Umgestaltung einer Banketage zum Architekturstudio in Hannover
Akustisch wirksame Vorhänge als Raumteiler und Sonnenschutz
Schon lange wünschten sich die Architekten Roger Ahrens und Gesche Grabenhorst ein Büro im Zentrum von Hannover; außerdem machte die gewachsene Zahl der Mitarbeiter eine räumliche Vergrößerung notwendig. Eine leer stehende Banketage direkt gegenüber der Staatsoper erwies sich dabei als Glücksfall und wurde von Ahrens & Grabenhorst zum Architekturstudio umgestaltet. Sie nutzten dafür die in den 1980er-Jahren errichteten Räumlichkeiten oberhalb eines Fassadenrestes aus Vorkriegszeiten.
Gallerie
Über eine innen liegende Treppe gelangen die Besucher und Mitarbeiter zum Eingang im ersten Obergeschoss. Dieser ist als Blackbox ausgebildet, die zu einem Flur überleitet. Eine Flurseite trägt in großen Lettern den Schriftzug des Büros – von dort erfolgt der Zugang durch eine Glastür in einen weitläufigen, hell und offen gestalteten Raum. Eine kommunikative Atmosphäre war den Architekten für ihre Arbeitsumgebung besonders wichtig. Der zentrale Innenhof, der Tageslicht bereits in die ehemalige Kundenhalle der Bank führte, stellte sich als sehr günstig heraus. Als Herz der offenen Bürostruktur gliedert er diese klar: Gegenüber des Eingangs und hinter dem Innenhof erstrecken sich die Arbeitsplätze entlang einer Längswand, beidseitig des Lichthofes sind eine Lounge als Empfang und ein Besprechungsbereich angeordnet. Die Arbeitsplätze der Geschäftsführung bilden den Abschluss der Raumachse. Nebenfunktionen wie eine kleine Küche, Toiletten und Garderobe befinden sich kompakt an der Flurwand links neben dem Eingang.
Das neue Architekturstudio orientiert sich nicht zur Straße, sondern nimmt die rückwärtige Hälfte des Gebäudegrundrisses ein. Neben dem Innenhof erhält es Tageslicht durch eine Fensterfront zum Hinterhof. Diese belichtet den Arbeitsbereich der Geschäftsführung und der Kommunikationsabteilung. Wände, Decken, Stützen, Boden und ein Großteil der Möblierung sind weiß gestaltet; gestalterische Akzente setzen die durch transluzente Vorhänge abtrennbare Lounge und der Besprechungsbereich. Als besonderer Blickfang und mögliche Inspirationsquelle fungiert eine zwanzig Meter lange Farbtafel mit den 1625 Farben des RAL-Design-Systems, die in Kopfhöhe der Mitarbeiter beginnt und die gesamte Längswand des Raums einnimmt.
Akustik
Textilien als Raumteiler und als Sicht- und Blendschutz
unterstützen die helle und offene Gestaltung der Büroräume.
Außerdem absorbieren sie den Schall in der überwiegend von harten
Materialien geprägten Arbeitsumgebung. Lichte weiße Vorhänge aus
akustisch sehr wirksamem Gewebe umschließen den Innenhof, trennen
die Arbeitszonen von Mitarbeitern und Geschäftsführung und dienen
als Sonnenschutz entlang der Fensterfront. Der spezielle
Vorhangstoff besteht zu 100% aus Polyester und ist flammhemmend,
sein Schallabsorptionsgrad liegt bei αw
0,6.
Rund um die Besprechungszone erfüllen ebenfalls spezielle Akustik-Vorhänge in hellem Crèmeweiß eine besonders wichtige Funktion: Motorisch betrieben, lassen sie sich per Fernbedienung in die gewünschte Position bringen und bilden eine schützende Hülle für Diskretion. Die Textilien bestehen ebenfalls aus flammhemmendem Polyester und weisen einen Schallabsorptionsgrad von αw = 0,85 auf. Parallel zum schienengeführten, inneren Vorhang lässt sich der Besprechungsbereich zusätzlich durch einen äußeren, weißen Vorhang abschirmen.
Ein Perserteppich dämpft die Geräusche in der Lounge, die von
einem golden schimmernden, grobmaschigen Textil eingehüllt wird.
Auch dieser Vorhang ist aus flammhemmendem Polyester gefertigt und
veredelt einem Schleier ähnlich die Ausstattung mit Polstermöbeln
und Stehleuchte. us
Bautafel
Architekten: Ahrens & Grabenhorst, Hannover
Projektbeteiligte: Création Baumann, Langenthal (Akustik-Vorhänge: Alphacoustic, Akustik-Vorhänge Besprechungsraum: Velos, textile Raumteiler/Vorhänge Lounge: Twist); Wilkhahn, Bad Münder (Drehstühle, Konferenzstühle, Bistrotische)
Bauherr: Ahrens Grabenhorst Architekten, Hannover
Fertigstellung: 2014
Standort: Georgstraße 38, 30159 Hannover
Bildnachweis: Architekturstudio Ahrens & Grabenhorst Architekten und Stadtplaner, Hannover; Foto: Roland Halbe