Deichtorhalle Nord in Hamburg
Denkmalgerechte Sanierung und Modernisierung mit komplexer LED-Lichtanlage
Berlin hatte – und hat noch, wenn auch längst in anderer Funktion – den Hamburger Bahnhof und analog hatte Hamburg das Gegenstück am anderen Ende der Eisenbahnstrecke, den Berliner Bahnhof. Zugunsten eines zentralen Hauptbahnhofs wurde 1903 der Berliner Bahnhof in Hamburg stillgelegt und das Gelände einige Jahre später mit Markthallen für den Gemüsehandel bebaut. Die sogenannten Deichtorhallen, weit spannende Stahlkonstruktionen mit großflächigen Verglasungen an den Stirnseiten, zählen heute zu den wenigen überkommenen Beispielen der Hamburger Industriearchitektur aus der Zeit des beginnenden 20. Jahrhunderts. Die größere nördliche Halle ist ein dreischiffiger Langbau mit dominierendem Mittelschiff und die südliche, etwa halb so große Halle ein Zentralbau aus Längs- und Querschiffen mit überhöhender Laterne.1989 wurden die inzwischen denkmalgeschützten Hallen durch Josef Paul Kleihues zu Ausstellungshallen für internationale Kunst umgebaut – da war der ehemalige Hamburger Bahnhof in Berlin schon mehr als 80 Jahre lang ein Museum, zuletzt 1986 ebenfalls durch Kleihues umgebaut. 2005 folgte in Hamburg der Umbau der südlichen Deichtorhalle zum Haus der Photographie durch Jan Störmer.
Gallerie
Um mit den Deichtorhallen auch zukünftig Ausstellungshäuser auf internationalem Niveau mit den entsprechenden technischen Standards zu haben, war eine Sanierung insbesondere der nördlichen Halle dringend notwendig geworden. Undichte Stellen im Dach, unzureichende Wärmedämmung und Veränderungen des Baugrundes hatten zu erheblichen Feuchtigkeitsproblemen im Gebäude geführt. Auch musste die technische Ausstattung dringend modernisiert werden. Den hohen konservatorischen Standards, die heute von den großen Museen für ihre Leihgaben hinsichtlich Temperatur, Luftfeuchtigkeit, UV-Schutz und Sicherheitstechnik gefordert werden, erfüllte die Halle längst nicht mehr.
Die Sanierung übernahm das Büro Sunder-Plassmann aus dem
schleswig-holsteinischen Kappeln. Die Architekten befreiten die
Halle von allen früheren Einbauten, Wänden und Decken und legten
die Struktur und die Oberlichter und Fenster wieder frei. Das
breite Mittelschiff bildet nun eine lichtdurchflutete
Ausstellungshalle mit rund 3.100 Quadratmetern bespielbarer Fläche.
In den Seitenschiffpartien sind im Erdgeschoss außerdem ein Shop,
Werkstätten und Verwaltungsräume untergebracht. Technikräume,
Depot- und Lagerflächen und auch die Sanitärräume befinden sich im
Untergeschoss.
Elektro/Gebäudetechnik
Mit der Freilegung der lange von Einbauten versperrt gewesenen
Oberlichter und Fenster wurde zunächst der Tageslichteinfall
erheblich erhöht. Eine Verbesserung des Wärmeschutzes erreichten
die Architekten durch eine umlaufende, flurbreite Pufferzone auf
der Innenraumhöhe der flankierenden Seitenschiffe und durch
Vorhangfassaden. Eine elektrische Begleitheizung in den Fenstern
wirkt der Kondensatbildung entgegen.
Komplett erneuert wurde im Rahmen der Modernisierung die
Beleuchtungstechnik. Die bisherigen energieintensiven Halogenlampen
wurden durch eine präzise steuerbare und wesentlich
energieeffizientere LED-Beleuchtung ersetzt. Insgesamt 840 stufenlos
dimmbare LED-Strahler, darunter Einbaudownlights mit
unterschiedlichen Ausstrahlungswinkeln und Aufbau-Wandfluter sorgen
jetzt für eine optimale Ausleuchtung der großen Ausstellungshalle.
Ihre Wattzahl wurde von ehemals 250 auf nun 35 reduziert und zudem
ist ihre Lichtfarbe veränderbar: Je nach Bedarf können sie kälteres
oder wärmeres Licht produzieren. Auch die Gebäudesicherheitstechnik
samt Einbruchmeldeanlage wurde erneuert und ein verbessertes
Brandschutzkonzept mit mechanischer Entrauchung realisiert. Für
beste Ausstellungsbedingungen für großformatige Installationen
wurde eine Klimaanlage eingebaut, die auch in fünf Metern
Raumhöhe für konstante Temperaturen sorgt.
Bautafel
ArchitektenSanierung: Sunder-Plassmann Architekten, Kappeln/Berlin/Hamburg
Projektbeteiligte: Städtische Realisierungsgesellschaft, Hamburg (Gesamtrealisierung)
Bauherr: Deichtorhallen Hamburg Ausstellungs Gesellschaft, Hamburg
Fertigstellung: März 2015
Standort: Deichtorstraße 1, 20095 Hamburg
Bildnachweis: Henning Rogge, Hamburg/Courtesy of Deichtorhallen
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