Serpentine Pavillon 2017
Ein Dach wie eine Baumkrone
Erstmalig gestaltete ein Architekt afrikanischer Herkunft in diesem Jahr den Serpentine Pavillon in London. Die Jury betraute den aus Burkina Faso stammenden Diébédo Francis Kéré, der heute in Berlin lebt und arbeitet, mit der renommierten Aufgabe.
Gallerie
Für sein Projekt wählte Kéré die abstrahierte Form eines Baumes mit breiter Krone. Große Bäume dienen in seinem Heimatland oftmals als Treffpunkte dem sozialen Austausch. So entstand ein Pavillon mit weit auskragendem, ovalem Dach, der die Besucher vor Sonne und Regen schützt und die Funktion eines zentralen Versammlungsortes übernimmt. Das trichterförmige Holzdach mit einem Durchmesser von zehn Metern wird von einem filigranen Geflecht aus Stahlträgern gestützt. Etwas aus dem Zentrum gerückt befindet sich eine große Öffnung, durch die man direkt in den Himmel blicken kann. Bei Regen soll das Wasser der Dachneigung folgend durch diese Öffnung wie ein Wasserfall zu Boden stürzen.
Die Dachkonstruktion besteht aus Holzlatten, die jeweils mit ein paar Zentimetern Abstand zueinander montiert wurden. Aus dieser lamellenartig wirkenden Struktur sind dreieckige Ausschnitte wie Luken nach oben geklappt. Von unten scheint das Dach durchlässig, da das Licht durch die Lücken zwischen den Latten fällt. Zum Schutz vor Regen und damit das Wasser durch die zentrale Öffnung abläuft, wurde das Dach mit transparenten Polycarbonatplatten „gedeckt“.
Vier konvex und konkav gekrümmte Wandscheiben schließen den Raum zu den Seiten ab. Die Wandscheiben bestehen aus trapezförmigen Holzblöcken, die abwechselnd auf der Basis und auf der Spitze stehend zu fünf Reihen aufgestapelt und indigoblau lackiert wurden – in Burkina Faso die Farbe für festliche und wichtige Anlässe. Zwischen den Wandscheiben befinden sich die Zugänge ins Innere des Pavillons. Durch einen breiten Spalt zwischen Dach und Wänden entstand ein luftiger Innenraum in fließendem Übergang zum Außenraum des Parks.
Während der Ausstellungsdauer dient der Bau als Austragungsort
für zahlreiche Veranstaltungen, wie beispielsweise den auf
Initiative von Kéré initiierten Radical Kitchen Talks –
Gesprächsrunden mit Picknicks, bei denen Rezepte für ein besseres
gemeinschaftliches Miteinander und sozialen Wandel besprochen
werden. Mit seinem Pavillon, der noch bis zum 8. Oktober 2017 in
den Londoner Kensington Gardens zu sehen sein wird, reiht sich Kéré
in eine Abfolge illustrer Namen ein, darunter Zaha Hadid, Rem
Koolhaas, Frank Gehry und Peter Zumthor. Sie alle hatten in der
Vergangenheit einen der temporären Pavillons gestaltet, die seit
dem Jahr 2000 jeweils für ein paar Sommermonate
Architekturbegeisterte in London erfreuen.
Bautafel
Architekt: Kéré Architecture; Berlin
Bauherr: Serpentine Gallery, London
Fertigstellung: 2017
Standort bis Oktober 2017: Kensington Gardens, London W2 3XA, Vereinigtes Königreich
Bildnachweis: Iwan Baan Photography B.V., Amsterdam