Camden Town Hall Annex wird Hotel
Brutalismus als Marketingtool
Gerundete Ecken, regelmäßige Lochfassade, Beton wohin man blickt: Der 1972 fertiggestellte Erweiterungsbau des Bezirksrathauses im Londoner Stadtteil Camden spiegelt die architektonischen Vorlieben der Zeit in Perfektion wider. Während es solche Betonbauten vielerorts noch schwer haben, jenseits des architektonischen Fachpublikums auf Verständnis zu stoßen, scheint vor allem in urbanen Räumen eine gegenläufige Bewegung ins Rollen zu kommen.
Gallerie
Der ehemalige Verwaltungsbau gegenüber dem Bahnhof St Pancras, der von der lokalen Baubehörde selbst geplant wurde, verwandelte sich nun unter Federführung des Büros Orms Designers & Architects in ein Hotel. Das Bauwerk wurde dabei nicht nur erhalten, sondern seine markante Gestaltung außen wie innen bewusst als Ausgangspunkt der Transformation gesetzt.
Die Hülle blieb weitgehend unverändert, wurde instandgesetzt und gesäubert. Die farbigen Sonnenschutzverglasungen ließ das Planungsteam ersetzen gegen Klarglas, zum Teil mit Schalldämmeigenschaften, um den Lärm der angrenzenden Straßen in den Griff zu bekommen. Im Inneren wurde der Bau für die Hotelnutzung bis auf die Tragstruktur rückgebaut.
Das Gebäude wurde um drei Geschosse aufgestockt. Dafür ließ man durch die bestehenden Geschossdecken Stahlstützen fädeln, die die Lasten nach unten zur Bodenplatte und von dort bis ins Fundament abtragen. Eine besondere Herausforderung war dabei, die neuen Stützen in die Struktur der Betonkassettendecke zu integrieren und gleichzeitig so zu setzen, dass sie in den Zwischenwänden der späteren Hotelzimmerunterteilung verschwinden.
Markantes Zeichen der Veränderung ist zum Bahnhof hin ein neuer
Lift mit einer roten, kapselförmigen Kabine, die zwischen Bestand
und aufgesetztem Neubau hin und her saust. Elemente wie dieser
Aufzug, der gut und gerne Teil der ursprünglichen Gestaltung hätte
sein können und dennoch auf die Gegenwart verweist, prägen auch die
Innenarchitektur des neuen Hotels.
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