Ethnografisches Museum in Budapest
Neues Wahrzeichen mit begrünten Dächern
Eingebettet in die grüne Lunge der ungarischen Hauptstadt, ist das Ethnografische Museums ein wichtiger städtebaulicher wie architektonischer Bestandteil des Stadtentwicklungsprojekts Liget Budapest Projekt, das die umfassende Umgestaltung des Budapester Stadtparks Városliget vorsieht. Der vom ortsansässigen Büro Napur Architects geplante Bau bildet den räumlichen Abschluss der Parkanlage im Südwesten in unmittelbarer Nähe zum Haus der Ungarischen Musik von Sou Fujimoto Architects.
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Anders als das zurückhaltende, organisch geformte Haus der Ungarischen Musik, strahlt der Museumsbau mit seinem 1.000 Meter langen und sanft gebogenen Gründach eine unmittelbare Präsenz aus. Mehr als 250.000 Exponate finden Platz in dem Bauwerk, das speziell auf die Anforderungen der ausgestellten Artefakte und Schriften zugeschnitten ist. Auftraggeberin für das Museum war die staatliche Behörde Városliget Zrt. Aufgrund der Komplexität des Bauvorhabens und der aufwendigen Konstruktion war die Arbeit mit BIM verpflichtend und das BIM-Modell Teil der Planungsleistung.
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Haus wie eine Brücke
Im Erdgeschoss teilt sich das Museumsgebäude in zwei Bereiche, die sich wie Hänge Richtung Himmel strecken. Die sanft geschwungenen Dachlinien nehmen dem Bauwerk trotz der über 33.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche seine Massivität und erinnern an das Hängetragwerk einer Brücke. Diese Assoziation hat ihren Grund: Die gewölbten Flügel werden durch eine vorgespannte Struktur getragen, die üblicherweise im Brückenbau Verwendung findet.
Innenraum mit Höhenverlauf
Der zentrale Ausstellungsraum treppt sich von der Erdgeschossebene bis zur Gebäudemitte sanft um zwei Geschossebenen ab, um dann erneut auf das Null-Niveau am Ende des Baukörpers anzusteigen. Das daraus resultierende Spiel der Perspektive sind prägend für die gesamte Innenarchitektur. Neben den Ausstellungsbereichen sind in weiteren Etagen Vortragsräume, ein Besucherzentrum, Sonderausstellungsflächen und der Museumsshop untergebracht.
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Robotergefertigte Fassadenelemente
Vor der umlaufenden Glasfassade ist ein filigranes Metallgitter montiert. Es zeigt ethnografische Symbole aus den heimischen sowie internationalen Sammlungen des Völkerkundemuseums, darunter venezolanische, kongolesische, kamerunische, mongolische, chinesische und melanesische Motive. Insgesamt sind in die über 2.000 am Gebäude angebrachten Gittertafeln fast eine halbe Million Pixel eingearbeitet – lasergeschnitten von einem Spezialroboter. Neben der gestalterischen Aufgabe diente die Metallgitterebene als Verschattungselement und unterstützt so eine gleichmäßige Gebäudetemperierung im Sommer und Winter.
Gründach als Landschaft
Das durchgängig begrünte Dach von über 7.300 Quadratmeter Fläche lässt Gebäude und Park in einer Art begehbaren Raumskulptur verschmelzen; 60 Prozent des Museums liegen unter der Erde. Das Museum erweitert einerseits den Park, andererseits bieten sich vom Dach einzigartige Perspektiven auf die historische Bebauung Budapests. -tw
Bautafel
Architektur: Napur Architect, Budapest
Projektbeteiligte: Czakó Építész, Budapest (Innenarchitektur); Exon 2000, Budapest (Tragwerksplanung); HVarC, Budapest (Gebäudetechnik), Spányi Partners, Budapest (BIM-Modellierung); Animative, Budapest (Elektroplanung und Akustik); Geoplan, Budapest (Geotechnik); Prelko, Budapest (Brandschutz); Silicon Computers, Budapest (Museumstechnik); Region Medien, Budapest (Bibliothekstechnik), Vibrocomp, Budapest (Umweltschutzgutachten); Garten Studio, Budapest (Landschaftsplanung), Pannon Engineering, Budpast (Verkehrsplanung); GÉM, Budapest (Außenanlagen); Denkstatt Hungary, Budapest (BREEAM); Light Memix (Beleuchtungstechnik); NT Control, Budapest (Barrierfreiheit); Teco-Gastro, Budapest (Küchenplanung); IQ, Budapest (Automatisierung); Frontoplan, Budapest (Fassaden) M ZÁÉV Építőipari und Magyar Építő, Budapest (Generalunternehmer Fassaden)
Bauherr/in: Városliget Zrt, Budapest
Standort: Budapest 1146, Dózsa György út - Ötvenhatosok tere, Budapest, Ungarn
Fertigstellung: 2022
Bildnachweis: György Palkó, Budapest; Napur Architect, Budapest
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