Alpha Tower in Brüssel
Gelochte Ziegelwand mit Holzwolleplatten zur Schallabsorption
Die Gegend rund um den Brüsseler Nordbahnhof ist wenig attraktiv – gesichtslose Büro- und Geschäftshäuser unterschiedlicher Höhe drängen eine heterogene, mehrgeschossige Blockrandbebauung in den Hintergrund. Bis zu seiner Umgestaltung im Jahr 2012 fügte sich der Alpha Tower, ein achtgeschossiges Bürogebäude aus den 1960er-Jahren, unauffällig in diesen Rahmen. Als Teil eines schmalen Baublocks ist er nach Westen durch die Rue de Brabant, mit Blick über die Schienen des Nordbahnhofs, und östlich durch die Rue des Plantes begrenzt. Low Architekten aus dem ebenfalls belgischen Antwerpen übernahmen den Umbau des Verwaltungsgebäudes, das die Räume der Hilfszahlstelle für Arbeitslosenunterstützung (HFA) beherbergt.
Gallerie
Licht, Luft und Offenheit wollten die Planer in die alten Strukturen bringen, um die Interaktion der unterschiedlichen Gebäudenutzer zu fördern. Wesentliche Elemente dafür sind eine geräumige Schalterhalle auf der Eingangsebene, offen gestaltete Büros in den oberen Etagen sowie eine Kantine mit Dachterrasse und Panoramablick als krönendes Staffelgeschoss auf Ebene +8.
Das Gebäude ist von beiden Straßenseiten aus zugänglich. Da die Straßen unterschiedliche Niveaus aufweisen, wird der Geländeversatz im Erdgeschoss erlebbar: Die Eingangshalle soll als öffentlicher Platz wahrgenommen werden und ist als räumliches Kontinuum mit Tribüne für Wartende ausgebildet. Die Wartezone folgt dem Geländeversatz und eröffnet Ausblick zum Stadtzentrum, über einen Luftraum und große Verglasungen ist von dort aber zugleich die erste Büroebene einsehbar.
Für die umfassende Neugestaltung einschließlich der Fassade wurde die alte Bausubstanz bis aufs Betonskelett abgerissen. Eine champagnerfarbene, profilierte Metallbekleidung bildet nun die Gebäudehülle, gleichmäßig durchbrochen von dunklen, kastenfömigen Erkerfenstern. Diese schieben sich wechselseitig mehr oder weniger stark aus der Fassade hervor, sodass sich von den Büros Ausblicke in unterschiedliche Richtungen ergeben. Die zu den Schienen orientierte Gebäudefront (Westfassade) erhält auf diese Weise ein bewegtes, spannungsvolles Erscheinungsbild.
Akustik
Um den Geräuschpegel in den öffentlich zugänglichen Bereichen zu
dämpfen und eine angenehme Akustik in der Schalterhalle samt
Wartezone zu erzielen, ist eine Seite der Halle als perforierte
Ziegelwand ausgebildet. Die mit breiten, offenen Fugen zueinander
versetzten Ziegelsteine bilden eine gitterartige Struktur, hinter
der schallabsorbierende Holzwolleplatten auf einer Lattung
angebracht sind (siehe Abb. 19).
In den Büroetagen wurde aufgrund des knappen Budgets und der geringen lichten Raumhöhe auf unterschiedliche Maßnahmen zurückgegriffen. Je nach Raumgröße und -funktion kommen Akustiksysteme an Decken, Wänden und Böden zum Einsatz. So sind die Wände in den Großraumbüros mit grünem Teppichboden ausgestattet, der Schallreflexionen verringert und hoch schallabsorbierend wirkt. Der gleiche grüne Teppich ist auf dem Boden kleiner, eingestellter Boxen ausgelegt, die den Rahmen für ungestörte Meetings bilden. Die Decken in den Besprechungs- und Seminarräumen sowie im Speisesaal der Kantine auf dem Dach sind mit abgehängten Akustikpaneelen in zahlreichen Varianten ausgestattet.
Als Maßnahme gegen den Verkehrslärm sind die Fenster der
Hauptfassade, die zu den Schienen und dem Nordbahnhof gerichtet
ist, mit Schallschutzverglasungen ausgeführt. us
Bautafel
Architekten: Low Architecten, Antwerpen
Projektbeteiligte: Abetec, Dendermonde (Statik); Saint-Gobain Ecophon, Hyllinge (Hersteller Akustikplatten)
Bauherr: HVW/CAPAC/HFA – Hilfszahlstelle für Arbeitslosenunterstützung, Brüssel
Fertigstellung: 2012
Standort: Rue de Brabant 62, 1210 Brüssel
Bildnachweis: Stijn Bollaert, Gent