Städtische Musikschule in Hamm
Außenrollos aus hochreflektierendem Gewebe in Weiß
Die städtische Musikschule im westfälischen Hamm zählt zu den ältesten und größten in Deutschland. Im Jahr 1940 gegründet, besitzt sie seit 1974 ein Gebäude im Osten der Stadt. Durch den steten Schülerzuwachs in den letzten Jahren stieß das musische Bildungszentrum jedoch zunehmend an die Grenzen seiner räumlichen Kapazitäten. Und so entschied sich die Stadt für eine Erweiterung, bei der die Schule gleichzeitig grundlegend saniert werden sollte. Den zu diesem Zweck ausgelobten Wettbewerb konnte das Stuttgarter Büro Wulf Architekten für sich entscheiden.
Gallerie
Nach Fertigstellung der Um- und Anbaumaßnahmen ist der zuvor unscheinbare, dreigeschossige Baukörper nicht wiederzuerkennen. Statt in Schmutzgrau zeigt er sich mit einer strahlend weißen, expressiven Gebäudehülle, deren auffälligstes Merkmal die geschwungene Dachsilhouette ist. Sie bildet den oberen Abschluss der 12,00 m auskragenden Dachgeschossaufstockung, die mit einer Bruttogeschossfläche von rund 1.200 m² Platz für Übungsräume, einen neuen Probesaal und eine Probebühne bietet. Die Säle befinden sich jeweils am nördlichen bzw. südlichen Rand des Gebäudes, wo sie aufgrund der notwendigen Raumhöhe die Hochpunkte des Baukörpers bilden. Dazwischen liegt ein großzügiges Foyer mit Blick über die Dächer von Hamm.
Eine weitere Ergänzung erfuhr das Gebäude an der Südseite, wo die Architekten einen riegelförmigen Anbau vor die alte Eingangsfassade setzten. Er vergrößert das Raumangebot um nochmals etwa 700 m². Diese verteilen sich auf vier neue Übungsräume in den Obergeschossen, kommen im Erdgeschoss dem Foyer zugute und ermöglichten den Einbau eines zusätzlichen Treppenhauses in der einen Gebäudeecke, einer Aufzuganlage in der anderen. Funktional und baukonstruktiv verschmilzt der Anbau mit dem Bestandsgebäude, von dem sowohl das Tragwerk als auch die vorhandenen Raumstrukturen erhalten blieben. Gänzlich neu dagegen ist die Fassade. Sie ist als weiß verputzte Vorsatzschale ausgebildet und umspannt Erweiterung und Bestandsbau gleichermaßen.
Der Zugang erfolgt über einen leicht ansteigenden Vorplatz auf der großflächig verglasten Südseite der Musikschule unter dem dramatisch auskragenden Dachgeschoss. Dessen Tragwerk besteht aus einer weit gespannten Konstruktion, welche die Kräfte auf Fachwerkträger in den Stirnseiten überträgt und über die Seitenwände in den Boden abgeleitet.
Sonnenschutz
Hinter den Fachwerkträgern der Südfassade sind Verglasungen
angeordnet, die über die gesamte Breite des Gebäudes reichen und
die Probebühne mit viel Tageslicht versorgen. Vor Sonneneinstrahlung schützen fünf Außenrollos, die
wie die Fassade in strahlendem Weiß ausgeführt sind. Sie bestehen
aus einem windstabilen Gewebe, das die auftreffenden solaren
Strahlen reflektiert, dabei die schädliche UV-Strahlung herausfiltert und trotzdem Licht ins
Rauminnere lässt. Um bis zu 75% lässt sich mit ihm die
Sonneneinstrahlung reduzieren.
Im Unterschied zu konventionellen Senkrechtmarkisen verläuft die
Führung seitlich über die gesamte Höhe des Gewebes und widersteht
deshalb auch starkem Wind. Dabei wird das Tuch faltenfrei auf
Spannung gehalten. Im aufgerollten Zustand verschwindet es
vollkommen hinter einer Aluminiumblende in der weißen Vorsatzschale
der Fassade. Ist es heruntergefahren, fügt es sich nahtlos in das
äußere Erscheinungsbild der Musikschule ein.
Bautafel
Architekt: Wulf Architekten (Prof. Tobias Wulf, Kai Bierich, Alexander Vohl), Stuttgart
Projektbeteiligte: Bettina Löschhorn und Philip Furtwängler, Stuttgart (Mitarbeit Wulf Architekten); Schneider + Schumacher, Frankfurt (Bauleitung); Draheim Ingenieure Planungsgesellschaft, Hamm (Tragwerksplanung); Roma, Burgau (Sonnenschutz Zip Screen)
Bauherr: Hochbauamt der Stadt Hamm
Fertigstellung: Januar 2012
Standort: Kolpingstraße 1, Hamm
Bildnachweis: Christian Richters, Berlin und Doris Haas-Arndt, Hannover
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