Gerichtsgebäude in Amsterdam
Weiße Treppen kreuz und quer
Im Amsterdamer Süden entsteht derzeit das neue Geschäfts- und
Wohnviertel Zuidas. Geprägt ist das zwischen den Flüssen Schinkel
und Amstel gelegene Quartier von einer Verkehrsachse bestehend aus
einer Autobahn und einer Eisenbahnlinie, die das Areal von Osten
nach Westen durchschneidet. Nördlich dieser Achse hat das
Firmenkonsortium NACH (New Amsterdam Courthouse), das mit der
Regierung eine öffentlich-private Partnerschaft einging, ein neues
Gerichtsgebäude realisieren können. Die Planung für die
Rechtbank Amsterdam stammt vom niederländischen Büro KAAN
Architecten.
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Einladende Außenwirkung
Den Architekt*innen war eine möglichst offene Wirkung des Justizgebäudes nach außen wichtig. Statt eines großen Baukörpers, entschieden sie sich für zwei ineinander verschachtelte Quader. Die unbebaute nordwestliche und südöstliche Ecke wurden als begrünte Außenräume gestaltet. Im Südosten wurde die Skulptur Love or Generosity der New Yorker Künstlerin Nicole Eisenman aufgestellt – eine überlebensgroße Figur aus Metall, die sich vorneüber beugt und den Inhalt ihrer Hand offenbart. Die Geste der Skulptur lädt dazu ein, sich dem 50 Meter hohen Gebäude zu nähern, um die präsentierten Objekte zu betrachten.
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Von Westen kommend, wird das Gericht über eine
serpentinenförmige Rampe erschlossen, die hinunter in einen
Skulpturengarten führt. Auf spielerische Art und Weise werden
Besuchende an das Bauwerk herangeführt. Auch die Fassade trägt
durch bodentiefen Fenster zu einer einladenden Außenwirkung bei.
Das Raster der äußeren Gebäudehülle verdichtet sich nach oben hin
und gliedert die Fassade in drei Abschnitte, welche die Nutzung im
Gericht widerspiegeln.
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Von öffentlich bis privat
Im Inneren ist das Gebäude in drei Zonen gegliedert. Nach dem
Passieren eines hellen Foyers mit doppelter Geschosshöhe geht es
über schwarze Fahrtreppen bis ins dritte Obergeschoss. Diese vier
Stockwerke, in denen sich auch die Gerichtssäle befinden, sind
öffentlich zugänglich. Von außen sind sie am weiten Raster mit
großen Glasflächen ablesbar. Bei den zwei darauffolgenden
Geschossen handelt es sich um eine Übergangszone mit offenen
Bürolandschaften und separaten Besprechungsräumen. Hier sind die
Fenster halb so breit wie in den Etagen darunter. Noch mal um die
Hälfte schmaler sind die Fenster in den vier bzw. fünf oberen
Geschossen. Sie sind nicht öffentlich zugänglich und beherbergen
auf kleinteiligerem Grundriss unter anderem die Büros der
Mitarbeitenden.
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Versetzte Treppenläufe
Von der Übergangszone bis ins oberste Geschoss führt eine schneeweiße Treppe. Im Grundriss befindet sie sich an der Stelle, an der sich die beiden Quader überschneiden. Auf der Treppe stehend, ergibt sich ein eindrucksvolles Bild, wenn man durch die kreisrunden Deckendurchbrüche blickt: Die geraden Treppen mit Zwischenpodest verlaufen nicht parallel zueinander, sondern leicht versetzt. Es entsteht der Eindruck, als würden sie sich bewegen. Die weißen Trittstufen wurden zwischen Brüstungswangen derselben Farbe geschweißt. Zu beiden Seiten des Treppenlaufs wurden farblich abgestimmte Handläufe angebracht.
Da es keine Setzstufen gibt, kann von verschiedenen
Blickwinkeln aus durch die Treppe hindurch gesehen werden. Durch
fünf kreisrunde Oberlichter fällt Tageslicht ins Treppenhaus;
zahlreiche Deckenspots sorgen für eine Beleuchtung der Stufen.
-np
Bautafel
Architektur: KAAN Architecten, Rotterdam, Niederlande
Projektbeteiligte: ABT, Velp (Tragwerksplanung, Geotechnik, Bauphysik, Gebäudetechnik, Brandschutz, Akustik, Sicherheit), Simona Serafino, Amsterdam (Landschaftsarchitektur); Kiwa BDA, Rijswijk (Dachdesign und -sicherheit), Saint-Gobain Gyproc, Vianen (Metallleichtbau);Heijmans, Rosmalen (MEP) Trigion, Schiedam (Brandschutz und Sicherheit); CSM Steel Structures, Hamont-Achel (Stahlstruktur und Fassadenverkleidung); TGM, Asten (Fassade); Kolen Natuursteen, Eindhoven (Naturstein); Smits, Gemert (Innentüren und Fenster); Staalkozijn, Winterswijk (Innentüren); Muller Afbouwgroep, Eindhoven (Metallständerwände); Verwol Interior Systems, Delft/Opmeer (Decken und Akustik); Maars Living Walls, Harderwijk (Trennwandsysteme); Otis, Utrecht (Aufzüge und Rolltreppen) Red Betonbouw, Oud-Beijerland (Betonböden Obergeschosse); Hoco Beton, Weert (Fertigbeton); Haitsma Beton, Kootstertille (Fertigbeton-Hafträume); Nicole Eisenman, New York City (Kunstwerk auf dem öffentlichen Platz); Femmy Otten, Amsterdam (Kunstwerke in Gerichtssälen); Jesse Wine, London (Kunstwerke im Innenhof)
Bauherr*in: Rijksvastgoedbedrijf (niederländische Regierungsbehörde für Immobilienmanagement), Den Haag
Fertigstellung: Dezember 2020
Standort: Parnassusweg 280, 1076 AV Amsterdam, Niederlande
Bildnachweis: Fernando Guerra FG+SG, Lissabon, Portugal; KAAN Architecten, Rotterdam, Niederlande
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