Vertikale Gärten
Verlag DVA, München 2009
1. Auflage, 240 Seiten, 230 Farbabbildungen, gebunden mit Schutzumschlag, Format 24,5 x 30,0 cm
Preis: 59,95 EUR
ISBN 978-3-421-03777-0
Sie sind derzeit die innovativste Form der Gartenkunst, noch
immer experimentell, jedoch überzeugend ökologisch. Im Buch
Vertikale Gärten werden einige der bahnbrechendsten
„Fassadengärten“ vorgestellt, die im Zusammenwirken von Architekt
und Gärtner bzw. Landschaftsarchitekt und Botaniker entstanden
sind. Nach einer Einführung von Jacques Leenhardt wird zunächst die
Entwicklung der architektonischen Vorläufer Spaliere, Lauben und
Pergolen als vertikale Rankgerüste und -hilfen für Kletterpflanzen
nachgezeichnet. So schätzte schon Plinius der Jüngere Spaliere als
Schattenspender. Das System der meisten Pflanzengärten orientiert
sich am ebenfalls vertikal ausgerichteten tropischen Regenwald mit
Kronenschicht und Unterholz, wobei die Kronenschicht nur ca. 1% des
Sonnenlichts nach unten dringen lässt. Den natürlichen Sonnenschutz
in der Architektur erläutert der japanische Gärtnerarchitekt
Terunobu Fujimori: „Mein Traum ist es, Pflanzen auf Gebäuden
wachsen zu lassen, genau wie auf dem menschlichen Körper Haare
wachsen.“
Neben Arbeiten, die besonders beim französischen Botaniker Patrick
Blanc, der mehrfach eng mit Jean Nouvel kooperierte, eher Malerei
und Bildhauerei ähneln, fallen hinsichtlich des natürlichen
Sonnenschutzes folgende Projekte auf: Die Fassade des „Ex Ducati
Rimini“ von Mario Cucinella Architects besteht aus einem
Metallspalier, dessen 60 x 60 cm großen Maschen mit Ginster,
Glyzinien und Strauchrosen bewachsen sind. Dieses haushohe grün
durchzogene Netz schützt die Galerien und Laubengänge im Sommer vor
zu viel Sonne sowie ganzjährig vor dem Straßenlärm an einem
Verkehrsknotenpunkt.
Geradezu witzig erscheint der „Flower Tower“ von Edouard Francois
in Paris. 380 riesige Blumentöpfe stehen in Reih und Glied auf den
auskragenden Betonplatten der Balkone, und zwar in allen neun
Stockwerken und vor allen 30 Wohnungen des Hauses. 350 der Töpfe
sind mit Bambus bepflanzt, die restlichen 30 Töpfe sollen
individuell durch die Bewohner mit deren Lieblingspflanzen gefüllt
werden. Die lichte grüne Bambus-Wand schafft nicht nur eine
lebendige Fassade, sondern filtert das Licht
und sorgt für eine angenehme Atmosphäre im Inneren.
Der japanische Architekt Kenzo Kuma kombiniert Stahl und Efeu vor
der straßenseitigen Glasfassade von „Z58 Schanghai“, einem
Bürogebäude. Aus hochglänzendem Stahl formt er horizontale Bänder,
deren vertikaler Abstand genau so groß ist wie das Stahlband. Diese
Bänder sind als überlange Blumenkästen konstruiert, die er wiederum
linear dicht mit Efeu bepflanzen ließ. Das Ergebnis ist eine
wortwörtlich gestreifte Fassade mit abwechselnd opak metallischen
und somit streng geometrischen Streifen und andererseits mit
transparent-transluzent grünen organischen Streifen. Das Spiel mit
Schatten, Spiegelung, durchschimmerndem Licht und grünen
Farbpunkten ist ein ästhetisch hochkomplexer Sonnenschutz.
Abschließend sind noch die fantastischen Fotos von Mario Campi und
der präzise und dennoch poetische Text von Anna Lambertini zu
loben.
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