Coworking-Space und Kulturzentrum AchtBerlin
Ovale Treppe aus Beton und Stahl
Zur Straße hin präsentiert sich das Wohn- und Geschäftshaus an der Schönhauser Allee 8 in Berlin mit einer historischen Fassade: Auf gebänderte, bossierte Bereiche in den unteren Geschossen folgen eine steinerne Balustrade und geometrische Art-Déco-Elemente. Hinter dem bauzeitlichen Kleid von 1911 verbirgt sich jedoch ein zeitgenössischer Neubau aus der Feder des Büros Thomas Kröger Architekten. Heute wird das Gebäude als Coworking-Space und für diverse Veranstaltungen genutzt.
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Arbeiten in ehemaliger Seifenfabrik
Das über 100 Jahre alte Bestandsgebäude war ursprünglich um zwei Höfe organisiert und beherbergte Wohnen, Gewerbe und eine ehemalige Seifenfabrik. Während des Zweiten Weltkrieges wurde die Bebauung des zweiten Hofes zerstört und das Grundstück lag seitdem brach. Das Dach und die rückwärtige Fassade des Quergebäudes fielen einem Brand zum Opfer. Entsprechend wurde der hintere Teil des Grundstückes lediglich in Teilen als Parkplatz genutzt. Der ehemalige Keller der Seifenfabrik war mit Schutt gefüllt. Unter diesen komplexen Bedingungen sollte der Altbau um einen Neubau erweitert werden und neben Büroflächen, einem Kino- und Vortragssaal, weitere Veranstaltungsräume beinhalten. Herausfordernd kam die zentrale Innenstadtlage hinzu, die kaum Platz für eine Baustelleneinrichtung bot. Außerdem erschwerte der nahegelegene U-Bahn-Tunnel die Arbeit mit einem Kran.
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Vorne alt, hinten neu
Trotz der erschwerten Bedingungen ist es den Planenden gelungen, den Bestand um eine zeitgenössische Hofbebauung zu erweitern. Der erste Hof war vollständig unterbaut mit Lagerflächen der ehemaligen Seifenfabrik. Die geringe Raumhöhe sowie eine geringe Belichtung erschwerten jedoch die Nutzung. Hier integrierte das Planungsteam einen ovalen Senkgarten, der den im Untergeschoss befindlichen Veranstaltungsraum und die Besprechungskabinen mit Tageslicht erhellt. Auch in der Mitte des zweiten Hofes gibt es einen Senkgarten. Eine Betonrampe führt hier in das Untergeschoss, in dem ein Fahrradkeller mit 100 Stellplätzen untergebracht ist.
Die neue rückseitige Fassade ist in abgestuften, begrünten Terrassen organisiert. Auf der gesamten Dachfläche erstreckt sich eine ebenfalls begrünte Dachterrasse, die für Veranstaltungen im Freien genutzt werden kann. Die horizontalen Fassadenelemente wurden mit matt beschichteten Blechen in einem sandfarbenen Ton verkleidet, während die vertikalen Elemente mit unbehandeltem Aluminium verkleidet wurden.
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Multifunktionale Nutzung
Der Haupteingang befindet sich im Quergebäude. Über ein Foyer gelangt man von hier aus in den Seitenflügel, der ein großzügiges Treppenhaus, Aufzüge und Sanitärräume aufnimmt. Nebenräume und Fluchttreppe befinden sich auf der gegenüberliegenden Seite, sodass dazwischen ein 15 Meter breiter, stützenfreier Raum entstehen konnte. Im Erdgeschoss befindet sich in diesem Raum ein Kinosaal für 70 Personen mit zum Hof hin vorgelagerter Bar. In den darüberliegenden Geschossen sind an dieser Stelle die Co-Working-Flächen untergebracht. Im fünften Obergeschoss des Quergebäudes befinden sich außerdem Gesellschaftsräume, eine sogenannte „Library Kitchen“ und Besprechungsräume.
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Monochrome Farben und viel Sichtbeton
In den Innenräumen setzten die Planenden vornehmlich auf Oberflächen aus Sichtbeton. Einbaumöbel, technische Geräte sowie Fenster- und Türprofile sind in Schwarz gehalten. Einen dezenten farbigen Akzent setzt der roséfarbene Bodenbelag aus Kautschuk. Im Erdgeschoss wurde ein Bodenbelag aus Edelstahl gewählt. Eine Besonderheit ist der Kino- und Vortragssaal, dessen Wände, Decke und Bestuhlung in einem Nachtblau gehalten sind.
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Elliptisch gebogene Stahlbrüstung
Die Haupttreppe befindet sich im hinteren, südwestlich gelegenen Seitenflügel und verbindet alle Geschosse miteinander. Es handelt es sich um eine mehrläufige, gewendelte Treppe mit einem pillenförmigen Treppenauge. Die Stufen sowie die umgebende Wand sind in Sichtbeton ausgeführt. Für die innenliegende Absturzsicherung wählten die Planenden brüstungshohe Flachstahlwangen mit einer Höhe von bis zu 159 Zentimetern und einer Stärke von etwa acht bis zehn Millimetern. Sämtliche Stahlteile der Brüstung sind aus unlegiertem Baustahl gefertigt, dessen Oberfläche grundbeschichtet wurde. Für die matte, grafitschwarze Farbe sorgt eine Beschichtung mit Kunstharzlack. Insgesamt misst die Stahlbrüstung etwa 70 laufende Meter.
Entlang der Stahlbrüstung wurde ein schwarzer Handlauf
angebracht. Dieser besteht aus einem Stahlrundrohr mit einem
Durchmesser von 42 Millimetern. Gehalten wird er von
Handlaufhaltern aus circa 10 Millimeter starkem Flachstahl. Durch
die Farbe und das Material erscheinen Stahlbrüstung und Handlauf
samt Halterung wie aus einem Guss. -np
Bautafel
Architektur: Thomas Kröger Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Vermessungsbüro Hartmut Zoll (Vermessung); Sedeño Bauplanung (Ausschreibung und Objektüberwachung LPH 6-8); SMV Bauprojektsteuerung (Projektsteuerung); HHT Bauingenieure (Tragwerksplanung); Schnetzer Puskas International (Tragwerksplanung); HDH (TGA); Müller-BBM (Thermische Bauphysik und Bauakustik); Ilko-M. Mauruschat (Brandschutz); ManMadeLand (Außenanlagenplanung); IGT (Baugrubenplanung); Cine Projekt (Kinoplanung); Maske + Suhren Architekten und Designer (Kinoplanung); LichtLicht studio dinnebier (Lichtplanung); Kessler Kessler (Lose Möblierung); Seifert Erdbau- und Transport (Erd- und Abbrucharbeiten); ANES Bauausführungen Berlin (Rohbau und Fertigteile); Baierl & Demmelhuber (Ausbau-GU); SES Schulze & Sohn (Stahlbau Kino); Dieringer Blechbearbeitung (Fassade / Fenster / WDVS); Hans Timm Fensterbau (Fassade / Fenster / WDVS); SEBA Putzausführung (Fassade / Fenster / WDVS); Dachdeckerei Leibeling (Dach und Spengler); Leadec BV & Co.KG (Schlosser); Elektro Bergemann (Elektro); Schwenk & Dietrich (Sanitär/Heizung); Artis Engineering (Tischler); Kiebitzberg Möbelwerkstätten (Tischler); Lars Leppin (Polsterarbeiten); METALLART Treppen (Treppenplanung)
Bauherr*in: GROW Grundbesitz, Berlin
Fertigstellung: 2023
Standort: Schönhauser Allee 8, 10119 Berlin
Bildnachweis: Andrew Alberts (Fotos); Thomas Kröger Architekten (Pläne)
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