Veterinärmedizinischer Forschungsbau in Ås
Lochblech und Fensterband
Umgeben von viel Grün und einigen historischen Gebäuden aus dem 19. Jahrhundert erhebt sich in dem 35 Kilometer südlich von Oslo gelegenen Ort Ås ein verschachtelter Gebäudekomplex mit einer Fassade aus leicht glänzenden, rötlich-braunen Ziegeln: das neue Gebäude der veterinärmedizinischen Fakultät der Universität für Umwelt- und Biowissenschaften (NMBU). Der Neubau bietet Platz für 700 Studierende und 1.000 Angestellte. Mit 63.000 m² Bruttonutzfläche ist das eindrucksvolle Campusgebäude der bisher größte norwegische Bildungsbau. Entworfen wurde das Bauwerk von dem dänischen Architekturbüro Henning Larsen Architects in Kooperation mit dem norwegischen Büro Fabel Arkitekter.
Gallerie
Außen handgemacht, innen High-Tech
Der gestaffelte Baukomplex besteht aus insgesamt acht Gebäudeflügeln, die sich in ihrer Kubatur sowie in ihrer Höhe unterscheiden. Gestalterisch dominiert die horizontale Linie. Die einzelnen Flügel sind eher flach und verfügen maximal über vier Geschosse. Im nördlichen Teil des Gebäudes werden drei begrünte Höfe umschlossen, über die Tageslicht in die Gebäudemitte einfallen kann. Die Fassade besteht aus 300.000 handgeschnittenen, kohlegebrannten Ziegeln, die sich fischschuppenartig überlappen. Aufgrund ihrer Herstellungsweise weisen die Ziegel eine unebenmäßige Farbigkeit und eine strukturierte Oberflächenbeschaffenheit auf. Horizontal wird die Fassade durch schwarz gerahmte Fensterbänder gegliedert, die zum Teil über die gesamte Fassadenbreite verlaufen. Ihre dunkle Farbigkeit kontrastiert mit dem rötlichen Braun der Verkleidung.
Innen ist der Bau so gegliedert, dass Bereiche, in denen Ansteckungsgefahr besteht, im Zentrum angesiedelt sind und eine separate Einheit bilden. Umgeben sind sie von frei zugänglichen Räumen wie Hörsälen, Seminar- Bibliotheks- und Büroräumen sowie einer Mensa. Außerdem liegen in den äußeren Flügeln drei eigenständige Kliniken für Nutztiere, Pferde und kleine Haustiere mit Aquarien, Ställen, Reithalle und Freiflächen. Neben der Fakultät für Veterinärmedizin der NMBU befindet sich in dem Neubau das Norwegische Veterinärinstitut. Zu den insgesamt etwa 2.400 Räumen zählt eine große Anzahl an Spezialräumen wie etwa Lehrlabore, Untersuchungs- und Behandlungsräume, Operationssäle, Trainingsräume für Physio- und Hydrotherapie mit Laufband und Pool, eine Abteilung für Autopsien und Präparation sowie hochsichere Infektions- und Isolierstationen, um kranke Tiere zu separieren.
Sonnenschutz: Fensterbänder mit perforierten
Klappläden
Das kontinental geprägte Klima im Süden Norwegens
zeichnet sich durch vergleichsweise kalte Winter und warme,
trockene Sommer aus. Zur Verschattung des Gebäudes in den
Sommermonaten wurden außen an den Fensterbändern schwarze,
perforierte Klappläden aus Metall angebracht, die bündig zur
Leibung schließen. Durch die Lochung der Läden kann auch in
geschlossenem Zustand tagsüber Licht ins Gebäudeinnere einfallen. Außerdem
ist durch die kleinen Löcher auch bei geschlossenen Läden die
Durchsicht von innen nach außen möglich. Die Wärmestrahlung
hingegen kann durch die bereits vor der Fassade erfolgte
Kombination aus Reflexion und Absorption nicht als thermische Last ins
Innere gelangen.
Im aufgeklappten Zustand lassen sich die Läden orthogonal zur
Fassade positionieren, sodass sie wie Vertikallamellen anmuten.
Insbesondere bei flach stehender Ost- oder Westsonne können die
Läden durch Ihre vertikale Anordnung offen gehalten werden und
sorgen trotzdem für einen wirksamen Sonnenschutz. Am Abend
erscheint der metallene Sonnenschutz weitaus transparenter und
lichtdurchlässiger als am Tag, wenn durch die Perforierung das
künstliche Licht von innen nach außen dringt. Durch die
Beweglichkeit der Sonnenschutzelemente ist eine flexible
Ausrichtung auf den jeweiligen Sonnenstand möglich.
-np
Bautafel
Architektur: Henning Larsen Architects, Kopenhagen, und Fabel Arkitekter, Oslo
Projektbeteiligte: Link Arkitektur, Oslo (Landschaftsarchitektur), NNE Pharmaplan, Virum (Laborplanung); Multiconsult, Oslo (technische Beratung)
Bauherr/in: Statsbygg, Norwegen (staatliche Baubehörde Norwegens)
Fertigstellung: 2021
Standort: Elizabeth Stephansens vei 15, 1433 Ås, Norwegen
Bildnachweis: Einar Aslaksen, Oslo; Henning Larsen Architects, Kopenhagen
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