Stadtwerke Meerbusch Willich
Treppe als Gebäudezentrum
Wo einst Stahl geschmiedet wurde, entsteht seit der Jahrtausendwende ein postindustrieller Gewerbepark. Das ehemalige Gelände des 1908 gegründeten Stahlwerkes Becker in der nordrhein-westfälischen Stadt Willich wurde nach dem Zweiten Weltkrieg von der Britischen Rheinarmee als Depot genutzt. Mit dem Abzug des Militärs wurde ein Nachnutzungskonzept für das am südwestlichen Stadtrand gelegene Areal und die 25 erhaltenen Gebäude erforderlich. Der Bebauungsplan sieht eine Mischung aus umgenutzten Bestandsgebäuden und Neubauten vor. Für die ortsansässigen Stadtwerke hat das Büro Schrammen Architekten einen neuen Firmensitz mit horizontal strukturierter Fassade umgesetzt.
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Keramikelemente als Hommage an den Bestand
In Anlehnung an die ortstypische Industriearchitektur aus Backstein, sollte die Fassade des Neubaus zu einem bestimmten Prozentsatz aus Ziegeln bestehen. Die Planenden entschieden sich jedoch stattdessen für eine Glasfassade. Um dennoch optisch Bezug zum historischen Bestand herzustellen, ist der Pfosten-Riegel-Fassade eine Konstruktion vorgelagert, in die Schiebeläden mit horizontalen Keramikelementen eingehängt sind. Diese Elemente sind in Rot- und Beigetönen gehalten und greifen so die Farbigkeit der umgebenden Gebäude auf. Darüber hinaus dienen sie als Sicht- und Sonnenschutz für das transparente Bauwerk.
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Offene Bereiche und Rückzugsräume
Auf einer Gesamtfläche von 3.500 Quadratmetern bieten die Innenräume Platz für 110 Mitarbeitende der Stadtwerke. In der südlichen Ecke befindet sich ein großzügiges Foyer mit skulpturaler Treppe. Von hier geht es in eine offene Bürolandschaft mit verschiedenen Arbeitsplatzvarianten, an die Rückzugsräume für Telefonate und Besprechungen angegliedert sind. Die Farbpalette ist vornehmlich in hellen Tönen gehalten, mit vereinzelten Akzenten in den Unternehmensfarben Gelb und Blau.
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Gebäudetechnik erfahrbar gemacht
Als Energieversorger wollten die Stadtwerke ihre Produkte am neuen Firmensitz erfahrbar machen. Zur Stromerzeugung wurde auf dem Dach eine Photovoltaikanlage installiert, die an eine Elektromobilitätsstation gekoppelt ist. Zur Warmwasserbereitung kommen eine Wärmepumpe mit Wärmerückgewinnung und eine Brennstoffzelle zum Einsatz. Klima, Licht und Lüftung werden über eine intelligente, automatisierte Gebäudesteuerung reguliert. Kund*innen sollen die verschiedenen Arten der Energieversorgung direkt vor Ort kennenlernen können.
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Geschwungene Stahlwangentreppe
Blickfang im neuen Verwaltungsgebäude ist die großzügig geschwungene Stahlwangentreppe im Foyer. Mit ihrer weichen Linienführung bildet sie einen deutlichen Kontrast zum streng orthogonalen Raster der Fassade. Die anspruchsvolle Konstruktion besteht aus zwei unterschiedlich geformten, gewendelten Treppenläufen mit Zwischenpodest nach der zwölften beziehungsweise nach der neunten Steigung. Der Treppenlauf, der vom Erdgeschoss ins erste Obergeschoss führt, verjüngt sich in der Breite von 223 auf 148 cm. Vom ersten ins zweite Obergeschoss wird die Treppe zunächst schmaler, ehe sie wieder breiter wird.
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Die brüstungshohen Stahlwangen und die ebenmäßige Untersicht der
Treppe sind in Schwarz gehalten und kontrastieren effektvoll mit
der überwiegend weißen Foyergestaltung. Als Belag für die
geschlossene Stufenkonstruktion wurde helles Massivholz ausgewählt.
Auch die Innenseite der Wangen und der Handlauf sind
in demselben hellen Holz gehalten. Im Gegensatz zu den massiv
wirkenden Stahlwangen wurde das Geländer
entlang der Deckendurchbrüche als luftiges Staketengeländer in Weiß
ausgeführt. -np
Bautafel
Architektur: Schrammen Architekten, Mönchengladbach
Projektbeteiligte: ISRW Institut für Schalltechnik, Raumakustik und Wärmeschutz, Düsseldorf (Bauphysik); Ökotec-Gruppe, Schwalmtal (Brandschutz); OSB Brandschutz Management, Mönchengladbach (Brandschutz); Geotechnisches Büro N. Müller, Krefeld (Bodengutachter); Ingenieurbüro Cancian, Mönchengladbach (Statik); Ingenieurbüro Schmitt Hammer, Neuss (Prüfstatik); Küppers Ingenieure, Mönchengladbach (TGA: Heizung, Lüftung, Sanitär, Elektrik); BFT Cognos, Aachen (Sachverständiger Lüftung); Vermessungsbüro Kitzhöfer Büchel, Mönchengladbach (Vermesser); e-quipment, Baesweiler (SiGeKo); AMP Ingenieurgesellschaft, Neuss (Fassadenplaner); METALLART Treppen, Salach (Geländer und Innentreppe)
Bauherr*in: Stadtwerke Service Meerbusch Willich
Fertigstellung: 2023
Standort: Gießerallee 24, 47877 Willich
Bildnachweis: Philip Kistner, Düsseldorf und METALLART Treppen, Salach (Fotos); Schrammen Architekten, Mönchengladbach (Pläne)
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73084 Salach
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