Feuerwehrbauten – Handbuch und Planungshilfe
DOM publishers, Berlin 2025
2. aktualisierte Auflage, 528 Seiten, 750 Abbildungen, Format 225 × 280 mm, Hardcover
Preis: EUR 98,00
ISBN 978-3-86922-919-5
Moderne Gebäude für Feuerwehren sind nicht einfach funktionale Zweckbauten. Ihre Planung ist eine hochkomplexe Aufgabe – betriebsorganisatorische Abläufe, technische Anforderungen, rechtliche Rahmenbedingungen, gestalterische Fragen und soziale Funktionen müssen in Einklang gebracht werden. Das Buch Feuerwehrbauten – Handbuch und Planungshilfe von Stefan Meidl und Sebastian Loher ist eine bemerkenswerte Publikation, die sich mit einem zunehmend relevanten Thema innerhalb der Architektur- und Bauplanung befasst. Über 500 Seiten stark und angereichert mit rund 700 Abbildungen, bietet das Werk einen tiefgehenden, praxisnahen und interdisziplinären Zugang zur Planung und Realisierung von Feuerwehrbauten. Die Autoren, beide erfahren in der Projektierung und Begleitung von Feuerwachen, verbinden planerische, normative und gestalterische Aspekte auf beeindruckende Weise.
Meidl und Loher führen nicht nur durch die Grundlagen der Bedarfsplanung und Spezifika der Raumprogramme, sie betrachten die Entwicklung der Gebäudetypologie auch historisch und gesellschaftlich. Feuerwehrhäuser erscheinen nicht nur als Orte des Einsatzes, sondern auch als Kristallisationspunkte bürgerschaftlichen Engagements und öffentlicher Präsenz. Denn insbesondere im ländlichen Raum wirken Freiwillige Feuerwehren mit ihren Gerätehäusern und Feuerwachen auch heute noch identitätsstiftend.
Die Autoren gehen gründlich und strukturiert vor: Sie betrachten den Brandschutz nicht isoliert, sondern als Querschnittsthema, das sich durch alle Phasen der Planung und Ausführung zieht. In erster Linie zählen die funktionale Effizienz und Sicherheit eines Gebäudes – sowohl im Alltagsbetrieb als auch in potenziellen Gefahrenlagen. Im Kapitel zur Gebäudestruktur wird beispielsweise ausführlich erläutert, wie Brandabschnitte zu konzipieren sind, um sowohl den Eigen- als auch den Fremdschutz zu gewährleisten. Nicht nur die Anordnung und Dimensionierung sind relevant, sondern auch die psychologischen und betrieblichen Auswirkungen ungünstiger oder unklarer Strukturen, denn sie können im Ernstfall fatale Folgen haben.
Ein prägnantes Beispiel ist das Feuerwehrgerätehaus Freising, das im Projektteil des Buches ausführlich vorgestellt wird. Dort wurde eine innovative Lösung zur Trennung von kontaminationsgefährdeten und sauberen Bereichen umgesetzt, die weit über die Vorgaben der DIN 14092: Feuerwehrhäuser –Planungsgrundlagen hinausgeht. Die klare räumliche Gliederung und Schwarz-Weiß-Trennung wird durch technische Maßnahmen wie Schleusen, Luftdruckzonen und eine bewusste Führung von Personal- und Materialflüssen ergänzt. Solche Maßnahmen belegen, wie hoch der Stellenwert des Gesundheitsschutzes von Einsatzkräften mittlerweile ist – ein Aspekt, der lange Zeit vernachlässigt wurde und nun auch planerisch neue Standards setzt.
Ein weiteres eindrucksvolles Projektbeispiel ist die Hauptfeuerwache Innsbruck. Hier wurde nicht nur eine hochfunktionale Fahrzeughalle mit integrierter Abluft- und Wärmerückgewinnungstechnologie realisiert, sondern auch eine ausgereifte Brandschutzstrategie, die auf mehreren Ebenen redundant abgesichert ist. Dazu gehören unter anderem ein durchgehendes Brandfrüherkennungssystem, eine unterirdisch verlegte Fluchttunnelstruktur sowie eine intelligente Brandmeldeanlage, die direkt mit der Einsatzleitzentrale gekoppelt ist. Die integrative Herangehensweise an das Thema Brandschutz macht deutlich, wie weitreichend die Anforderungen an Feuerwehrbauten inzwischen sind – in Bezug auf bauliche Maßnahmen ebenso wie auf technische Ausstattung und Überwachungssysteme.
Die Wahl der Baumaterialien wird unter brandschutztechnischen Gesichtspunkten sorgfältig abgewogen. Meidl und Loher diskutieren kritisch die Verwendung von Holz im Hallenbau und zeigen anhand eines Projektes in Süddeutschland, wie sich moderne Holz-Beton-Verbundsysteme nicht nur statisch sinnvoll, sondern auch brandschutztechnisch belastbar einsetzen lassen. Die angewandte Lösung basiert auf einer Kombination aus selbstverlöschenden Schichten, feuerhemmenden Lasuren und einer bewusst sichtbaren Konstruktion, die Inspektionen erleichtert und manipulationssicher ist. Die Autoren zeigen auf, dass gestalterischer Anspruch und technische Sicherheit keineswegs Gegensätze sein müssen, sondern ihre Synthese die Qualität eines Gebäudes wesentlich bestimmen kann.
Normative Vorgaben spielen eine zentrale Rolle. Häufig wird auf die DIN 14092 Bezug genommen, die in der Fassung von 2024 eine Vielzahl an Neuerungen enthält, unter anderem in Bezug auf Flächenbedarfe, Erschließungssysteme und Lüftungstechniken. Die Autoren erläutern die Norm, zeigen auf, wie sie sich in der Praxis umsetzen lässt und wo sie an ihre Grenzen stößt. Als Beispiel genannt seien normierte Fahrzeuglängen, die mit der realen Fahrzeugentwicklung nicht immer Schritt halten, was zu planerischen Konflikten und Anpassungen führen kann. Differenziert beleuchtet wird auch die Frage, wie sich energetische Anforderungen (nach GEG) mit brandschutztechnischen Forderungen vereinbaren lassen.
Bemerkenswert ist darüber hinaus die Darstellung des Feuerwehrhauses in Kassel-Waldau, einem Pilotprojekt für nachhaltige Gebäudetechnologie. Die Photovoltaikanlage ist hier mit einem intelligenten Lastmanagementsystem kombiniert, welches für eine Abschaltung im Brandfall sorgt, um keine elektrischen Risiken zu verursachen. Die Wechselwirkungen zwischen nachhaltigem Bauen und Brandschutz werden hier anschaulich – ein Aspekt, der künftig noch stärker in den Fokus rücken dürfte.
Feuerwehrbauten ist weit mehr ist als ein Handbuch für
Spezialisten. Es ist ein umfangreiches und fundiertes
Nachschlagewerk, ein Ideengeber, ein Kommentar zur aktuellen
Normenlage und ein engagiertes Plädoyer für eine Baukultur, die
Sicherheit, Funktion und Gestaltung auf hohem Niveau zusammenführt.
Die klare Gliederung, die fachliche Tiefe und die anschaulichen
Projektdarstellungen machen das Buch zu einer unverzichtbaren
Ressource für alle, die mit der Planung, Ausschreibung, Ausführung
oder Beurteilung von Feuerwehrhäusern befasst sind.
Aus dem Inhalt:
- Entwicklung der Feuerwehr
- Erläuterung des Dienstbetriebs
- Planungsablauf
- Zehn Entwurfsparameter
- Erläuterung zum Raumprogramm
- Leitstellen und Stabsräume
- Übungsanlagen
- Gebäudetechnik
- Praxisbeispiele: Bauten und Projekte
Bauwerke zum Thema
Surftipps
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