Kalksandsteinrecycling
Fünf vielversprechende Einsatzmöglichkeiten für Kalksandsteinrezyklat
Pro Jahr fallen zwischen fünf und sieben Millionen Tonnen Kalksandsteinbruch aus dem Gebäudeabriss an. 2020 hat sich die EU bereit erklärt, Bauabfälle zu siebzig Prozent wiederzuverwenden. Da Kalksandstein aus natürlichen Rohstoffen besteht, bietet er gute Voraussetzungen für geschlossene Stoffkreisläufe. Bauschutt aus Kalksandsteinmauerwerk wird heute bereits zu 94 Prozent stofflich verwertet. Die Forschungsvereinigung Kalk-Sand testet in Zusammenarbeit mit Kalksandsteinherstellern, Recyclingunternehmen und Abbruchbetrieben zukunftsweisende Anwendungen, die eine Recyclingquote von hundert Prozent möglich machen. Wir stellen fünf vielversprechende Recyclingmöglichkeiten vor:
Gallerie
1. Recycling-Kalksandsteine
Bereits heute wird der in Werken anfallende Produktionsbruch wieder in den Herstellungsprozess zurückgeführt. Doch wie hoch darf der Recyclinganteil in Kalksandsteinen sein, ohne dass sie an Qualität einbüßen? Bis zu zehn Prozent der Rohstoffe können problemlos durch Recycling-Material ersetzt werden – vorausgesetzt es handelt sich dabei um sortenreines Material. Erste Hersteller entwickeln bereits Verfahren zur serienmäßigen Herstellung von Recycling-Kalksandsteinen. Sobald die neuen Verfahren serienreif sind, werden sich auch die Produktionskosten sinken: Dann könnten neue Kalksandsteine und ihre Recyclingversion zum gleichen Preis angeboten werden.
2. Kalksandstein für emissionsärmeren Beton
Auch bei der Herstellung von Beton kann Kalksandstein-Recyclingmaterial CO2-Emissionen einsparen. Beton ist einer der wichtigsten Baustoffe in Deutschland. Laut Recherchen des Handelsblatts wurden im Jahr 2019 34 Millionen Tonnen Beton verbaut und dabei zwanzig Millionen Tonnen CO2 emittiert. Die Betonindustrie erforscht intensiv daran, die umweltbelastenden Auswirkungen von Beton zu minimieren. Ein vielversprechender Ansatz könnte die Zugabe von Füllstoffen aus Kalksandstein sein. Forschende der Universität Kassel fanden heraus, dass für Beton mit Kalksandstein-Rezyklat weniger Zement beigemischt werden muss. Bei einer Zugabe von bis zu zehn Prozent Kalksandstein bleibt die Betonqualität konstant. Je nach Anwendungsbereich, beispielsweise, wenn lediglich moderate Festigkeiten notwendig sind, könnte der Anteil aber sogar bis zu 35 Prozent betragen.
3. Kalksandstein in der Abfallwirtschaft
Durch den mikrobiellen und chemischen Abbau von organischen Stoffen auf Abfalldeponien entsteht Methan – ein Treibhausgas, das etwa 25-mal schädlicher ist als CO2. Gemäß dem Institut für Abfallwirtschaft und Materialressourcen der Fachhochschule Trier stoßen selbst stillgelegte Deponien noch mindestens zwanzig Jahre lang Methan aus. In Laboruntersuchungen und mit Vor-Ort-Versuchen auf einer Deponie in Bremen konnte gezeigt werden, dass Gemische aus Kalksandstein- und Porenbetongranulaten als Träger für methanabbauende Mikroorganismen geeignet sind. Die Kalksandstein-Recyclinggranulate würden dazu mit metanotrophen Bakterien beimpft, die das klimaschädliche Methan in das vergleichsweise weniger schädliche CO2 umwandeln und so die Methanemissionen deutlich reduzieren.
4. Kalksandstein im Straßenbau
Bis 2030 sollen laut Angaben des Bundesverkehrsministeriums 1.741 Autobahnkilometer neu gebaut werden. Bislang ist der Anteil von Kalksandstein-Rezyklaten im Straßenbau auf fünf Prozent begrenzt. In einem Forschungsprojekt konnte allerdings nachgewiesen werden, dass eine Erhöhung des Kalksandsteinanteils auf bis zu vierzig Prozent durchaus möglich ist. Die Untersuchungsergebnisse aus Laborversuchen werden aktuell auf einer Erprobungsstrecke unter Realbedingungen getestet.
5. Kalksandstein gegen urbane Hitzeinseln
Begrünte Städte und Dächer sind eine Möglichkeit unsere Städte klimaresilienter zu gestalten. Grünräume können große Wassermengen speichern, Gebäude vor Überhitzung schützen und für saubere Luft sorgen. In einem Forschungsprojekt wurde belegt, dass sich Kalksandstein-Rezyklat aufgrund seiner physikalischen und chemischen Eigenschaften sehr gut als Vegetationssubstrat für Dachbegrünungen eignet. Ein weiteres Projekt untersuchte, inwieweit der Einsatz von Kalksandstein zur Bodenverbesserung im Bereich von Verkehrsflächen beitragen kann. Im Straßenbau wird der Boden häufig so stark verdichtet, dass die Pflanzen im angrenzenden Grünstreifen kein ausreichendes Wurzelsystem bilden können und somit nicht hinreichend mit Wasser versorgt werden. Erste Versuche haben gezeigt, dass sich der Wasserhaushalt von Böden durch den Einsatz von Gesteinskörnungen aus Kalksandstein deutlich verbessert. Mit einer maximalen Wasserspeicherkapazität von bis zu zwanzig Prozent kann Kalksandstein dazu beitragen, dass Straßengrün auch in hochverdichteten Böden besser gedeiht.
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