Präsidium des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT)
Erweiterung und energetische Ertüchtigung eines Altbaus von 1881
Gallerie
Als Zusammenschluss der Technischen Universität des Landes
Baden-Württemberg und des nationalen Forschungszentrums der
Helmholtz-Gemeinschaft wurde im Oktober 2009 das Karlsruher
Institut für Technologie (KIT) offiziell eröffnet. Es vereint
die Aufgaben beider Einrichtungen, soll Forschung und Lehre eng
miteinander verknüpfen und so den Technologietransfer vorantreiben.
Den passenden Hauptsitz für das KIT-Präsidium fand man in
einem repräsentativen, leer stehenden Gebäude auf dem Campus Süd,
welcher sich am nordöstlichen Rand der Innenstadt befindet. Nach
Plänen von Heinrich Lang 1881 errichtet, war hier einst die Alte
Chemische Technik der Karlsruher Uni untergebracht. Nach knapp
130 Jahren erfuhr der dreigeschossige Altbau mit seiner roten
Sandsteinfassade eine Umnutzung, wurde energetisch und technisch
überholt sowie barrierefrei erweitert. Geplant wurden diese
Maßnahmen vom ortsansässigen Büro Archis.
Zunächst ließen die Planer einen kleinen, flachen Anbau an der
Nordseite entfernen, und stellten vorerst den L-förmigen Grundriss
des Altbaus wieder her. Anschließend wurde an dieser Stelle der
Erweiterungsbau mit einer Bruttogeschossfläche von 915 m²
errichtet. Er nimmt Höhe und Bauflucht des Altbaus auf und schließt
diesen zu einem kompakten Quader. So wurde der einstige Hof zu
einem wettergeschützten und lichtdurchfluteten Atrium, zweiseitig
flankiert von den rötlichen Außenwänden des Altbaus. Wandstärken
von bis zu 80 Zentimetern machten den Einsatz einer Dämmung im
Altbau überflüssig; durch den Austausch von Fenster und Türen sowie
der Erneuerung des Daches konnten die Wärmeverluste über die
Gebäudehülle reduziert werden. Während das Erdgeschoss des Neubaus
größtenteils verglast ist, sind seine oberen, leicht auskragenden
Geschosse als Wärmedämmverbundsystem mit dunkelgrauer Spachtelung
ausgeführt und mit raumhohen Fenstern versehen – die gewählten
Materialien bilden einen deutlichen, aber gelungenen Kontrast zur
historischen Bausubstanz. Im Dach trennt eine umlaufende
horizontale Glasfuge den Neubau vom Bestand.
Als zentrales Hauptgebäude nimmt das Präsidium mit einer
Bruttogeschossfläche von 2.500 m² Büro- und Verwaltungseinheiten
und die Räume des Präsidenten und der Vizepräsidenten auf. Im
Erdgeschoss der Erweiterung befindet sich im Atrium die
stützenfreie Aula mit 170 Sitzplätzen und einer kleinen Bühne. Das
Atrium erstreckt sich über alle drei Geschosse hinweg. Im Westen
liegen ein notwendiges Treppenhaus und ein Windfang; eine Rampe
stellt den barrierefreien Zugang sicher. In den oberen Geschossen
rahmen je drei nebeneinanderliegende, gen Norden ausgerichtete
Büros das Atrium. Diese Räume sind über Galerien zu erschließen,
die sie zugleich mit dem Altbau verbinden. Den oberen Abschluss des
Anbaus bildet eine große Dachterrasse, die allen Mitarbeitern zur
Verfügung steht. Von hier hat man auch Zugang zum Senatssaal mit 72
Sitzplätzen sowie zur Cafeteria mit angeschlossener Lounge.
Umlaufende Fensterbänder und festverglaste Dachflächenfester lassen
viel Tageslicht in die Räume, innenseitig angebrachte
Rollos übernehmen die Verschattung.
Dach
Saal, Cafeteria und Lounge befinden sich allesamt unterhalb des mit
Aluminium gedeckten Walmdaches im Altbau, das im Zuge der
energetischen Ertüchtigung komplett erneuert wurde. Um den 640 m²
großen Dachraum besser nutzen zu können, wurde die neue
Konstruktion aus Stahl und Holz um einen knappen Meter
angehoben.
Das Dach ist von außen nach innen wie folgt aufgebaut:
- Stehfalzeindeckung aus Aluminium
- Unterlagsbahn als Trennung
- 24 mm raue Schalung
- 40 x 60 mm Lattung/Hinterlüftungsebene
- Unterdachbahn Sd < 0,2m
- 100 mm Aufsparrendämmung WLG 035
- 280 mm Zwischensparrendämmung WLG 035
- Dampfsperre Sd > 20m
- Abgehängte Decke
Bautafel
Architekten: archis Architekten + Ingenieure, Karlsruhe (Sanierung und Erweiterung); Heinrich Lang, Karlsruhe (Altbau 1881)
Projektbeteiligte: Ingenieurgruppe Bauen, Karlsruhe (Statik); b.i.g. bechtold Ingenieurgesellschaft, Karlsruhe (Elektroplanung); fc. Ingenieure, Ettlingen (Planung Haustechnik); Ingenieurbüro SLP, Karlsruhe (Tragwerksplanung); Saint-Gobain Isover, Ludwigshafen (Dämmung Walmdach); Dach + Wandsysteme Montage, Lichtenau (Dachdecker/Zimmerer/Klempner); Leonhard Weiss, Göppingen (Dachabdichtung)
Bauherr: Vermögen und Bau Baden-Württemberg Amt Karlsruhe
Fertigstellung: 2014
Standort: Engelbert-Arnold-Str. 2 in 76131 Karlsruhe
Bildnachweis: Atelier Altenkirch, Karlsruhe www.atelier-altenkirch.de