Turmbau mit Passerelle in Rorschach
Infrastrukturgebäude aus Sichtbeton
Am südlichsten Punkt des Bodensees liegt das schweizerische Städtchen Rorschach. Obwohl es nicht einmal 9.000 Einwohner zählt, besitzt es drei Bahnhöfe: den Hafen-, Stadt- und Hauptbahnhof. Letzterer liegt direkt am Seeufer, südlich dahinter und rund 25 Meter höher ein Wohngebiet. Um den beträchtlichen Höhenunterschied zu überwinden, mussten Fußgänger bislang einen längeren Weg in Kauf nehmen. Nun schafft ein sowohl praktischer als auch architektonisch ansehnlicher Aufzug- und Treppenturm des Architekten Alex Buob Abhilfe. In einer Fahrzeit von nur 14 Sekunden befördert er bis zu 26 Personen barrierefrei hinauf oder hinab. Wer mehr Zeit hat, nimmt die Treppe, die neben dem 22 Quadratmeter großen Aufzug angeordnet ist. Am oberen Ende kragt eine Plattform, der sogenannte Stadtbalkon, über die Gleisanlagen nach Norden aus und gibt einen weiten Blick über den Bodensee frei.
Gallerie
Die Anbindung an das klassizistische Bahnhofsgebäude erfolgt über eine axial zu diesem verlaufende Personenunterführung. Von hier geht es in den rund 30 Meter hohen Turm; oben angelangt verbindet eine 40 Meter lange Passerelle den Turm ebenerdig mit dem Wohnquartier. Ihre zur Stadt gerichtete Westseite ist mit einer durchlaufenden Öffnung ab Brüstungshöhe und einem leichten Schwung ausgebildet, die dem Bauwerk Dynamik verleiht. Die Ostfassade wirkt geschlossener; einzelne Öffnungen erlauben den Ausblick in die Baumkronen des angrenzenden Parks.
Beton
Verbindungssteg und Turm bestehen fast gänzlich aus Ortbeton,
lediglich die Nordseite des Turms und das Balkongeländer sind
verglast. Der trogähnliche Verbindungssteg spannt über 40 Meter
frei vom südlichen Widerlager bis zum Aufzugsturm. Während auf der
Ostseite eine Wandscheibe das statische System bildet, ist es auf
der Westseite eine Brüstung, die in einer Krümmung in Richtung Turm
verläuft. Vorspannkabel wirken den unterschiedlichen
Verformungstendenzen dieser zwei Trogseiten entgegen.
Da Tragelemente zur Torsionsaufnahme im Überbau fehlen, müssen die Stabilitäts- und Ablenkkräfte über die Rahmenwirkung des Querschnittes aufgenommen werden. Dies führt zu einer gegenseitigen Beeinflussung des Längsträgers. Die Wind- und Erdkräfte der Gesamtanlage übernimmt der fest im Fels eingebundene Turm als unverschiebbarer Festpunkt. Die Längsbewegungen des Verbindungsstegs werden durch ein verschiebbares Lager am südseitigen Widerlager aufgenommen.
Der Turm wurde mit einer Kletterschalung erstellt, die
Verbindungsbrücke mit einem Lehrgerüst. Sauber ausgerichtete
Tafelschalelemente prägen die graue Sichtbetonoberfläche des
Gesamtbauwerks.
Bautafel
Architekten: Alex Buob, Rorschacherberg
Projektbeteiligte: Ingenieurbüro Wälli, Rorschach (Tragwerksplanung); Charles Keller Design, St. Gallen (Lichtplanung); Lutz Elektroplanung; Rorschbach (Elektro); ZMB Zuberbühler, Henau mit Rey Metallbau, Wittenbach (Aufzugs- und Metallbauplanung); Diethelm Aufzüge, Vorderthal (Aufzug); Arge Gautschi, Rorschach und Gerschwiler, Goldach (Bauunternehmen)
Bauherr: Stadt Rorschach
Standort: Promenadenstraße, 9400 Rorschach, Schweiz
Fertigstellung: 2012
Bildnachweis: Barbara Bühler, Vaduz; Alex Buob, Rorschacherberg
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