Klimaschutzsiedlung „Wohnen am Ballenlager“ in Greven
Energieeffizientes Zusammenspiel von PV und Wärmepumpen
Mit dem 2009 begonnenen Projekt „100 Klimaschutzsiedlungen in NRW“ will die nordrhein-westfälische Landesregierung einen eigenen Beitrag zur Energiewende leisten und die nachhaltige Entwicklung von Stadtgebieten unter ressourcenschonenden Aspekten fördern. Durch den Einsatz regenerativer und umweltschonender Technologien sollen die CO₂-Emissionen in Wohnsiedlungen gesenkt werden. In Greven, das auf halber Strecke zwischen Osnabrück und Münster liegt, entstand jetzt bereits die zweite Klimaschutzsiedlung nach Plänen des ortsansässigen Büros Hildebrand und Welp: die Anlage Wohnen am Ballenlager erreicht Passivhausstandard und hat einen jährlichen Heizwärmebedarf von weniger als 15 kWh/m².
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Auf 5.000 Quadratmetern ehemaliger Industriebrache nordwestlich der Innenstadt platzierten die Architekten vier frei stehende Mehrfamilienhäuser mit zwei bis drei Geschossen lose um eine Grünfläche herum. Mit einer Bruttogeschossfläche von insgesamt 4.200 Quadratmetern beherbergen sie 58 Wohnungen mit zwei bis drei Zimmern und Größen zwischen 53 und 100 Quadratmetern. Die Wohnungen im Erdgeschoss haben ebenerdige Terrassen, in den Obergeschossen gibt es Balkone und vor den zurückgesetzten Staffelgeschossen teilweise umlaufende Dachterrassen. Unterirdisch befindet sich eine gemeinsame Tiefgarage mit eigenen Aufgängen für jedes Haus.
Die kompakten, einheitlich gestalteten Baukörper wurden in Massivbauweise errichtet. Die zweischalige Außenwandkonstruktion besteht aus Kalksandsteinen, die gedämmt und mit roten Klinkern verkleidet wurden. Die Außenwände der weiß verputzten Staffelgeschosse sind aus Porenbeton und einem Wärmedämmverbundsystem erstellt und die Attiken wärmebrückenfrei aus einem fugenlos verklebten, umlaufenden Dämmsystem. Dreifach verglaste Fenster vervollständigen die luftdichte Gebäudehülle.
Gebäudetechnik
Herzstücke des energetischen Konzepts der Klimaschutzsiedlung sind
drei große Sole-Wasser-Wärmepumpen und eine Photovoltaik- und
Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Die Wärmepumpen haben eine
Wärmeleistung von bis zu 55,83 kW und sind in Kaskade geschaltet.
Über 37 Erdsonden, die sich knapp 100 Meter unterhalb der
Tiefgarage befinden, nutzen die dauerhaft im Erdreich gespeicherte
Wärme und verwenden sie zur Beheizung (über Fußbodenheizungen) und
zur Warmwasserbereitung aller Wohnungen.
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Im Sommer kann das System zur passiven Kühlung der Gebäude genutzt werden. Hierbei wird die niedrige Temperatur des Erdreichs über einen Wärmetauscher auf das Heizungswasser der Fußbodenheizung übertragen, ohne dass die Wärmepumpe aktiv arbeiten muss. Zwei Warmwasserspeicher und zwei Heizungspufferspeicher mit je 1.000 Litern Fassungsvermögen sorgen dafür, dass den Haushalten immer ausreichend warmes Wasser zur Verfügung steht.
Die Be- und Entlüftung der Wohnungen erfolgt dezentral auf mechanischem Wege: Lüftungsanlagen mit Wärmerückgewinnung in den Küchen oder den Hauswirtschaftsräumen der Wohnungen sorgen fortwährend für eine Lufterneuerung. Dabei entziehen sie im Gegenstromverfahren der Abluft die Wärme und nutzen diese, um die frische Zuluft vorzuwärmen. In den Küchen und Bädern wird die gebrauchte Luft abgezogen und den Wohnbereichen regelmäßig Frischluft zugeführt. Ein leicht zu wechselnder Filter befreit die Luft von Staubpartikeln.
Auf den Flachdächern der Häuser befinden sich insgesamt 552 Photovoltaikmodule mit einer Gesamtleistung von 135,25 kWp, die die Siedlung samt Anlagentechnik mit regenerativ erzeugtem Strom versorgen. Eine für dieses Objekt entwickelte Regelungstechnik, inklusive Koppelung an Wetterprognosen, sorgt für das energieeffiziente Zusammenspiel von PV-Anlage und Wärmepumpen, sodass für Heizung und Warmwasserbereitung der eigen erzeugte Sonnenstrom genutzt werden kann: Vier Pufferspeicher mit einem Gesamtfassungsvermögen von 6.000 Litern erlauben es, möglichst viel Wärme durch selbst erzeugtem Strom zu speichern und Überschüsse für ertragsarme Phasen zu bevorraten.
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Bautafel
Architekten: Hildebrand und Welp Architekten, Greven
Projektbeteiligte: Bednarowicz-Kaya-Kirst, Greven (Tragwerksplanung); Bien & Schütte, Greven (HLKS-Planung); Gebäude Energie Beratung Schulte-Austum, Emsdetten (Energieberatung); Ingenieurbüro für Energiemanagement, Paderborn und Marl (Passivhauskonzept und Geothermie); Geowell Erdwärme, Marl (Geothermiebohrungen und Anschlüsse); (Stiebel Eltron, Holzminden (Wärmepumpen)
Bauherren: Elke und Ulrich Riestenpatt-Richter, Ingolstadt
Fertigstellung: 2014
Standort: Philipp Manz-Straße 4-10, 48268 Greven
Bildnachweis: Hildebrand und Welp Architekten, Greven und Stiebel Eltron, Holzminden
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