SOS-Kinderdorf in Düsseldorf
Fünfteiliger Komplex aus Kalksandsteinmauerwerk
SOS-Kinderdorf ist ein unabhängiges Sozialwerk, das sich dafür engagiert, positive Lebensbedingungen für benachteiligte junge Menschen und ihre Familien zu ermöglichen. Dabei reichen die Angebote von Kitas über ambulante Hilfen bis hin zur stationären Betreuung, um Kinder und Jugendliche in schwierigen Lebenslagen zu unterstützen. Das SOS-Kinderdorf in Düsseldorf ist über die Jahre stark gewachsen und um weitere Nutzungen und Räumlichkeiten ergänzt worden. Im Jahr 2016 lobte man einen Wettbewerb aus, um alle Funktionen an einem zentralen Ort im Stadtteil Garath zu bündeln. Mit dem Neubau des SOS-Kinderdorfes nach Plänen von Kresings Architektur ist ein kleines, örtliches Zentrum entstanden.
Gallerie
Eine alte Eiche als Zentrum
Der Komplex besteht aus fünf zweigeschossigen Baukörpern. Drei der Neubauten sind südlich der Matthias-Erzberger-Straße um einen Platz mit einer alten ausgewachsenen Eiche angeordnet, wodurch eine dörfliche und heimische Atmosphäre entsteht. Die freistehenden Gebäude sind über Brücken im Obergeschoss miteinander verbunden und beherbergen das Pädagogische Zentrum, eine Kindertagesstätte sowie ein Mehrgenerationenhaus mit Café. Östlich davon erstreckt sich ein kleines Wäldchen. Zwei weitere Gebäude befinden sich nördlich der Straße auf einem separaten Grundstück und beherbergen die Wohngruppen und Kinderdorffamilien. Sie sind um einen gemeinsam genutzten, begrünten Innenhof angeordnet und von einem Garten umgeben. Jedes der Dachgeschosse verfügt zudem über eine Dachterrasse. Nördlich schließt sich eine Wohnsiedlung aus vier- bis sechsgeschossigen Zeilenbauten an.
Das SOS-Kinderdorf hat sehr sensible und schützenswerte Bereiche, nämlich die Wohngruppen für die Kinder. Gleichzeitig sollte sich das Ensemble für den ganzen Stadtteil öffnen. Dies ist durch die Anordnung auf dem Grundstück mit dem Baum als Mittelpunkt sehr gut gelungen. Alle Gemeinschaftsbereiche gruppieren sich um dieses natürliche Zentrum, während die privaten Bereiche auf der anderen Straßenseite die notwendige Privatsphäre bieten.
Bauen für die Gemeinschaft
Die Fassaden des neuen Kinderdorfes bestehen aus
naturbelassenen, vertikalen Holzlamellen und verbinden die
Baukörper gestalterisch miteinander. Durch die Materialität und den
Alterungsprozess, den die Lamellen durchlaufen werden, stellen sie
den Bezug zum Landschaftsraum und zur alten Eiche her. Die Rahmen
der größtenteils raumhohen, großzügigen Fenster wurden in Anthrazit
ausgeführt, sind aber durch die überstehende Lamellenfassade
verdeckt. Die geschwungenen Gebäudekanten leiten die Besucher zum
zentralen Platz und laden zum Betreten der Häuser ein. Bei der
Planung der Innenräume wurde viel Wert auf die Gemeinschaftsflächen
und offene Bereiche gelegt, während die Büros relativ klein
gehalten wurden. Der Fokus liegt hier ganz klar beim Bauen für die
Gemeinschaft.
Gallerie
Klein- und großformatige Kalksandsteine
Die Tragkonstruktion der Neubauten bilden ein
Kalksandsteinmauerwerk sowie – in Teilbereichen – Stahlbetonwände.
Die Verantwortlichen legten großen Wert auf natürliche, regionale
und robuste Baustoffe und haben sich daher für Kalksandstein entschieden. Für die geraden
Abschnitte der Außenwände kamen großformatige Planquader mit einer
Stärke von 175 mm zur Ausführung. Für die Rundungen hingegen wurden
kleinere Plansteine im Format 248 x 248 mm eingesetzt, die auch für
die Innenwände verwendet wurden. Auf dem tragenden Mauerwerk wurde
außenseitig eine 20 cm dicke Dämmschicht mit einer hinterlüfteten
Metallverkleidung aufgebracht, die sich in ihrer hellen Farbgebung
hinter der Holzverkleidung zurücknimmt.
Auf der polis convention 2022 wurde das SOS-Kinderdorf mit dem polis Award in Bronze in der Kategorie „Soziale Quartiersentwicklung“ ausgezeichnet. -sh
Bautafel
Architektur: KRESINGS, Düsseldorf
Projektbeteiligte: NOVIA Baumanagement, Düsseldorf (Ausschreibung, Bauleitung); Ingenieurbüro Vens, Moers (Technische Gebäudeausrüstung); HIG Hempel Ingenieure, Köln (TWP); ISRW Klapdor, Düsseldorf (Bauphysik); BPK Fire Safety Consultants, Düsseldorf (Brandschutz); RMP Stephan Lenzen Landschaftsarchitekten, Bonn (Landschaftsarchitekt); Liskes + Schiffer, Düsseldorf (Vermesser); Brechtefeld & Nafe, Sprockhövel (Verkehrsplaner); KS-Original, Hannover (Kalksandsteinhersteller, Produkte: KS-PlanQuader, KS-Ratio-Plansteine)
Bauherr/in: SOS-Kinderdorf, München
Fertigstellung: 2021
Standort: Matthias-Erzberger-Straße 24, 40595 Düsseldorf, Deutschland
Bildnachweis: Nils Koenning, Berlin
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