Planen mit Tageslicht
Grundlagen für die Praxis
Springer-Verlag, Berlin 2020
1. Auflage, 60 Seiten, 25 Abbildungen, 19 Abbildungen in Farbe, Softcover
Preis: 14,99 EUR; 4,99 EUR (E-Book)
ISBN 978-3-658-30193-4
Um Tageslicht adäquat bei der Konzeptionierung von Grundrissen, Fassaden oder gar Gebäudestandorten einzubeziehen, genügt es nicht, die gemäß Landesbauordnung geforderte Mindestfensterfläche in Abhängigkeit zur Grundfläche eines Raumes zu kennen. Das Buch Planen mit Tageslicht – Grundlagen für die Praxis von Renate Hammer und Mathias Wambsganß schafft Abhilfe.
Ausgangspunkt sind die naturwissenschaftlichen Grundlagen, d.h. die Zusammensetzung und Farbanteile von Tageslicht, dessen Abhängigkeit von der Jahres- und Tageszeit sowie der geografischen Verortung. Ebenso ist die Wirkung auf den menschlichen Organismus Thema, Stichwort „blaue Farbanteile” des Lichtes. Vereinfacht gesagt, ist ein bestimmtes blaues Farbspektrum für den Menschen zwar nicht bewusst wahrnehmbar, jedoch maßgeblich für den biologischen Tag- und Nachtrhythmus. Aus diesem Grund können spätabendliche Zeiten vor Bildschirmen (welche einen hohen Farbanteil Blau aufweisen) zu einer Störung des Schlafs führen.
Zur Bewertung eines Raums in Bezug auf dessen Versorgung mit Tageslicht dient der Tageslichtquotient D; die vorhandene Blendung lässt sich durch den DGP (Daylight Glare Probability) -Wert bemessen. Nur wenigen Planerinnen und Planern dürfte bekannt sein, dass auch die Aussicht aus einem Gebäude normativ erfasst ist, und zwar in der EN 17037: Tageslicht in Gebäuden. Diese legt fest, dass der umgebende Außenraum durch eine Sichtöffnung klar, unverzerrt und neutral gefärbt wahrgenommen werden können muss. Darüber hinaus sind drei weitere Kriterien zu bewerten, nämlich die Größe des horizontalen Blickwinkels durch die Sichtöffnung, die mögliche Sichtweite nach draußen sowie die Anzahl der Ebenen, welche durch die Sichtöffnung von einem bestimmten Punkt aus gesehen werden kann.
Im zweiten Teil des Buchs geht es um die Wirkung von Tageslicht auf den menschlichen Körper – die sogenannten melanopischen Aspekte. Eine Vielzahl unterschiedlicher Parameter beeinflussen den Organismus: Beleuchtungsstärke, Spektralverteilung des Lichts, Lichtdosis, Zeitpunkt der Lichtrezeption, Lichthistorie, Räumliche Lichtverteilung, Transmissionseigenschaften der Tageslichteintrittsflächen, Reflexionseigenschaften der raumumschließenden Flächen. Diese Parameter versucht man in der Tageslichtplanung mit dem Melanopischen Wirkungsfaktor amel, v abzubilden.
Abschließend geht es in dem insgesamt sehr gelungenen Fachbuch um die Schnittstellen von Tages- und Kunstlicht. Erschienen als Teil der Reihe „essentials”, sind die Inhalte bei überschaubarem Volumen in beeindruckender Tiefe gut verständlich und griffig aufbereitet – eine empfehlenswerte Lektüre.