Welche Denkmale welcher Moderne?
Zum Umgang mit Bauten der 1960er und 70er Jahre
Jovis Verlag Berlin, 2017
324 Seiten, ca. 165 farb. u. s/w-Abbildungen, Hardcover
Preis: 38,00 EUR
ISBN 978-3868594430
Während es für den Erhalt von Bausubstanz aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg einen breiten Konsens gibt, verhält es sich bei Gebäuden der 1960er- und 1970er-Jahre anders. Wie soll man mit den Verwaltungs- und Hochschulbauten, Kaufhäusern, Schwimmbädern oder Wohnkomplexen dieser Jahrzehnte umgehen? Wer entscheidet über den Wert, sie als Denkmäler für die Zukunft zu erhalten, in welchem Zustand, mit welcher Nutzung und auf welcher Grundlage?
Weil der Bestand dieser Zeit oftmals sehr groß, in der Nutzung wenig flexibel und fast immer auf energetisch und bauphysikalisch desolatem Niveau ist, besteht die Gefahr, dass wichtige Zeitzeugen einer ganzen Epoche abgerissen oder bis zur Unkenntlichkeit „saniert“ werden. So droht die Architektur einer Generation zu verschwinden, bevor sich die Gesellschaft der potenziellen historischen oder künstlerischen Bedeutung bewusst werden konnte. Diesem Thema ist das Buch Welche Denkmale welcher Moderne? gewidmet, herausgegeben von Frank Eckardt, Hans-Rudolf Meier, Ingrid Scheurmann und Wolfgang Sonne. Es ergänzt die gleichnamige Internetplattform (siehe Surftipps), die von den Herausgebern und weiteren Mitarbeitern der Bauhaus-Universität Weimar und der Technischen Universität Dortmund betrieben wird, unterstützt durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung.
Insgesamt 17 Einzelbeiträge behandeln die Frage, was ein Bauwerk
zu einem Denkmal macht und beleuchten dabei ganz unterschiedliche
Aspekte. Es geht um eine mögliche Einteilung der
Nachkriegsarchitektur in verschiedene Epochen, um den Umgang mit
industriell vorgefertigten Bauelementen, aber auch um soziologische
Erkenntnisse über die Wohnformen dieser Jahre. Von wem wird
Architektur wie und wo wahrgenommen und bestenfalls wertgeschätzt?
Antworten wurden nicht nur im eigenen Land, sondern auch in
Nachbarländern gesucht. So bietet das Buch eine adäquate
Herangehensweise an eine umfassende und komplexe Thematik. Auch
wenn am Ende eine pauschale Antwort auf die titelgebende Frage
nicht möglich ist, werden die Leser für die Problematik
sensibilisiert. Dabei bleiben baukonstruktive, bauphysikalische,
energetische und wirtschaftliche Aspekte bewusst außen vor, obwohl
sie für die Erhaltung der Bausubstanz essenziell sind. In den hier
und da eingestreuten Objektbeispielen spielt die Sanierungspraxis
dann aber doch eine Rolle.