Profol Firmenzentrale in Halfing
Präzise gestaltete Wendeltreppe als zentrales Gestaltungselement
Auf halbem Weg zwischen München und Salzburg nordwestlich des Chiemsees in Oberbayern liegt die Gemeinde Halfing. Hier befindet sich der Hauptsitz des internationalen Herstellers von Cast-Folien und Leichtbau-Composites Profol. Um Forschung, Entwicklung und Produktion enger miteinander zu verknüpfen, ließ der Folienhersteller ein neues Technologie- und Innovationszentrum errichten. Mit der Planung wurde das Münchener Büro TKEZ architecture & design Architekten beauftragt, das eine bestehende Lagerhalle transformierte und um einen markanten, in grünen, textilen Sonnenschutz gehüllten Neubau ergänzte.
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Leicht und beweglich
Der Neubau ist ein dreigeschossiges Gebäudevolumen, das sich durch seine Geometrie und Positionierung in die Umgebung einfügt. Inspiriert von den filigranen Folien, die das Unternehmen herstellt, entwarfen die Architekt*innen ein leichtes bewegliches Fassadensystem. Dieses sorgt nicht nur für eine prägnante Außenwirkung, sondern dient auch als effizientes Verschattungssystem für die großflächigen Verglasungen. Die in sich gedrehten textilen Bänder umschließen das gesamte Gebäudeensemble und verbinden den Neubau mit der Bestandshalle zu einer gestalterischen Einheit.
Im Inneren wird die Transparenz der Sonnenschutzelemente aufgegriffen: Helle Vorhänge entlang raumhoher, abgerundeter Glastrennwände separieren die Büros von den Zirkulationsbereichen. Der Gebäudekern, der sämtliche Nebenräume aufnimmt, ist mit einer perforierten Metallverkleidung versehen, deren Wellenform die geschwungenen Falten der Vorhänge aufgreift.
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Offene Arbeitswelten für interdisziplinären Austausch
Flexiblen Teambereiche, die durch sogenannte Soft-Work-Zonen und Besprechungsräume gegliedert sind, sollen die Zusammenarbeit und den interdisziplinären Austausch fördern. Eine großflächige in die angrenzende Bestandshalle integrierte Laborlandschaft ermöglicht es, neu entwickelte Materialien und Technologien direkt zu testen. Die Mitarbeiter*innen gelangen über einen witterungsgeschützten Verbindungsgang vom früheren Hauptgebäude in das neue Innovationszentrum. Zentral gelegen befindet sich die sogenannte Profol Kitchen, die als informeller Treffpunkt dienen soll. Der begrünte Innenhof und die Dachterrasse im zweiten Obergeschoss dienen als angenehme Rückzugsorte im Freien.
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Skulpturale Wendeltreppe als architektonisches Highlight
Ein zentrales architektonisches Element des Innovationszentrums ist die gewendelte Skulpturtreppe, die sich als freitragende Konstruktion über drei Geschosse erstreckt. Sie setzt mit ihrem gleichmäßig gerundeten Grundriss ein markantes Statement in der offenen Architektur. Die Treppe verläuft vom Erdgeschoss bis ins zweite Obergeschoss als freitragende zweiläufige Wangentreppe. Ihre brüstungshohen Flachstahlwangen sind gleichmäßig gerundet und horizontal steigend ausgeführt. Die Stufen bestehen aus einer kombinierten Faltwerk- und Trogstufenkonstruktion, wobei das rückseitige Stahlblech nach oben gekantet ist und die vordere Kante mit Überstand verschweißt wurde. Dadurch entsteht eine Trogform zur bauseitigen Estrichfüllung, die der Konstruktion zusätzliche Stabilität verleiht.
Die Laufbreite beträgt ca. 139 Zentimeter, die beiden Austrittspodeste wurden im gleichen Design wie die Stufenkonstruktion gestaltet. Für eine homogene Optik sorgt die Untersichtsverkleidung aus 4–6 mm starkem, glattflächigem Stahlblech, das formstabil zwischen die Stahlwangen eingeschweißt wurde. Diese Verkleidung trägt nicht nur zur Ästhetik bei, sondern verbessert auch die Statik und das Schwingverhalten der Treppe. Der Handlauf wurde an der äußeren Brüstungswange gleichmäßig gerundet ausgeführt und besteht aus Edelstahl-Rundrohr mit 42 Millimeter Durchmesser. Die gesamte Konstruktion wird durch ein durchgängiges brüstungshohes Stahlblechgeländer ergänzt, das sich im Obergeschoss entlang der Deckenränder fortsetzt.
Die offene Treppenkonstruktion in Verbindung mit den freien Deckenöffnungen schafft eine visuelle Durchlässigkeit und verstärkt den Eindruck von Leichtigkeit und Dynamik. Die präzise Verarbeitung und die fugenlose Oberfläche ohne sichtbare Schweißnähte verleihen der Treppe eine Eleganz, die sich nahtlos in die Gesamtgestaltung des Innovationszentrums einfügt.
Bautafel
Architektur: TKEZ architecture & design Architekten, München
Projektbeteiligte: Obermeyer Koch und Partner, München (Ausführungsplanung Rohbau); Structure, Stuttgart (Ausführungsplanung Lamellenfassade); Koch Membranen, Rimsting (Ausführung Lamellenfassade); Edbauer Ingenieure, München (Gebäudestatik und Brandschutz); Duschl Ingenieure, Rosenheim (Technische Gebäudeausstattung); Arpe Landschaftsbau, München (Außenanlagen), METALLART Treppen, Salach (Treppenbau)
Bauherr*in: Profol, Halfing
Fertigstellung: 2024
Standort: Profolstraße 1-10, 83128 Halfing
Bildnachweis: Sorin Morar; Jan Schmiedel
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