WinX-Tower in Frankfurt
Treppenbaukunst in schwindelerregender Höhe
Seit 2012 entstehen auf dem Maintor-Areal in Frankfurt neue Gebäude mit einer Nutzungsmischung aus Büros, Wohnungen, Gastronomie und Gewerbe. Ein 110 Meter hohes Bürohochhaus, das 2021 nach Plänen des Büros KSP Engel fertiggestellt wurde, bildet vorerst den baulichen Abschluss des Geländes am nördlichen Flussufer zwischen Untermainkai, Städtischen Bühnen und Weißfrauenstraße. Der 29-geschossige WinX-Tower und der vorgelagerte siebengeschossige Portalbau vermitteln zwischen dem Hochhauscluster des Bankenviertels und der niedrigeren Bebauung am Mainufer.
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Geschichte des Areals
Das Grundstück, auf dem sich heute der Büroturm befindet, diente
bis 2001 dem Chemiekonzern Degussa als Stammsitz. Von den
konzerneigenen Gebäuden, die zwischen den 1950er- und 1980er-Jahren
errichtet worden sind, ist einzig das sogenannte Degussa-Hochhaus
erhalten. Der 48 Meter hohe Bau an der Ecke Neue Mainzer Straße und
Weißfrauenstraße wurde ab 2011 saniert und heißt nun Primus.
Das einst ausschließlich gewerblich genutzte Areal war für die
Öffentlichkeit nicht zugänglich.
Mit der Entwicklung einer Neubebauung für das Areal wurde das Architekturbüro KSP Engel beauftragt. Erste konkrete Planungen stellte das Büro im März 2007 vor. Die Entwürfe sahen unter anderem einen 150 Meter hohen Turm in der Mitte des Grundstücks vor. Aufgrund der Nähe zur Altstadt wurde die Höhe des Turms von der Frankfurter Politik kritisch beurteilt. Außerdem würde das Hochhaus den östlich gelegenen Frankfurter Dom um nahezu 50 Meter überragen. Ende 2007 wurde schließlich in enger Abstimmung mit der Stadt ein Kompromiss gefunden: Die Höhe des Turms wurde reduziert und das Gebäude nicht mehr mittig auf dem Areal, sondern weiter westlich positioniert. Dafür kam ein drittes Hochhaus an der Weißfrauenstraße zu den beiden ursprünglich geplanten hinzu.
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Im Kontrast zur Umgebung
Der WinX-Tower hebt sich signifikant von den umliegenden Gebäuden ab. Mit einer Höhe von 110 Metern überragt er die maximal 60 Meter hohen Nachbarbauten deutlich. Auch seine Elementfassade aus Glas und hell eloxierten Aluminium-Paneelen, die das Erscheinungsbild des Baukörpers rasterförmig gliedern, unterscheiden sich in ihrer Materialität stark von den vornehmlich in Naturstein gehaltenen Fassaden der umgebenden Bebauung.
Dank seines – für ein Hochhaus ungewöhnlichen – x-förmigen Grundriss weist der Büroturm keine Rückseiten auf und ist von verschiedenen Seiten aus zugänglich. Das siebengeschossige Portalgebäude an der Neuen Mainzer Straße dient als repräsentatives Entrée. Weitere Zugänge befinden sich im Norden an der Schneidelwallgasse und im Süden an der Alten Mainzer Gasse. Zum Quartiersplatz hin öffnet sich der Turm im Erdgeschoss mit gastronomischer Nutzung, die zur Belebung der Platzsituation beitragen soll.
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Farbenfrohes Interieur für Kanzlei
Jedes Geschoss verfügt über drei separat vermietbare Büroeinheiten. Raumhohe Fenster und lichte Höhen von 2,87 Metern schaffen eine gute Arbeitsumgebung in den mindestens 2,70 Meter breiten Büros; Lichteinfall und Raumtemperatur lassen sich individuell regulieren. Die Materialität in der Empfangshalle und in den Aufzugvorräumen referenziert die Fassaden der umliegenden Gebäude: Als Boden- und Wandbelag wurde heller und dunkler Travertin gewählt.
Die Wirtschaftskanzlei DLA Piper bezog 2020 die Stockwerke 23
bis 27 sowie die Dachterrasse im 28. Geschoss. Federführend für die
Innengestaltung war das Büro CSMM, das ein offenes Raumkonzept mit
farbenfrohen Sitzgelegenheiten, flexiblen Arbeitsplätzen und mit
Vorhängen unterteilbaren Räumen entwickelte.
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Treppe: Mix aus Stahl und Glas
Eine gewendelte Treppe mit einem Brüstungsgeländer aus Metall an der Innen- und einem Ganzglasgeländer an der Außenwange verbindet die Geschosse 26 bis 28. Der Mittelpunkt der Wangen ist versetzt, sodass die Laufbreite zwischen 1,00 m und 1,35 m variiert. Als Handlauf dient ein filigranes U-Profil aus Edelstahl, das auf der gläsernen Brüstung aufliegt. Die glattflächige Stahluntersichtverkleidung ist statisch mittragend. Sie wurde entsprechend dem Treppenverlauf exakt geformt und bündig zwischen den Wangen eingeschweißt.
Eine Besonderheit der Treppe sind die unterschiedlichen Geländer.
Innenseitig wurde eine absturzsichernde, bis zu 102 cm hohe
Brüstungswange aus schwarz lackiertem, bis zu 2 cm starkem Metall
eingebaut. Für die äußere Wange wählten die Treppenplaner*innen
eine Kastenwange mit Glastasche. Die Kastenwange misst bis zu 40 cm
in der Höhe und bis zu 8 cm in der Breite. In sie eingelassen ist
ein gleichmäßig gerundetes Geländer aus Verbundsicherheitsglas
(VSG). Die gebogenen Glasscheiben sind bis zu 2 cm dick und bis zu
2,00 m lang.
Für eine reibungslose Montage der Treppe in solcher Höhe wurde
sie im Werk in transportgerechte Segmente zerteilt. Vor Ort hob ein
Turmdrehkran die Segmente in die oberen Stockwerke des Büroturms.
Schließlich kam für den Transport der einzelnen Bauteile innerhalb
des Gebäudes ein Minikran zum Einsatz. -np
Bautafel
Architektur: KSP Engel, Frankfurt am Main
Projektbeteiligte: CSMM, München (Innenarchitektur); MetallArt Treppen, Salach (Treppenplanung)
Bauherr*in: GEG Development, Frankfurt am Main
Fertigstellung: 2020
Standort: Neue Mainzer Str. 6, 60311 Frankfurt am Main
Bildnachweis: Marcus Bredt, Berlin; Gleb Polovnykov, München; KSP Engel, Frankfurt am Main; CSMM, München
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