Francis Kéré: Radically Simple
Hatje Cantz Verlag, Berlin 2016
208 Seiten mit 260 Abb., Format 24 x 28 cm, gebunden
Preis: 34,80 EUR
ISBN 978-3-7757-4216-0
Die Reduktion auf das Wesentliche, die Verwendung regionaler
Baustoffe und Konstruktionsweisen unter Einbeziehung heimischer
Arbeitskräfte sind zentrale Merkmale der Architektur von Diébédo
Francis Kéré. Die bisherigen Bauten des in Burkina Faso
aufgewachsenen, vielfach ausgezeichneten Planers, der nach dem
Architekturstudium in Berlin dort sein eigenes Büro gründete,
entstanden überwiegend im Umkreis seines afrikanischen
Heimatlandes. Francis Kéré: Radically Simple lautet der
Titel einer Monografie, 2016 herausgegeben von Andres Lepik
anlässlich einer Ausstellung in der Münchener Pinakothek der
Moderne. Die „radikal“ bezeichnete Einfachheit der Bauwerke Kérés
entsteht unter Einbeziehung moderner Ingenieurmethoden, die er
geschickt mit traditionellen Bauweisen verknüpft – wie auch der
vielfach publizierte Serpentine Pavillon 2017 in London als
aktuelles Beispiel beweist (s. Surftipps).
Bereits während seines Studiums engagierte Kéré sich für den Neubau
einer Grundschule in seinem Heimatort, plante diese, sammelte mit
dem Projekt „Schulbausteine für Gando“ die notwendigen Gelder und
realisierte sie schließlich auch. Die „Gando Primary School“, im
Jahr 2001 fertig gestellt und 2008 erweitert, veranschaulicht
eindrücklich, was seine Arbeit bis heute auszeichnet: Schlicht und
funktional, aber differenziert in Form und Material, verdeutlicht
das Bauwerk den Transfer von hiesigem Architektur- und
Ingenieurwissen auf das vor Ort Mögliche. Die geschwungene und
abgehobene, leichte Dachkonstruktion aus Metall bietet
Witterungsschutz, ohne die Durchlüftung zu behindern. Die
Außenmauern und eine weitere Deckenkonstruktion aus Lehmziegeln
ermöglichen auch bei hohen Temperaturen ein erträgliches Raumklima,
unterstützt durch eine klug konzipierte natürliche Belüftung.
Das Buch bietet einen umfassenden Überblick über das Werk des
Architekten, durchweg Bauprojekte mit gesellschaftlichem Nutzen,
wie Schulen, Gemeinde- und Gesundheitszentren oder Waisenhäuser. In
Deutschland erreichte Kéré ab 2009 besondere Aufmerksamkeit mit
seinen Entwürfen für das Kunstprojekt „Operndorf Afrika“ von
Christoph Schlingensief. Den Autoren gelang ein spannender und sehr
informativer Einblick in Kérés Architekturprinzipien und bisheriges
Lebenswerk. Zahlreich bebildert, mit vielen Plänen, Zeichnungen und
Skizzen illustriert, erschließen sich seine Projekte analog zum
Buchtitel: Radically Simple. Insbesondere die Skizzen des 2004 mit
dem renommierten „Aga Khan Award for Architecture“ ausgezeichneten
Architekten veranschaulichen sein gezieltes Eingehen auf lokale
Bedingungen: Klima, Licht, Topographie. Mit einfachen konstruktiven
Maßnahmen bilden z.B. Sonnen-, Schall-, Sicht- und Regenschutz
gestalterische Elemente, die typisch für die Architektur Francis
Kérés sind.