The Treehouse in Bad Vilbel
Bunte Bürolandschaft
Die hessische Stadt Bad Vilbel ist überregional für ihre Mineralquellen bekannt. Vor 160 Jahren wurde hier der Brunnenbetrieb Hassia Mineralquellen gegründet, der heute als Familienunternehmen in fünfter Generation geführt wird und zu den größten deutschen Getränkeherstellern zählt. Zur Hassia-Gruppe gehören neben diversen Mineralwassermarken bekannte Hersteller alkoholfreier Erfrischungsgetränke. Das umfangreiche Produktsortiment und die Werte des inhaber*innengeführten Unternehmens sollen sich auch in der Gestaltung des neuen Gebäudes widerspiegeln, das nach den Plänen des Stuttgarter Büros Ippolito Fleitz Group realisiert wurde.
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Kupferne Gebäudehülle
Der verschachtelte Baukörper mit abgerundeten Ecken ist in drei Teile gegliedert: ein teilweise zurückversetztes Erdgeschoss mit großflächiger Fensterfront, zwei Obergeschosse mit vertikal geriffelter Fassade und ein zurückversetztes Dachgeschoss. Die durch die Vor- und Rücksprünge entstandenen Terrassen sind üppig begrünt. Im Norden führt im ersten und zweiten Obergeschoss jeweils ein verglaster Verbindungsgang ins Nachbargebäude. Feine Vertikallamellen verleihen der Fassade Struktur. Das Besondere an der Gebäudehülle ist jedoch ihr Material. Für die Kupferhaut wurde ein ausgedienter Braukessel aus der Getränkeproduktion eingeschmolzen. Der Kupfer verleiht dem Gebäude seine rötliche Farbe.
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Farbenfrohe Arbeitslandschaft
Während die Fassade eher in gedeckten Tönen gehalten ist, findet sich im Inneren eine farbenfrohe Bürolandschaft. Im Erdgeschoss befindet sich neben einer Sitzstufenkonstruktion für informelle Meetings und Events, eine kreisrunde Besprechungsinsel, die sich flexibel mit halbtransparenten Vorhängen abtrennen lässt. Außerdem ist hier eine Teamküche angesiedelt, in der die Mitarbeiter*innen zusammen kochen können. Der dunkelblaue Fliesenspiegel soll farblich den Limonadenkisten des Herstellers entlehnt sein. Weiterhin gibt es hier eine Getränkebar, die mit den Erfrischungen des Unternehmens ausgestattet ist.
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Im ersten und zweiten Obergeschoss befinden sich die Arbeitsplätze, die in Zweier- oder Vierergruppen angeordnet sind. Ein Rahmensystem fungiert als Raumteiler. Je nach Bedarf können hier Staumöglichkeiten, Whiteboards oder Akustikpaneele eingeklickt werden. Nach dem Raum-im-Raum-System sind um den Gebäudekern herum Besprechungsräume unterschiedlicher Größe integriert worden. Entlang der Gebäudehülle befinden sich mehrere rosa gepolsterte Sitznischen, von denen man einen Ausblick auf die umgebenden Baumwipfel und Produktionshallen hat. Verspielte Elemente wie Schaukeln und zahlreiche Zimmerpflanzen lockern das Interieur auf.
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Obstbäume auf dem Dach
Das Erd- und das Dachgeschoss unterscheiden sich in ihrer Grundfläche von den beiden Obergeschossen. Dadurch entstehen auf einem Teil des Erdgeschosses sowie um das Dachgeschoss herum Flächen, die als begrünte Terrassen genutzt werden. In Anlehnung an die Zutaten, aus denen die Limonaden hergestellt werden, wurden auf der Terrasse über dem Haupteingang Obstbäume gepflanzt. Auch auf der Dachterrasse finden sich zahlreiche bepflanzte Gefäße. Farbige Sitzmöglichkeiten setzen Akzente und bieten den Mitarbeiter*innen einen Aufenthaltsort im Freien.
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Paneele, Baffeln und Textilien für eine gute Akustik
Offene Bürolandschaften, in denen unterschiedliche Nutzungen gleichzeitig stattfinden, stellen Akustikplanende vor Herausforderungen. In den Räumlichkeiten der Hassia-Gruppe setzte man nahezu flächendeckend auf eine Baffeldecke aus recycelten PET-Flaschen. Die Besprechungsräume sind durch Glaswände von den Arbeitsbereichen abgetrennt. Vorhänge auf der Innenseite der Meetingräume sorgen zum einen für Sichtschutz, zum anderen gleichen sie die Reflexion des schallharten Materials aus. Die perforierten Decken in den Besprechungsräumen sind ebenfalls akustisch wirksam.
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Weiterhin kommen in den Arbeitsbereichen abgepasste Teppiche,
die aus ausgedienten Fischernetzen hergestellt wurden, zum Einsatz.
Diese reduzieren zum einen den Trittschall und wirken zum anderen
schallabsorbierend. Auch die Holzverkleidung, die an mehreren
Stellen im Gebäude Verwendung findet, sorgt für eine ausgewogene
Akustik. In die Rahmenkonstruktionen, die die Arbeitsplätze
umgeben, können bei Bedarf Akustikpaneele für zusätzlichen
Schallschutz eingeklickt werden. Die farbigen Paneele dienen
gleichzeitig als Pinnwände. -np
Bautafel
Architektur: Ippolito Fleitz Group, Stuttgart
Projektbeteiligte: feuerschmitzbäckmann, Offenbach (Architektur); Conduk, Eppan (Innenausbau); Das Plaschke Projekt, Brachttal (Innenausbau); DS-Plan, Stuttgart (Akustikplanung), GKR Hydro, München (Begrünung); Apartment 91, Stuttgart (Textilgestaltung); Lichtwerke, Köln (Lichtplanung); WerbeHaug, Freudenstadt (Grafikdesign)
Bauherr*in: Hassia Mineralquellen, Bad Vilbel
Standort: Gießener Str. 18-30, 61118 Bad Vilbel
Fertigstellung: 2022
Bildnachweis: Philip Kottlorz, Stuttgart (Fotos); Ippolito Fleitz Group, Stuttgart (Pläne)