Reallabor Nachkriegsmoderne

Olaf Gisbertz, Mark Escherich, Sebastian Hoyer, Andreas Putz, Christiane Weber, DFG-Netzwerk Bauforschung Jüngere Baubestände 1945+ (Hrsg.)

Zum Umgang mit jüngeren Denkmalen
Jovis Verlag, Berlin 2023
1. Auflage, 320 Seiten, 125 farbige Abbildungen, Format 16,5 × 24 cm, Softcover

Preis: 36,00 EUR

ISBN 978-3-86859-754-7

Mit Baudenkmälern assoziieren die meisten Leute historische Bauwerke aus früheren Jahrhunderten – vielleicht noch des beginnenden 20. Jahrhunderts. Aber aus der Zeit nach 1945? Dazu hat man vorrangig Bilder von Stahl- und Glashochhäusern, Betonblöcken und dergleichen vor dem geistigen Auge. Dass auch diese Gebäude eine historische Bedeutung im Kontext der Baugeschichte und ein enormes Potenzial für eine zukünftige Nutzung haben, beschreibt das Fachbuch Reallabor Nachkriegsmoderne – Zum Umgang mit jüngeren Denkmalen. Zusammengefasst sind Einzelbeiträge verschiedener Autor*innen als Ergebnis der Tagung „Bauforschung Jüngere Baubestände 1945+“ des DFG-Netzwerks im November 2022.

Vielfältig sind die Denkmäler der Nachkriegszeit, weit vielfältiger als der oftmals damit assoziierte Brutalismus mit seiner grob-massiven Stahlbetonarchitektur. Vielfältig sind auch die Beiträge des Buches. Von exemplarischen Porträts einzelner Bauwerke, deren Bauaufnahme, Sanierung und Umnutzung (Universität Regensburg, Audimax der TU Braunschweig) über die systematische Erfassung von Typenbauweisen (wie exemplarisch Modul-Industriehallen) mittels Satellitenfotos und deren Auswertung mit Hilfe künstlicher Intelligenz (KI) bzw. Computeralgorithmen hin zu architekturphilosophischen Arbeiten über die Werte der Bauwerke dieser Epoche.

Spannend ist beispielsweise ein Beitrag über den Eiskanal in Augsburg: Anfang des 19. Jahrhunderts als Stichkanal zwischen den Flüssen Neubach und Lech zur Ableitung von Treibeis angelegt, wurde dieser seit 1946 für den Kanusport genutzt. 2017 wurde die Anlage in die Denkmalliste eingetragen, seit 2019 ist sie Teil des UNESCO-Welterbes. Von 2020 bis 2022 aufwändig und in enger Zusammenarbeit mit der Denkmalschutzbehörde Instand gesetzt und modernisiert, war die Anlage erneut (nach 1957) im Jahr 2022 Austragungsort der Weltmeisterschaften im Kanuslalom. Zudem war sie Teil der Wettkampfstätten der Olympischen Spiele in München 1972.

Ebenso erwähnenswert und beeindruckend der Beitrag über den „Mäusebunker“ in Berlin-Lichterfelde – das Zentrale Tierversuchslabor im Großraum Berlins. Von 1982 bis 2020 in Betrieb, wird aktuell ein Nachnutzungskonzept unter der Federführung des Landesdenkmalamts Berlin gesucht.

Brandschutzthemen spielen meist eine untergeordnete Rolle bzw. sind nur am Rande erwähnt. Anders verhält es sich beim Fachbeitrag „Das Audimax der technischen Universität Braunschweig“. Bei dessen Sanierung und Umbau (das Gebäude wurde 1961 eröffnet) zeigen sich die komplexen Zusammenhänge im Umgang mit gegenwärtigen brandschutzrechtlichen und -technischen Anforderungen. Durch ein abgetrenntes Treppenhaus wurden notwendige Flucht- und Rettungswege geschaffen, die Profile der großflächigen Verglasungen mussten ertüchtigt werden. Den Vorschriften der Versammlungsstättenverordnung (VStättVO) entsprechend war ein Austausch der historischen Holzleistendecke erforderlich. Zum Einsatz kam – mangels Alternativen aus echtem Holz – eine Nachbildung der Leisten aus Kalziumsilikatstreifen mit einer nicht brennbar eingestuften HPL-Beschichtung mit Holzdekor.

Die hoch interessante Zusammenstellung verschiedenster Aspekte im Umgang mit denkmalgeschützter Nachkriegsarchitektur ist absolut empfehlenswert, auch wenn Brandschutzthemen ebenso wie Aspekte der Wirtschaftlichkeit gerade durch brandschutztechnische Ertüchtigungen oder aufwändige Schadstoffsanierungen nur am Rande gestreift werden.

Inhalt:

  • Einführung
    Systemimmanente Konflikte
    Alt ist das neue Neu
    Schluss mit der Abreißerei!
    Raum, Zeit, Bauforschung
  • Analog und digital
    Das Gesicht der Universität Regensburg
    Serielle Gebäude und wie man sie findet
    Erfassung und Bewertung von Kirchen der Zeit zwischen 1945 und 1990 in Westfalen-Lippe
    Signalfarbe und Megastruktur der 1970er Jahre
  • Evidenz und Konsequenz
    Bauforschung an jüngeren Denkmälern im Rheinland
    Bestandsaufnahme, Bindungsplan, Zielstellung und deren Effekt auf die Erhaltungsbilanz bei Denkmalen der DDR-Moderne
    Ertüchtigung mit Substanzverlust
    Der Eiskanal in Augsburg
    Das Modellverfahren Mäusebunker
  • Serie und Maßstab
    Kontrollierte Umwelten
    Der. Die. Das.
    Der genetische Gebäudecode
    Natur, Kultur, Landschaft
    Licht, Luft und Sonne
  • Erhaltung und Transformation
    Architektur weiterbauen – Identität erhalten
    Das Audimax der technischen Universität Braunschweig
    Nicht schlechter als zuvor
    Wie schützen und erhalten?

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