Eingangsdach der Heliopolis University in Kairo
Doppelt gekrümmte Betonschale auf Stahlstützen
Dächer bieten Menschen Schutz und repräsentieren ein Gebäude
nach außen. Der Eingangsbereich für die Heliopolis University in
Kairo (HUC) soll attraktiv und einladend wirken und zugleich die
Mitarbeiter, Lehrkräfte und Studenten vor allzu starker
Sonneneinstrahlung schützen - schließlich steigt das Thermometer
dort in den Sommermonaten häufig bis auf 40°C im Schatten. Deshalb
wurde für den Eingangsbereich der Universität ein Schattendach
entwickelt, das neben seiner schützenden und repräsentativen
Funktion für Aktivitäten im Außenbereich sowie als Unterstand
während der Wartezeit auf verschiedene Transportmöglichkeiten
dient.
Gallerie
Das Dach ist Teil des Masterplans für den HUC-Campus, den der
Düsseldorfer Architekt Markus Preller im Jahr 2005 in
Zusammenarbeit mit dem Karlsruher Architekten Winfried Reindl
erstellte. Auf einem ca. 50.000 m² großen Grundstück in der Nähe
des internationalen Flughafens von Kairo entsteht ein Campus mit
allen notwendigen Funktionen für rund 3.000 Studierende. Die
Planung umfasst neben den Gebäuden der einzelnen Fakultäten auch
Verwaltungsbauten, ein Audimax, eine zentrale Bibliothek sowie eine
Mensa. Das Eingangsdach wurde im Februar 2007 erstellt und bildete
quasi den Auftakt der Baumaßnahmen, deren erste Phase 2009
abgeschlossen wurde. Neben dem Schattendach gehören ein kleineres
Verwaltungsgebäude, ein Fakultätsgebäude für
Ingenieurwissenschaften, Werkstätten für die Ingenieure sowie ein
Sportplatz inklusive Außenanlagen dazu.
Die Universität als erste nichtstaatliche und nichtkommerzielle
ihrer Art in Ägypten nahm im September 2009 den regulären
Lehrbetrieb auf. Sie hat den Anspruch, selbständiges Lernen durch
interdisziplinäre Zusammenarbeit mit anderen (nationalen und
internationalen) Universitäten und Industrieunternehmen zu fördern;
die Studierenden sollen sich kreativ und sozial verantwortlich
zugleich entwickeln können.
Landestypische Eigenheiten prägten den Alltag auf der Baustelle: So
hielt starker schwarzer Tee, den die Arbeiter stets auf einem Feuer
aus den Resten der Schalungsbretter bereithielten, alle bei Kräften
und Laune - auch als man feststellte, dass die Nachtschicht die
Hälfte aller Stützen des Daches zu kurz abgeschnitten hatte und
diese wieder angeschweißt werden mussten.
Dach
Filigran und leicht wirkt das geschwungene Dach, das aus einer
15 cm starken Schale besteht, die eine Fläche von ca. 140 m²
überspannt. Sie wird getragen von 13 Stahlstützen aus 200 x 4 mm
Rundrohr. Die Stahlstützen sind über durchlaufende
Bewehrungsstränge und aufgeschweißte Kopfbolzen in die Fundamente
und das Schalentragwerk eingebunden (Hybridbauweise): eine in
Ägypten bislang einzigartige Verbindungsmethode zwischen Beton und
Stahlbauteilen. Die Geometrie des Bauwerks trägt zur Verringerung
der Materialkosten und der Eigenlast der Tragschale bei: Die
Haupt-Bewehrungslagen, die die Zugspannung der Ober- und Unterseite
der Betonschale aufnehmen müssen, folgen den Trajektoren. Die
Stahlstränge sind also nicht rasterförmig angeordnet (wie sonst
üblich), sondern bilden stattdessen strahlenförmige und radiale
Muster, wodurch ein großer Teil Bewehrungsstahl eingespart werden
konnte.
Eine besondere Herausforderung in der Detailplanung und
Konstruktion stellte – neben den Anforderungen an die
Erdbebensicherheit – die vom Bauherrn gewünschte doppelte Krümmung
der Schale dar. Über die Anwendung der Kopfbolzen konnte eine
optimale Krafteinteilung erzielt werden. Das Einbringen einer 25 mm
starken Stahlplatte diente dem Auffangen der Drehmomente an den
oberen Stützenden.
Bautafel
Architekten: Markus Preller, Düsseldorf in Kooperation mit Winfried Reindl, Karlsruhe
Projektbeteiligte: Sekem Building Construction Department, Sekem Group, Kairo/EG (Bauausführung)
Bauherr: Heliopolis University Cairo (im Aufbau begriffen); Hauptträger der Baumaßnahmen: Sekem Group, Kairo/EG
Standort: 1 Belbeis Desert Road, el-Hurriya, Cairo/EG
Fertigstellung: 2007
Bildnachweis: Markus Preller, Düsseldorf