Hightech Innovation Center in München
Signalrote Wendeltreppe
In Freiham, einem Neubaugebiet im Westen von München, hat sich der Hersteller für Montage- und Befestigungstechnik Würth einen neuen Firmenstandort errichten lassen. Geplant wurde das Hightech Innovation Center (HIC) genannte Gebäude von dem Stuttgarter Büro Lederer Ragnarsdóttir Oei.
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Strenges Raster
Den strikten Gestaltungsvorgaben im Bebauungsplan folgend, entwarfen die Achitekt*innen einen kompakten, dreigeschossigen Baukörper, aus dem einzelne Volumen ausgeschnitten sind. Die Einschnitte liegen jeweils mittig in den streng gerasterten Fassaden aus hellen Betonfertigteilen und sorgen für eine klare stadträumliche Setzung. Ein Zuschlag aus buntem Isar-Kies verleiht der Oberfläche Struktur. Gegliedert ist die Fassade durch Reihen leicht überstehender Stützen und durchgehende Gesimse direkt über den Fenstern. Tiefe Laibungen fungieren als gestalterisches Element und baulicher Sonnenschutz zugleich. An der Westseite des Gebäudes befindet sich der zurückversetzte Haupteingang. Gegenüber entsteht ein weiterer Bau, der künftig über eine Brücke mit dem HIC verbunden werden soll.
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Labore und Büros unter einem Dach
Die Innenräume sind um einen quadratischen Innenhof organisiert. Im Erdgeschoss befinden sich unter anderem ein Foyer, ein Betriebsrestaurant mit Terrasse und ein Sportraum. In der südwestlichen Ecke ist ein Auditorium angeordnet, das in zwei gleich große Säle unterteilt werden kann. Ein Viertel der Gesamtfläche von Erd- und Untergeschoss nehmen Labor- und Versuchsräume ein. In den Obergeschossen sind Büros angesiedelt, im zweiten Obergeschoss Besprechungsräume unterschiedlicher Größe.
Das Raster der Fassade gibt auch die Gliederung der Innenräume vor. Innerhalb dieser vorgegebenen Struktur lassen sich die Flächen jedoch flexibel unterteilen. Bei der Innenraumgestaltung setzen die Planenden auf robuste und reparierbare Materialien. Die Betonoberflächen wurden weitestgehend sichtbar belassen, ebenso die Haustechnik an den Decken. In den öffentlich zugänglichen Bereichen bilden Naturstein und Parkett den Bodenbelag, in den Büros wurde Teppichboden verlegt. Die akustisch erforderlichen Wandverkleidungen und Einbaumöbel sind aus Eschenholz gefertigt.
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Gebäudetechnik und Klimatisierung
Durch den Verzicht auf Verkleidungen konnte die Gebäudemasse als thermischer Speicher aktiviert werden. Dies reduziert die Anforderungen an die technischen Anlagen. Die Grundtemperierung des Gebäudes erfolgt über Betonkernaktivierung der unverkleideten Decken. Für die Wärme- und Kälteerzeugung gibt es einen Wärmetauscher im Grundwasser. Die Büroräume werden über die Fenster belüftet, sodass sie ohne Lüftungsanlage auskommen.
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Das Runde im Eckigen
Bereits von außen ist die signalrote Wendeltreppe sichtbar, die sich im geschossübergreifenden Foyer gen Decke schraubt. Dabei handelt es sich um eine freitragende, gleichmäßig gerundete Stahltreppe. Über insgesamt fünf Treppenläufe, drei Zwischen- und zwei Austrittspodeste gelangt man vom Erdgeschoss bis ins zweite Obergeschoss. Der Außendurchmesser beträgt 5,18 m, das Treppenauge misst 2,08 m und die Laufbreite 1,55 m. Die Stahltrittstufen wurden als Kombination aus Faltwerk- und Trogkonstruktion zwischen die brüstungshohen Flachstahlwangen geschweißt.
Zusammengesetzt ist die Wendeltreppe aus zwölf Edelstahlbauteilen, die vor Ort mit einem Minikran in Position gebracht und anschließend miteinander verschweißt wurden. Eine Besonderheit ist die geschlossene, durchlaufende Außenwange, die ihr eine zylindrische Form verleiht. Während das Innere der Treppe in Weiß gehalten ist, zeigt sie außen die Unternehmensfarbe Rot. Herausfordernd war die fehlerfreie Lackierung, denn in der großflächigen Wange und der glatten Untersicht wäre jede Unebenheit sichtbar gewesen. Beidseitige Edelstahlhandläufe mit integriertem LED-Lichtband zur indirekten Ausleuchtung des Gehbereichs sorgen für ein sicheres Begehen der Wendeltreppe. -np
Bautafel
Architektur: LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei, Stuttgart (Architektur und Freianlagenplanung)
Projektbeteiligte: Mayer-Vorfelder-Dinkelacker, Sindelfingen (Tragwerksplanung); ISP-Scholz Beratende Ingenieure, München (Prüfstatik); Zimmermann und Becker, Flein (Haustechnik); PBS Ingenieurgesellschaft, Aalen (Elektroplanung); Horstmann + Berger Beratende Ingenieure, Altensteig (Bauphysik); BFI Zeiser (Geologe); Bauberatung Brandschutz Fakesch, Bensheim (Brandschutzgutachter); Karner Ingenieure, München (Vermessungstechnik); DEKRA Automobil, München (SiGeKo); Planungsbüro Wagensonner, Furth und Hubert Wendler, Freier Landschaftsarchitekt, Schorndorf (Baubiologe); office4you Büroeinrichtungen, Garching (Inneneinrichtung); MetallArt Treppen, Salach (Treppe)
Bauherr*in: Würth Immobilien
Fertigstellung: 2023
Standort: Clarita-Bernhard-Straße 9, 81249 München-Freiham
Bildnachweis: Roland Halbe, Stuttgart (Fotos); LRO Lederer Ragnarsdóttir Oei, Stuttgart (Pläne)
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