Verwaltungsgebäude in Frankfurt a. M.
Lamellensegel und Wandabsorber
Das nach den Plänen des Frankfurter Architekturbüros Jo Franzke realisierte Bürogebäude verfügt über einen H-förmigen Grundriss und wurde mit einem Flugdach architektonisch aufgewertet. 5. und 6. OG des insgesamt siebengeschossigen Gebäudes wurden als Verbindung der Seitenflügel ausgeführt, dadurch sind großzügige Büroflächen oberhalb der Eingangshalle entstanden.
Gallerie
Als die Allgemeine Deutsche Direktbank in Frankfurt ihren Hauptsitz im bereits bestehenden Gebäude beziehen wollte, stand die Bank unvermittelt vor großen akustischen Problemen. Als Direktbank hauptsächlich auf den telefonischen Kontakt zu ihren Kunden angewiesen, mussten insgesamt 24 Großraumbüros entsprechend umgerüstet werden. Da die Bank jedoch nur Mieter der Liegenschaft ist, sollten die Einbauten reversibel gestaltet werden. Darüber hinaus existierte in vielen Räumen eine Betonkernaktivierung, die erhalten bleiben sollte und eine konventionell abgehängte geschlossene Akustikdecke ausschloss.
Um eine gute Lösung des Problems zu finden, wurden zwei Planungsteams beauftragt jeweils ein Großraumbüro mit ihrem akustischen Konzept auszustatten. Sowohl die Messungen der verbesserten Nachhallzeit als auch die Befragung der direkten Nutzer ergab eine Umsetzung des Entwurfes des Innenarchitekten Rudolf Schricker in enger Zusammenarbeit mit dem Odenwald Faserplattenwerk.
Akustik
Das realisierte Konzept besteht aus der Doppelstrategie Wand und
Decke als absorbierende Flächen zu nutzen. Diese Maßnahme senkte
die Nachhallzeit des Call-Centers von 1,03 s auf 0,65 s.
Nachgewiesen wurden diese Ergebnisse durch Schallmessungen.
Um die Wirkungsweise der Betonkernaktivierung nicht zu
beeinträchtigen, wurden an der Decke als Segel zusammen gefasste
Akustiklamellen (S 12d) montiert. Die Lamellen sind parallel
zueinander in 1,50 x 1,70 m große Blöcke zusammengefasst,
zusätzlich in der Hohe gestaffelt - und verwandelten so die
glatten, schallharten Betondecken der Großraumbüros in
absorbierende Akustikdecken.
Für die Verbesserung der Raumakustik ist die Anzahl der Lamellen
ausschlaggebend. Das umgesetzte Konzept gab 17 Lamellen mit einer
Größe von 160 x 1500 mm vor. Der Abstand der Lamellen untereinander
beträgt 100 mm. Sie werden in zuvor montierte Deckenschienen
eingeschoben. Die knapp unter der Betondeckenoberfläche liegenden
Rohrleitungen der Betonkernaktivierung begrenzten die Bohrtiefe auf
maximale 30 mm. Durch die senkrechte Stellung der Lamellen bleibt
der Effekt der Betonkernkühlung erhalten.
Die in Weiß gehaltenen Lamellen treten vor der weißen Decke in den Hintergrund und können so das Licht der in den Büros vorhandenen Deckenfluter verlustfrei reflektieren.
Neben den Deckenlamellen kamen an den Wänden Breitbandabsorber
zum Einsatz. Diese zwischen den Fensterflächen angeordneten
Akustikelemente haben die Fähigkeit, über den gesamten
Frequenzbereich hinweg Schall zu absorbieren. Sie ergänzen damit das
Decken-Lamellensystem, dessen absorbierende Wirkung in der
Hauptsache im mittleren und hohen Frequenzbereich angesiedelt
ist.
Die Wand-Elemente bestehen aus Aluminiumrahmen mit
schallabsorbierender Füllung. Die gewellten und gelochten
Frontbleche erhielten eine Beschichtung in verschiedenen
Abstufungen der hauseigenen Farben Orange und Blau. So entstanden
acht verschiedene Farbnuancen, die nach dem Aufhängen der
akustischen Elemente den Eindruck einer sich verstärkenden
„Farbwelle“ entlang der Wand erzeugt.
Bautafel
Architekten: Jo. Franzke Architekten, Frankfurt (Gebäudeentwurf und -realisierung); Rudolf Schricker, Stuttgart (Innenarchitekt für die akustischen Maßnahmen)
Projektbeteiligte: OWA, Amorbach (Akustiksystemhersteller); Europlan Messeservice, München (Montage)
Bauherr: Allgemeine Deutsche DirektBank AG, Frankfurt
Fertigstellung: 2004
Standort: Theodor-Heuss-Allee 106, 60486 Frankfurt am Main
Bildnachweis: OWA, Amorbach