Tall Wood Buildings
Design, Construction and Performance
Birkhäuser Verlag, Basel 2020
2. überarbeitete und erweiterte Auflage, 200 Seiten, 120 schwarz-weiß und 200 farbige Abbildungen, A4, gebunden
Preis: 59,95 EUR
ISBN 978-3-0365-1885-3
Lange hauptsächlich im Ein- und Doppelhausbau eingesetzt, werden mittlerweile immer häufiger Konzepte für mehrgeschossige Gebäude in Holzbauweise entwickelt. Überarbeitungen der Landesbauordnungen berücksichtigen mehr und mehr die Eigenarten von Holz im Vergleich zu Massivbaustoffen, sodass mittlerweile sogar Hochhäuser aus dem nachwachsenden Baustoff realisiert werden konnten.
Der kanadische Architekt Michael Green beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit dem Thema Holz als Baustoff. Zusammen mit dem Autor und ehemaligen Architekten Jim Taggart fordert er im Buch Tall Wood Buildings ein Umdenken beim Bauen – weg von den „klassischen“ Stahl-, Beton-, Mauerwerkskonstruktionen hin zum Einsatz neuer Holztechnologien für den innovativen Hochhausbau. In der Verwendung von Holz sehen die Autoren einen unverzichtbaren Beitrag zu einem umweltverträglichen und zukunftsfähigen Bauen. Denn die Herstellung, der Betrieb wie auch der Rückbau von Gebäuden sind für einen erheblichen Anteil der weltweiten CO2-Emissionen verantwortlich. Damit trägt der Bausektor direkt zur Klimaerwärmung und deren Folgen bei.
Den Themen Nachhaltigkeit und Klimawandel widmen sich Green und
Taggert ausführlich zu Beginn des Buches. Sie plädieren für einen
kreislauffähigen Planungs-, Bau- und Rückbauprozess, in dem
Holzbaustoffe wieder ausgebaut und gezielt wiederverwendet werden
können. Im Anschluss werden unterschiedliche Holzbaustoffe und
ingenieurmäßige Konstruktionssysteme beschrieben. Um eine
wirtschaftliche Verwendung von Holzsystemen zu ermöglichen, seien
industriell vorgefertigte Produktionsprozesse notwendig, so die
Autoren. Dabei sind sie in keiner Weise Verfechter einer „reinen“
Holzbauweise; Baustoffe wie Stahl, Beton, Stahlbeton und
Kunststoffe werden ebenfalls thematisiert, sofern sie eine
sinnvolle Ergänzung bzw. Kombination mit Holzkonstruktionen
darstellen. So werden neben Skelett-, Schotten-, und
Massivkonstruktionen auch Hybridsysteme aus Holz- und
Stahlbetonelementen vorgestellt.
Sehr ansprechend sind die folgenden 18 unterschiedlichen Beispiele international realisierter Projekte. Anhand vieler schöner Fotografien, aussagekräftiger Zeichnungen und Prinzipskizzen wird so z.B. der Woodcube in Hamburg porträtiert – ein fünfgeschossiges Wohnhaus in Holzhybridbauweise. Um den Erschließungskern aus Stahlbeton (dieser ist aus Brandschutzgründen nach allen deutschen Landesbauordnungen notwendig) bilden Außenwände und Decken aus massiven Holzstapelplatten die Grundstruktur des Gebäudes.
Der Brandschutz ist auch der Grund dafür, dass Holz als Baustoff nach wie vor skeptisch beurteilt wird. Dass die Brennbarkeit des Materials mit zeitgemäßen Berechnungen und Konstruktionen kein Problem darstellt, wird im Buch gleich zu Anfang dargelegt. Mittlerweile ist nachgewiesen, dass Massivbauteile aus Holz einen ganz hervorragenden Feuerwiderstand besitzen und gerade im Vergleich zu Stahl durch ihr langsames und gleichmäßiges Abbrennverhalten sicherheitsrelevante Vorteile bieten.
Durch Einführung der Norm EN 1955 Eurocode 5 Design of
Timber Structures im Jahr 2004 und die folgende schrittweise
Überführung in nationales Recht wurde der Einsatz von Holzsystemen
in mehrgeschossigen Bauwerken vereinfacht. Selbst die USA, wo Holz
der bevorzugte Baustoff für kleinere Wohngebäude ist, hinken diesen
Regelungen immer noch hinterher. Um den sehr langwierigen Prozess
der Entwicklung und Einführung von Normen zu umgehen, schreiben
immer mehr Kommunal-, Regional- und Landesregierungen für
öffentliche Neubauten explizit den Einsatz von Holz aus
nachwachsenden, zertifizierten Quellen vor, z.B. einige Städte in
Schweden oder der Distrikt British Columbia in Kanada.
Tall Wood Buldings ist eine Pflichtlektüre für alle Planer und Planerinnen, die sich gezielt mit dem Thema Holz als Baustoff beschäftigen. Fachlich extrem fundiert, textlich und grafisch äußerst hochwertig gestaltet, bringt das Buch auf knapp 200 Seiten einen erheblichen Wissenszuwachs – und ist durch die wertige Darstellung zudem noch sehr angenehm zu lesen. Wer sich nicht mit dem englischen Text anfreunden kann, dem sei die 1. Auflage des Buchs empfohlen. Sie erschien 2017 unter dem Titel Hoch bauen mit Holz auf Deutsch und ist immer noch erhältlich (siehe Surftipps).
Aus dem Inhalt:
- Introduction: Wood, sustainability and climate change
- Building taller with wood
- Materials
- Structural systems
- Building performance
- Design and construction
- Technology
- Panel systems
- Frame systems
- Hybrid systems
- The way forward
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