Gewerbe- und Wohnbau in Berlin
Zeitgemäßes Konzept bei dem Projekt Frizz23
Im Bereich des Wohnungsneubaus ist das Modell der Baugruppe recht erfolgreich: Mehrere Parteien lassen im Zusammenschluss Wohngebäude errichten. Die Vorteile liegen, neben den finanziellen Aspekten, in der Berücksichtigung individueller Wünsche bei der Grundrissgestaltung. Nun wurde erstmals ein Gewerbebau nach diesem Prinzip fertiggestellt. An der südlichen Friedrichstraße in Berlin hat das Büro Deadline Architekten mit Frizz23 ein Projekt umgesetzt, das mit den gängigen Bürohäusern wenig gemeinsam hat.
Gallerie
Solitär mit variierender Geschosshöhe
Der Bau grenzt an den Besselpark und befindet sich in direkter Nachbarschaft zum ehemaligen Blumengroßmarkt und zum neuen Verlagsgebäude der Taz, das im gleichen Jahr fertiggestellt wurde. Er fällt bereits durch seine Formgebung ins Auge: Über drei Grundstücke hinweg wurde er auf annähernd rechteckigem Grundriss als Solitär entwickelt, wobei sich auch drei unterschiedlich hohe Volumen abzeichnen. Ihre Geschosszahl variiert zwischen drei und sieben und verweist auf die vielfältigen Nutzungen im Innern, die in den Bereichen Kunst und Kreativwirtschaft, Bildung, Gastronomie bis hin zum Einzelhandel und zum Wohnen rangieren.
Die Kombination mit auskragenden Balkonen und einer außen
liegenden, gewendelten Fluchttreppe ergibt eine lebendige
Gesamterscheinung des Baukörpers. Bei der Gestaltung der
Gebäudehülle entschieden sich die Planenden für eine Bandfassade,
mit der auf alle Grundrissanforderungen reagiert werden kann. Große
Glasflächen werden mit opaken Elementen aus dunkelblauem Aluminium
gepaart und wechseln sich mit Bändern aus karbonisiertem Holz ab.
Das kontrollierte Verbrennen der oberen Holzschicht macht die
Verkleidung robuster gegen Witterungseinflüsse und geht mit einer
grau-braun changierenden Optik einher.
Vielfältige Mischung aus kulturellem Gewerbe und Wohnen
46 Gewerbeeinheiten wurden, den Bedürfnissen der Nutzerinnen und Nutzer entsprechend, individuell geplant und sind zwischen 25 und 280 m² groß. Insgesamt liegt die Brutto-Grundfläche bei 9.324 m², die Nutzfläche erreicht 5.648 m². Im fünfgeschossigen Westblock befinden sich Räumlichkeiten für die berufliche Weiterbildung mit einer Projekthalle im Erdgeschoss. Auf den sechs Geschossen des östlichen Gebäudeteils sind Minilofts zum Kurzzeitwohnen und ein Café untergebracht.
Der Mittelteil beherbergt zahlreiche kleinteilige Nutzungen, zum
Beispiel Werkstattläden für Fahrräder und Upcycling-Taschen, eine
Gemeinschaftsgalerie, Wohnateliers für Kunstschaffende, Studios für
Kreative sowie Coworkingräume und Büros für Architektur,
Online-Dienstleistungen oder Kommunikationsagenturen. Große Teile
der Dachflächen wurden als gemeinschaftliche Terrassen
gestaltet.
Elektro: Quadratische Schalter als Teil des Gesamtkonzepts
Die Materialpalette gestaltet sich im Innern übersichtlich und
zurückhaltend. Die neuen Arbeitsräume sind vorwiegend in
Sichtbeton, -estrich und Glas gehalten. Weiß gestrichene Wände
unterstreichen das schlichte Gesamtbild. Passend dazu wurden auch
die Details zeitlos ausgeführt: Schallabsorbierende Deckenelemente,
bodentiefe Vorhänge oder abgehängte Leuchten fügen sich mit
Selbstverständlichkeit in die Räume ein. Auch die quadratischen
weißen Schalter mit schmalem Rahmen sind Teil des Gesamtkonzepts
und kommen einzeln oder als vertikale Mehrfachschalter zum Einsatz.
-ik
Bautafel
Architektur: Deadline Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: EiSat, Berlin (Tragwerksplanung); Plaschka, Berlin (Gebäudetechnik); Priedemann Fassadenberatung, Großbeeren (Fassadentechnik); KLW Ingenieure, Berlin (Brandschutzplanung); MF Dr. Flohrer Beratende Ingenieure, Berlin (Bauphysik); planung.freiraum, Berlin (Außenanlagenplanung); Jung, Schalksmühle (Schalter LS 990 in Alpinweiß)
Bauherrschaft: Forum Berufsbildung; FrizzZwanzig; Miniloft Kreuzberg
Fertigstellung: 2018
Standort: Friedrichstraße, Berlin
Bildnachweis: Henrik Schipper, Dortmund
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