Rathaus der Gemeinde Bronckhorst in Hengelo
Klinkerfassade im wilden Verband aus Wasserstrichziegeln
Im Rahmen der niederländischen Gebietsreform 2005 wurden fünf
kleinere Gemeinden im Gelderland zusammengelegt. Mit circa 40
Dörfern und einer Einwohnerzahl von über 40.000 entstand so einer
der größten ländlichen Verwaltungsbezirke der Niederlande – die
Gemeinde Bronckhorst. Ihr neues Rathaus wurde nach Plänen der
Architekten Atelier Pro am Rande der Kleinstadt Hengelo
realisiert.
Das Rathaus setzt sich aus zwei unterschiedlich hohen, abgeknickten
Riegeln zusammen, der entstehende Zwischenraum wird von einer
zweigeschossigen Halle gefüllt. Sie wird von einem Flachdach mit
Lichtbändern überspannt und markiert mit ihrer leicht zurück
versetzten Glasfassade den Gebäudeeingang. Das Erscheinungsbild der
beiden seitlich liegenden Gebäuderiegel ist von Lochfassaden aus
weiß-gelben Mauerziegeln und weißen Fensterläden geprägt. Die Läden
wurden in hellem Laserdruck mit Landschaftsmotiven des
niederländischen Grafikers Jaap Drupsteen bedruckt.
Die zentrale Halle dient als Foyer, Forum und Erschließungszone für
die öffentlichen Funktionen im Erdgeschoss. In den Obergeschossen
sind Büroflächen mit Einzel- (für Bürgermeister und Stadträte) und
Gruppenarbeitsplätzen angeordnet. Offene Teeküchen und
Besprechungszonen lockern die Büroatmosphäre auf und erleichtern
die Kommunikation.
Das Rathaus wurde im Passivhausstandard errichtet. Um Energie
einzusparen, sind Fenster mit Dreifachverglasungen eingebaut.
Außerdem kommt eine mechanische Lüftungsanlage mit
Wärmerückgewinnung zum Einsatz, die über Kohlendioxid-Messfühler
automatisch geregelt ist, eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach
sowie Erdsonden mit Wärmepumpen. Die Fensterläden tragen im Sommer
zur Verschattung der innenliegenden Räume bei, im Winter werden sie
nachts geschlossen, um Wärmeverluste zu minimieren.
Gallerie
Mauerwerk
Wie in vielen Gegenden der Niederlande sind auch im ländlichen
Gelderland traditionelle Backsteingebäude aus roten Mauerziegeln
typisch. Aus diesem Grund wählten die Architekten für die Fassade
zwar den regional typischen Baustoff Ziegel, setzen
sich aber mit der Farbwahl bewusst von den umgebenden Bauten ab.
Zudem gefiel den Architekten, dass die weiß-gelbe Fassade sogar
wenn es regnet, einen „sonnigen“ Eindruck beim Betrachter
hinterlässt.
Der gewählte Klinker ist ein Wasserstrichziegel im dänischen Normalformat
(DNF) mit den Maßen 228 x 108 x 54 mm. Die Außenwände sind als
zweischalige Wände mit Luftschicht und Wärmedämmung ausgeführt und
von außen nach innen wie folgt aufgebaut: Die Vorsatzschale besteht
aus einer 108 mm Klinkerschicht aus Wasserstrichziegeln, auf die 45
mm dicke Luftschicht folgt eine 160 mm starke Wärmedämmung aus
Polyurethan (PUR) vor der tragenden 200 mm dicken Stahlbetonwand.
Mit dieser ist die Klinkerfassade über rostfreie Stahlanker
verbunden.
Die Klinkerfassade ist als wilder Verband und der Attikaabschluss als 216 mm hohe Rollschicht im Wechsel mit Läufer-Läufer und Kopf-Läufer-Kopf gemauert. Die Fensterstürze bestehen aus bewehrtem Mauerwerk.
Bautafel
Architekten: Atelier Pro, Den Haag
Projektbeteiligte: Ingenieurbüro Wassenaar, Haren (Tragwerksplaner); Tamara van Spronsen/Graziosi Progetti, Den Haag (Innenarchitektin); Eline Keus, Den Haag (Landschaftsarchitektin); Jaap Drupsteen, Huizen (Grafikdesign); Bam Utiliteitsbouw Arnhem, Bunnik (Bauunternehmen); Petersen Tegl, Broager (Klinkerhersteller)
Bauherr: Stadtverwaltung Bronckhorst, Hengelo
Fertigstellung: 2009
Standort: Elderinkweg 2, 7255 KA Hengelo
Bildnachweis: Petra Appelhof, Nijmegen
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