Dorfgemeinschaftshaus Carlsgrün in Bad Steben
Ortstypisch, zeitgenössisch, einladend
Fast alle Wege führen zum Dorfgemeinschaftshaus Carlsgrün
– jedenfalls im beschaulichen Ortsteil des oberfränkischen Bad
Steben. Nordwestlich der Stadt Hof gelegen, war Bad Steben einst
Zentrum des Bergbaus im Frankenwald. Der neue Treffpunkt für
Vereine mit Feuerwehrhaus ist auf einem Eckgrundstück platziert und
richtet sich zum kreisförmigen Dorfplatz von Carlsgrün.
Kuchenreuther Architekten entwarfen ein dreigeteiltes
Gebäudeensemble, das als Neubau klar erkennbar und doch gut
eingebunden ist in die bestehende Siedlungsstruktur aus einzeln
stehenden Solitärbauten mit Satteldach.
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Zwei Häuser und ein Verbindungsbau am Platz
An diesem Vorbild orientierten sich die Planenden und schufen zwei eingeschossige Baukörper mit Satteldach, die parallel, aber verschoben zueinander stehen und durch einen flachen Gebäudeteil verbunden sind. Sie fassen einen gemeinsamen Vorplatz. Ortstypisch ist auch der Schiefer als traditionelles Deckmaterial, das die Architekten aufgriffen, jedoch in eindeutig zeitgenössischer Weise einsetzten. Der Entwurf stammt von Kuchenreuther Architekten aus Marktredwitz, hüttnerarchitekten aus Lichtenberg übernahmen die Ausführungsplanung.
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Festsaal und Veranstaltungsraum mit Ausschank
Das etwas niedrigere westliche Haus beherbergt einen großen Gemeinschaftsraum mit Küche. Er öffnet sich mit großen Glasschiebetüren sowie einem über Eck geführten Fensterband zum Vorplatz. Betont wird das Fenster durch eine lineare und deutlich hervortretende Rahmung, die als Theke nutzbar ist und oben ein Vordach bildet. Die Leute aus dem Dorf können sich hier treffen und feiern, der Saal ist multifunktional nutzbar und zum Platz erweiterbar, das langgezogene Fenster dient bei Bedarf als Ausschank.
Der Haupteingang befindet sich in dem verbindenden, zum Vorplatz verglasten Flachbau, der sämtliche Nebenfunktionen wie Sanitärräume, Umkleiden der örtlichen Feuerwehr und ein Archiv aufnimmt. Der höhere, im Norden positionierte Baukörper dient der Feuerwehr als Fahrzeughalle und ist bis auf ein Tor geschlossen ausgebildet.
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Schieferdächer und -fassaden
Bei den Dachkonstruktionen handelt es sich um Sparrendächer mit Neigungen von 48°. Oberhalb der Sparren folgen eine Holzschalung, zwei Lagen Dämmung zwischen Holzlatten, eine Klimamembran (Dampfbremse), eine Hinterlüftung (40 mm) mit senkrechter Lattung (60/40) und darüber eine Holzschalung (44 mm), auf die der Naturschiefer als Rechteck-Doppeldeckung genagelt ist. Der Schiefer stammt aus Spanien und hat ein Format von 60/30 cm.
Die Außenwände bestehen aus Stahlbeton. An ihren Außenseiten sind zwei Lagen Dämmung zwischen Holzlatten angebracht, gefolgt von einer Klimamembran, einer durch Latten (40/60) hergestellten Hinterlüftung (40 mm), worauf die Holzverschalung als Unterlage der Schiefer angebracht ist. Auch an der Fassade sind die Naturschiefer genagelt – jedoch als Dynamische Deckung mit hinterlegten Fugen. Verwendet wurde auch hier spanischer Schiefer, und zwar in folgenden variierenden Formaten: 60/15, 60/10, 50/25, 50/20, 50/15, 50/12,5, 40/20, 40/12,5, 35/20, 30/15 cm. Sichtbare Kanten sind an Fenstersturz und Fenstersims angepasst, sie umlaufen gleichmäßig das Gebäude. Das Erscheinungsbild der Fassade ähnelt einem wilden Mauerwerksverband.
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Die Dachrinne liegt verborgen hinter bzw. unter der Dach- und Fassadenbekleidung. Entsprechend einer regionalen Schneebelastungskalkulation sind Schneefanghaken auf den Dachschrägen verteilt.
Im Jahr 2023 erhielt das Dorfgemeinschaftshaus Carlsgrün den
bayerischen Staatspreis für „Dorferneuerung und Baukultur“.
-us
Bautafel
Architektur: Kuchenreuther Architekten, Marktredwitz (LP 1-4); hüttnerarchitekten, Lichtenberg (LP 5-9)
Projektbeteiligte: Peter Kuchenreuther, Ralf Köferl, Marc Baltzer, Brigitte Schnurrer (Mitarbeit Architekturbüro); Ingenieurbüro Schikowski, Bad Lobenstein (Tragwerksplaner); Rennert Ingenieure, Hof/Saale (HLS Planung, Elektroplanung); Spörl & Nietner, Bad Steben (Dachdeckungsarbeiten); LandschaftsArchitektur, Wunsiedel Marion Schlichtiger (Landschaftsarchitektur)
Bauherr: Markt Bad Steben
Fertigstellung: 2022
Standort: Siemesweg 1, 95138 Bad Steben OT Carlsgrün
Bildnachweis: Felix Meyer, Bayreuth
Fachwissen zum Thema
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