Gemeinschaftshaus in Dongziguan
Reliefartiges Verblendmauerwerk mit traditionellen blaugrauen Klinkersteinen
Das neu errichtete Gemeinschaftshaus in dem chinesischen Dorf Dongziguan südwestlich von Hangzhou nach Entwürfen von Gad Line Studio dient nicht nur dem Austausch der Bewohner, sondern verbindet auch den alten und neuen Teil des Ortes miteinander. Die Gemeinde war eingeladen, beim Bau des Zentrums mitzuhelfen, das unter anderem für Feste, Theatervorstellungen, Filmvorführungen und sportliche Aktivitäten genutzt wird und zudem einen Nachbarschaftsladen beherbergt.
Gallerie
Um der vielfältigen Nutzung gerecht zu werden, teilten die
Architekten den Komplex in sechs freistehende, überwiegend
eingeschossige Ein-Raum-Quader unterschiedlicher Funktion und
Ausstattung, die von einem großen Dach zusammengefasst werden. Zum
Dorfplatz im Südosten und den umliegenden Gebäuden zeigt sich das
Gemeinschaftshaus offen. Der Blick auf den südwestlich angrenzenden
großen Parkplatz hingegen ist nur durch kleine, lukenartige Fenster
in der ansonsten weitgehend geschlossenen Fassade möglich.
Alle unter einem Dach
Um den Neubau von Beginn an mit dem Dorf und den Bewohnern zu verflechten, berücksichtigten die Architekten einerseits die regionale Baukultur und nutzten traditionelle und lokale Materialien wie graue Mauerziegel und Holz, andererseits entschieden sie sich für eine einfache Konstruktionsweise, damit die Menschen am Bauprozess teilnehmen können.
Das große, alle Einheiten zusammenfassende Dach ruht auf Stahlstützen und setzt sich im Querschnitt aus drei unterschiedlich großen, asymmetrischen Satteldächern mit niedrigen Traufhöhen und großen Überständen zusammen. Eingedeckt ist es mit anthrazitfarbenen Mönch- und Nonnenziegeln. Die Untersicht zwischen den sichtbar belassenen Sparren ist mit Bambusholz verkleidet. Große Dachfenster lassen Tageslicht von oben einfallen.
Der fließende, offene Raum zwischen den Quadern steht zur flexiblen und spontanen Aneignung zur Verfügung. Die Plattformen auf den eingeschossigen Quadern, die über Stahltreppen erreicht werden und teilweise über Stege miteinander verbunden sind, dienen hingegen als Rückzugsorte. Zum Verweilen laden die integrierten Sitznischen vor den Fenster ein. Die Kombination kleiner Einheiten sowie verschieden hoher Korridore und Plätze ergibt eine reichhaltige architektonische Szenografie, die in ihrer Kleinteiligkeit auch der räumlichen Struktur des Dorfes entspricht. Mit diesen architektonischen Elementen sollen die Einwohner zum Treffen, Bleiben und Sich-Austauschen motiviert werden.
Mauerwerk: Traditionell, lokal und handgefertigt
Die blaugrauen Ziegel und das Holz sind typische Baumaterialien der Gegend. Eine regionale Ziegelei brannte die Steine in traditioneller Weise. Die charakteristische Farbe entsteht durch das Abkühlen roten Tons unter Sauerstoffentzug. Ortsansässige Handwerker errichteten die Außenwände der Quader als nicht hinterlüftetes Verblendmauerwerk im Läuferverband. Die tragende Schale besteht aus Ortbeton, vor welchen Vollziegel im Dünnformat mit Zementmörtel gemauert wurden. Das spannungsvolle Relief der Fassaden entsteht durch einen Versatz jeder zweiten Läuferschicht um einen Zentimeter nach hinten. Den oberen Abschluss der Boxen bilden graue Granitplatten, die von Hand poliert wurden. Die Verknüpfung von zeitgemäßer Bauweise und regionaler Baukultur soll den Dialog zwischen den neuen und alten Dorfteilen, aber auch zwischen jüngeren und älteren Bewohnern stärken. -sh
Bautafel
Architektur: gad · line+ studio, Hangzhou
Projektbeteiligte: Fanhao Meng (Projektleitung); Damin Hu, Luxi Qian (Bauingenieur); Greentown Akin (Landschaftsarchitektur); Daliang Cui, Yueqiang Zhang, Yang Wang (Gebäudeinstallationen)
Bauherrschaft: Changkou Stadtregierung im Kreis Fuyang von Hangzhou
Fertigstellung: 2017
Standort: Dongziguan Village, Fuyang District, Hangzhou, China
Bildnachweis: shiromio / Yilong Zhao / gad · line+ studio, Hangzhou
Fachwissen zum Thema
Bauwerke zum Thema
KS-ORIGINAL GmbH
Entenfangweg 15
30419 Hannover
www.ks-original.de