Rauminstallation in Mexico City
Betonschale mit textiler Bewehrung
Der spanisch-mexikanische Architekt und Ingenieur Félix Candela
war ein Pionier des südamerikanischen Betonbaus. Sein wohl
berühmtestes Werk ist das Restaurant Los Mantiales in Xochimilco,
mit seinen hyperbolischen Paraboloidschalen. Die Installation
Knitcandela von Zaha Hadid Architects aus London ist eine
Hommage an den 1997 gestorbenen Altmeister des Betons und bedient
sich seiner Formensprache. Ausgestellt ist sie im Museo
Universitario Arte Contemporàneo (MUAC) in Mexiko-Stadt, im Rahmen
der noch bis März laufenden ersten Werkschau Hadids in
Lateinamerika.
Gallerie
Das Londoner Planungsteam ging bei der Bewehrung der mehrfach gekrümmten Betonschale neue Wege: Nicht, wie zu Candelas Zeiten, mit Holz, sondern mit textilem Gewebe wurde das Ausstellungsobjekt geschalt. Nur 55 kg wog die mithilfe einer industriellen Strickmaschine vorfabrizierte Schalung – in gewöhnlichen Reisekoffern konnte sie als Fluggepäck von ihrem Produktionsort, der Schweiz, nach Mexiko gebracht und aufgebaut werden.
Knitcrete nennt sich das an der Eidgenössisch Technischen Hochschule Zürich entwickelte Verfahren, bei dem Fäden und Schnüre mit verschiedenen technischen Eigenschaften zu einem komplexen, hochbelastbaren Textil verwoben werden. Für die Skulptur in Mexiko wurde das Gewebe an einem temporären Tragrahmen aufgespannt und anschließend in mehreren Arbeitsgängen mit insgesamt 5 Tonnen Zement und Spritzbeton beschichtet. Für ausreichende Steifigkeit der Stoffflächen bei der Montage sorgten Luftballons, die nach dem Aufspannen des Textilgewölbes flächendeckend in dafür vorgesehene Taschen eingeschoben wurden.
Nach dem Aushärten des Zements wurde die textile Bewährung nicht
entfernt, sondern blieb als dekoratives Element erhalten. Das
Herstellungsverfahren erlaubte, dass die Unterseite der Schalung
sauber blieb und darum mit einer rein der Optik gewidmeten
Oberfläche versehen werden konnte. Die Designer von Knitcandela
entschieden sich für eine kräftige Farbgebung aus blauem Grund mit
einem Strichmuster aus Gelb und Rot. Inspirieren ließen sie sich
bei der Musterung durch Motive der lokalen Folklore – konsequent,
denn auch die Form der Betonschale ist dem Schnitt eines im
mexikanischen Bundesstaat Jalisco geläufigen Kleids entlehnt,
dessen Saum bei schnellen Drehungen der Trägerin wellenförmige
Bögen bildet.
Durch eine enge Zusammenarbeit von Architekturbüro und
Hochschule konnte dieses Projekt in kurzer Zeit umgesetzt werden.
Zaha Hadid Architects lieferten dabei den Entwurf, während die
Block Research Group der ETH Zürich die Knitcrete-Technologie
einbrachte und die Vorfabrikation der Schalung
organisierte.
Fachwissen zum Thema
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