Museum Gunzenhauser in Chemnitz
Lichtdecken und -vouten in Kombination mit blendfreier Tageslichtnutzung
Mit der Überlassung eines Großteils seiner legendären Privatsammlung hätte der Münchner Kunstliebhaber, Sammler und Galerist Alfred Gunzenhauser der Stadt Chemnitz kein größeres Geschenk machen können. Denn die hatte während der Zeit des Nationalsozialismus viele ihrer Kunstwerke insbesondere der klassischen Moderne verloren. Um für die rund 2.500 überwiegend expressionistischen Werke des bayerischen Kunstsammlers einen angemessenen Rahmen zu schaffen, entschied man sich zum Umbau eines ehemaligen Sparkassengebäudes in das Museum Gunzenhauser. Die Planung erfolgte durch das Berliner Büro Volker Staab Architekten.
Gallerie
Das 1930 im Stil der Neuen Sachlichkeit von Stadtbaurat Fred Otto als eines der ersten Hochhäuser der Stadt errichtete Gebäude befindet sich am Chemnitzer Falkeplatz. Es besteht aus einem siebengeschossigen Baukörper und zwei viergeschossigen Flügeln. Sie umschließen zusammen einen zentralen Innenhof, in dem sich die ehemalige Kassenhalle befindet. Für die Umnutzung wurden die kleinteilige Struktur des früheren Verwaltungsbaus auf seine statische Struktur aus Stahlbeton – die Außenwände, die tragenden Stützen, die Rippendecken und die aussteifenden Treppenhäuser – zurückgeführt und dabei nahezu alle Innenwände entfernt. Des Weiteren wurde das Glasdach der ehemaligen Kassenhalle wieder hergestellt. Hier befindet sich heute ein Raum für Wechselausstellungen, der auch für Veranstaltungen und Vorträge nutzen lässt.
Die Fassade mit ihren regelmäßigen Öffnungen blieb weitestgehend bestehen. Lediglich einige Fensteröffnungen wurden durch beleuchtete Vitrinen ersetzt, in denen von außen großformatige Porträts von ausgestellten Künstlern zu sehen sind. Um ein blendfreies und gleichmäßiges Licht in den Ausstellungsräumen zu gewährleisten sowie zusammenhängende Wandflächen zu erhalten, verkleidet nun ein transluzentes Gewebe die Außenwände von innen – auch über die Fenster hinweg. Die neuen baulichen Eingriffe beschränken sich auf eine einläufige Treppe sowie Einbauten im Eingangsbereich mit Garderobe, Cafeteria und Kassenmöbel.
Elektro/Gebäudetechnik
Speziell für das Museum wurde ein Beleuchtungskonzept entwickelt,
das auf die lichtempfindlichen Exponate abgestimmt ist. In keinem
Ausstellungsraum können höhere Beleuchtungsstärken als maximal 50
Lux auf den Wänden entstehen. Lichtdecken und -vouten (gewölbter
Übergang zwischen Wand und Decke) tragen in Verbindung mit
blendfreiem Tageslicht dazu bei, dass die Bilder dennoch optimal
zur Geltung kommen.
Die Lichtvouten in den Decken betonen die Nahtstellen zwischen nachträglich eingebauten Elementen und ursprünglichem Bestand, wie z.B. die einläufige Treppe, die alle Ausstellungsgeschosse miteinander verbindet: Sie wird zum Ausstellungsraum hin von einer durchgehenden Lichtführung optisch betont. Auch der Kassenbereich ist mit einer solchen Voute am Übergang von Wand zur Decke eingefasst (siehe Bilder 3, 4 und 5). Die Lichtvouten wurden mit kompakten Lichtleisten realisiert, die hinter gewölbten Blenden eingebaut sind. Mit einer Breite von 33 mm und einer Höhe von 55 mm sind die verwendeten Leisten besonders klein und finden so auch in dem geringen Installationsraum Platz. Die durchgehende Lichtführung wurde durch das integrierte Steckverbindungssystem sowie die Durchgangsverdrahtung der Lichtleisten ermöglicht. Als Schalter kamen nahezu rahmenlose, quadratische Kippschalter mit den Maßen 81 x 81 mm zum Einsatz.
Damit am Abend die verkleideten Fenster nicht zu schwarzen
Löchern an den Ausstellungswänden werden, wurden sie hinter der
transluzenten Verkleidung mit Leuchten ausgestattet. So bleibt auch
im Dunkeln die durchgehende Wandfläche bestehen und die Belichtung
der Räume kann passgenau reguliert werden.
Bautafel
Architekten: Volker Staab Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Ed. Züblin, Bereich Chemnitz (Generalunternehmer); Mawedur, Reichenbach (Trockenbau); Licht Kunst Licht, Bonn/Berlin (Lichtplanung); Regiolux, Königsberg (Lichtvouten); Hermos Systems, Dresden (Lichtsteuerung); Künzel, Chemnitz (TGA und Elektro); MSR Elektronik, Oberfrohna (Gebäudeautomation); SE-Elektronic, Göppingen (Steuer- und Regeltechnik); Jung, Schalksmühle (Schalter)
Bauherr: Stiftung Gunzenhauser, Chemnitz
Fertigstellung: 2007
Standort: Stollberger Straße 2, 09119 Chemnitz
Bildnachweis: Werner Huthmacher, Berlin
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