Wohnungen ungefähr zur
Hälfte aus. Die Luftwechselrate beträgt 0,45 – dieser Wert
entspricht dem hygienischen Luftwechsel, der notwendig ist, um
ausreichend Frischluft in den Wohnräumen bereitzustellen und
Feuchtigkeit in Nassräumen und Küchen zu vermeiden. Die Zu- und
Abluftmenge können die Bewohner selbst in drei Stufen
regulieren.
Mit dem Wärmerückgewinnungssystem lassen sich mehr als 80% der
Wärme zurückgewinnen: Der Abluft wird die Wärmeenergie entzogen und zur
Erwärmung der frischen Zuluft genutzt. Weil auch die solare Einstrahlung
für die Erwärmung der Räume genutzt wird, ist eine zusätzliche
Beheizung kaum notwendig. Trotzdem wurde im Keller das sogenannte
„Zuhause-Kraftwerk“ installiert: Das kleine Blockheizkraftwerk produziert parallel Wärme und
Strom, letzterer wird in das öffentliche Netz eingespeist. Dabei
beträgt die Wärmeleistung 34 kW und die elektrische Leistung 20 kW.
Weil die benötigte Heizungswärme gering ist, läuft das Kraftwerk
lediglich zwischen einer und fünf Stunden pro Tag, die produzierte
Wärme wird in drei Pufferspeichern mit einem Fassungsvermögen von
je 1.000 Litern gesammelt.
Bautafel
Architekten: Neustadtarchitekten, Hamburg
Projektbeteiligte: Ingenieurbüro für Tragwerksplanung Anke Hämmerling, Hamburg (Tragwerksplanung); Büro für Energie- und Lichtplanung C. Roggendorff, Hamburg (Haustechnik); Lichtblick, Berlin (BHWK-Modul); Holzbekleidung Hoya Holz, Bruchhausen-Vilsen (Holzfassade); Gealan Fenster-Systeme, Oberkotzau (Fenster);
Bauherr: Baugemeinschaft Sophienallee, Hamburg
Fertigstellung: Juli 2011
Standort: Sophienallee 25 - 27, Hamburg-Elmsbüttel
Bildnachweis: Fotodesign Christoph Gebler, Hamburg
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