Spielplatz Red Dunes Playtopia in der Guanggang New Town
Rote Betondünen im Häusermeer
Wellenförmige Dünen in intensiven Rosarot- und Blautönen,
dahinter grüne Baumkronen und im Hintergrund die spiegelnden
Fenster und braun-beigen Verkleidungen der schier endlosen
Hochhausfassaden. Red Dunes Playtopia füge sich
harmonisch in die natürliche Umgebung ein, schreibt das
Architekturbüro XISIU Design, das die verlockend bunten Hügel
entworfen hat. Der Spielplatz wurde im Sommer 2022 in einem
Wohngebiet der Guanggang New Town eingeweiht, das sich im stetig
verdichtenden Ballungsraum der Millionenstadt Guangzhou
befindet – nur wenige Autostunden von Hongkong entfernt.
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Den meisten Menschen in Europa dürfte das Leben in einer rasant
wachsenden chinesischen Stadt, insbesondere in einer sogenannten
New Town, unbekannt sein. Die vom Reißbrett geplanten Stadtteile,
Vorstädte oder Satellitenstädte einheitlich und doch präzise zu
beschreiben, ist geradezu unmöglich. Das liegt unter anderem daran,
dass sich die mit ihnen verbundenen Ambitionen und wirtschaftlichen
Entwicklungsstrategien seit den 1950er-Jahren mitunter stark
gewandelt haben. Im Falle Guanggangs handelt es sich um einen
Teppich aus Wohntürmen, die in ein rechtwinkliges Straßenraster
gesetzt wurden. Die Grundstücke, von denen manche so groß wie 18
Fußballfelder sind, wurden per Bieterverfahren an
Immobilienunternehmen vergeben. Zu den Bedingungen für einen
Zuschlag gehört manchmal, dass ein Teil des dort
entstehenden Wohnraums an die Regierung zurückverkauft wird.
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Inseln im Häusermeer
Auftraggeber des Spielplatzes wiederum ist das
Immobilienunternehmen Guangdong Poly Urban Development. Dieses
arbeitet immer wieder mit Architektur- und
Landschaftsarchitekturbüros zusammen, um die zentralen Außenräume
zwischen den Türmen mit Grünflächen, Bäumen und Wasserbecken sowie
mit Brücken, Spielplätzen und pavillonartigen Bauten zu gestalten.
Eines der Ziele ist dabei, die dicht bebaute und stark versiegelte
Neustadt mit Freiräumen aufzulockern. Andererseits möchte das
Unternehmen den Tausenden der dort lebenden Menschen einen
Erholungsraum bieten.
Oft werden Elemente nachgebildet, die sich außerhalb des urbanen
Einzugsgebiets befinden: Wälder, grüne Berge und Hügel, Höhlen und
Seen. Es entstehen kleine Miniaturlandschaften, die für einen
Moment die Millionenstadt drumherum hinter Baumwipfeln verschwinden
und sie somit vergessen lassen.
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Roten Dünen statt grüner Rasen
Die Red Dunes bekamen ihren Namen wahrscheinlich durch das
sanfte Auf und Ab des verlockend-bunten Bodens. Auf den Dünen ist
Platz zum Laufen, Springen und Herumtollen. Darüber hinaus sind
eine Vielzahl von weißen und metallischen Spielgeräten im Boden
verankert: Reifen und Seile, Röhren, Trampoline, Metallbügel, ein
Feld kleiner Pfosten und futuristisch aussehende Lampions auf
Stelzen, vom Architekturbüro Planet Overlook genannt.
An einigen Stellen kann – wer klein genug ist – unter
die rosarote Betonschale laufen oder kriechen und sich in einer
Höhle glauben. Die geschwungenen, miteinander verschmelzenden
Rampen an einem Ende des Spielplatzes, werden von einem amorphen,
weißen Türmchen durchbrochen – dem Space Lander. Er wird mit
einer Leiter bestiegen, über die die Kinder auch auf das Dach der
Betonschale gelangen und von dort wieder hinunterrutschen
können.
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Digitale Planung für natürlichen Regenabfluss
Um eine in Bezug auf Statik, verschiedene Altersgruppen und
Entwässerung ideale Topografie zu erzeugen, setzte das
Architekturbüro parametrische Entwurfsprozesse und
Simulationsprogramme ein. Entwickelt wurde ein Entwässerungssystem,
mit dem das Regenwasser trotz des hügeligen Geländes auf natürliche
Weise in Grünflächen und Überlaufbecken für Ausnahmefälle fließen
kann. Mithilfe der digitalen Werkzeuge wurde auch die Statik
berechnet, andererseits die Betonkonstruktion so gestaltet, dass
sie dem Grundstück angepasst ist und verschiedenen Altersgruppen
gerechte Zonen bietet.
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Beton: Materialeffiziente Schalenkonstruktion
Durch die organischen Formen konnten außerdem viele der
tragwerksrelevanten Elemente in die Dünen-Szenerie integriert
werden, etwa die Säulen, und es entstanden vielseitige Räume auf
vergleichsweise kleiner Fläche. Wie eine solch gewellte Oberfläche
hergestellt werden kann, war eine der Herausforderungen des
Projekts. Mit seiner Formbarkeit und aktuell kostengünstigen
Verfügbarkeit bietet Beton zwei wichtige Vorteile, die den Baustoff
für organisch anmutende Bauwerke wie dieses empfehlen.
Inspiration fand das Planungsteam beim Lastabtrag bei Bögen. Die
Schalenstruktur des Spielplatzes erreicht große Spannweiten bei
zugleich extrem geringen Betonstärken. Durch Berechnungen und
Modellierungsanalysen konnten enorme Materialeinsparungen erzielt
werden: Im Vergleich zu herkömmlichen Balken-Stützen-Strukturen
wurden bei gleicher Spannweite etwa zwei Drittel weniger Beton
benötigt.
Bautafel
Architektur: XISUI Design, Shanghai Projektbeteiligte: Shanghai Chenggang Structural Design Associates & Spiring Architectural Design (Tragwerksplanung) Bauherr*in: Guangdong Poly Urban Development Standort: Guanggang New Town, Provinz Guangzhou, China Fertigstellung: 2022 Bildnachweis: Hu Yihao, XISUI Design
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