Grünflächen für den Waldorf Campus Berlin
Biodiversität und Versickerung in der Innenstadt
Zwischen 2015 und 2021 entstand in Berlin-Schöneberg der Waldorf Campus – ein Bildungsstandort mit Kindergarten und Schulen. Die einheitlich hölzernen Baukörper, entworfen von Kersten + Kopp Architekten, ergänzte das Landschaftsarchitekturbüro Gruppe F durch eine grüne Freiraumgestaltung. Dabei ist es dem Berliner Büro mithilfe von Retentionsdächern gelungen, eine klimaresiliente Regenwasserbewirtschaftung auf beengtem Raum zu integrieren.
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Auf dem 17.000 Quadratmetern großen Gelände lernen bis zu 900 Kinder, Schüler*innen und Auszubildende. Neben der Johannes-Schule und dem Rudolf-Steiner-Bildungszentrum umfasst der Campus ein Kita- und Hort-Gebäude, eine Sporthalle und zukünftig auch eine Aula. Eingebettet in das heterogene Stadtgefüge Berlins zwischen Wohngebäuden und Sportflächen, gruppieren sich die Baukörper um einen zentralen Campusplatz, der als kommunikative Mitte dient und sich zur Monumentenstraße öffnet. Das Gebäudeensemble in Holz-Beton-Hybridbauweise folgt den Prinzipien der Waldorfpädagogik, die ein ganzheitliches, altersgerechtes Lernen in einem kreativen Umfeld fördern soll. In den Innenräumen findet ein funktionales und flexibles Raumkonzept Platz. Wesentliches Gestaltungselement ist die Fassadenverkleidung aus sägerauer Lärchenholzbrettschalung.
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Entsiegeln, wo es möglich ist
Die Freiraumgestaltung der 13.000 Quadratmeter Außenanlage folgt dem Schwammstadt-Konzept. Die Maßnahmen ermöglichen eine hohe Nutzungsintensität mit dem Fokus auf Vor-Ort-Versickerung und -Verdunstung. Bei der Planung und Umsetzung legten die Architekt*innen besonderen Wert auf die Entsiegelung des Bodens sowie die Verwendung von teildurchlässigen Belägen. Im Innenhof sorgen Verdunstungsbeete und grüne Inseln mit verschiedenen Gräsern, Sträuchern und Jungpflanzen für ein naturnahes Lernklima. In den äußeren Bereichen des Geländes bieten sanft modellierte Landschaftshügel mit wilder Vegetation Raum zum Spielen und Entdecken. Ein bestehender Gehölzstreifen entlang der Grundstücksgrenzen wurde bewusst in seinem ursprünglichen Zustand belassen. Wichtiger Aspekt der Außenraumgestaltung ist die gewünschte Weiterentwicklung und Ergänzung der Beete und Inseln durch die jungen Nutzer*innen.
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Trotz aller Bemühungen musste aufgrund von Rettungswegen sowie den Anforderungen an Sport- und Spielangeboten ein Großteil der Fläche versiegelt werden. Diese wurden mit einem einheitlichen Betonpflaster in zwei Farben auf ein Minimum reduziert. Zufahrten und Feuerwehrbewegungsflächen sind mit Rasenfugenpflaster gestaltet. Die Campusmitte erhielt eine geschwungene Laufbahn für den Sportunterricht. Ergänzt wird die zukünftige Hauptzugangsfläche der Johannes-Schule und des Rudolf-Steiner-Bildungszentrums durch Spielgeräte sowie Sitzgelegenheiten aus Holz und Beton.
Retentionsdachlandschaften
Durch eine extensive Begrünung der Dächer mit Sedum-Vegetation wurde die notwendige Versiegelung der Bodenflächen ausgeglichen. Alle Flächen sind mit einer Systemlösung für Retentionsdächer ausgestattet, die eine kaskadenartige Reduktion des anfallenden Regenwassers ermöglicht und sich durch einen flachen Aufbau besonders für große Industriedächer eignen (s. Surftipps). Der Regen wird durch Abflussvermeidung und Verdunstung auf den Dächern sowie einer anschließenden Versickerung in einem mehrstufigen Mulden-Rigolensystem zurückgehalten. Abhängig vom Untergrund und der Größe der angeschlossenen Flächen sind die bepflanzten Mulden mit trockenheits- oder nässeresistenter Vegetation bepflanzt. Die verstärkte Verdunstung durch die Pflanzen fördert den natürlichen Wasserkreislauf, mildert städtische Hitzeinseln und verbessert das Mikroklima, was zu einer erhöhten Aufenthaltsqualität auf dem Campus führt. Zudem verhindert der gedrosselte Ablauf das Risiko von Überschwemmungen und Wasserschäden. Die Begrünung wirkt auch als natürliche Dämmung im Winter und als Hitzeschutz im Sommer, wodurch der Energieverbrauch der Gebäude gesenkt wird.
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Im Jahr 2024 zeichnete die Berliner Regenwasseragentur den
Waldorfcampus in Schöneberg mit dem Regenial!-Preis aus. Ein
Wettbewerb, der zukunftsweisende Schwammstadt-Konzepte für die
Hauptstadt prämiert. Ziel dieser Auszeichnung ist die Förderung
dezentraler Strategien zur nachhaltigen
Regenwasserbewirtschaftung.
Bautafel
Architektur: Kersten + Kopp aus Berlin (Architektur) und Gruppe F (Landschaftsarchitektur)
Bauherr*in: Freunde der Johannes-Schule Berlin e.V., Rudolf Steiner Bildungszentrum in Berlin
Fertigstellung: 2021
Standort: Monumentenstraße 13, 10829 Berlin
Bildrechte: Christo Libuda (Lichtschwärmer)
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