Scandinavian Golf Club bei Farum
Goldener Schiefer aus Norwegen
Wie drei Kronen sollten die Dächer des Golfclubs über der dänischen Landschaft schweben, das war die Entwurfsidee des Kopenhagener Büros Hennig Larsen Architects für den Scandinavian Golf Club. Das Gebäude steht inmitten der weiten Hügellandschaft eines ehemaligen Kasernengeländes bei Farum, etwa 25 Kilometer nördlich von Kopenhagen. Seine äußere Form ist geprägt durch große, weit auskragende Dachüberstände und spitzzulaufende Winkel: eine eher konventionelle Architektur mit drei Giebeldächern, jedenfalls für die dänischen Architekten.
Gallerie
Auf den 2.600 m² bebauter Grundstücksfläche finden alle Nutzungen eines Golfclubs mit zwei x 18 Löchern ausreichend Platz. Im Untergeschoss des Gebäudes liegen die Umkleideräume, Parkplätze, ein Technikbereich und das Lager für die Küche. Das Erdgeschoss bietet Platz für den repräsentativen Eingang, Rezeption und einige Büroräume für die Verwaltung. Die größten Flächen ebenerdig sind Lounge, Bar, Restaurant, Terrassen und anderen Sitzgelegenheiten vorbehalten. Alle von den Clubmitgliedern genutzten Bereiche im EG und UG werden über das zentrale Treppenhaus mit einer wunderschönen, großzügigen Wendeltreppe erschlossen. Diese Lage der Treppe inmitten des Erdgeschosses dient sicherlich auch der besseren Orientierung, der sternförmige Grundriss wird so auf eine ganz einfache Art und Weise übersichtlich strukturiert. Zwei schmale Obergeschosse, die sich nur längs der hohen Giebel erstrecken, nehmen insgesamt vier Konferenz- bzw. Besprechungsräume auf. Sie sind dezentral über zwei kleinere Treppen zu erreichen.
Die Wahl der anspruchsvollen Materialien und die Handwerkskunst in der Ausführung sollten die Exklusivität des Golfclubs gewährleisten; verwendet wurden verschiedene Holzarten, norwegischer Schiefer, Stein und Tombak (Weißkupfer). Große Glasfassaden sorgen für viel Licht und lassen die sichtbare Holzkonstruktion des Daches leicht erscheinen.
Schiefer
Fast das ganze natürliche Steinmaterial im Golfklub, also alle
Dachdeckungen, Fassaden, innenliegenden Fußböden, Außenterrassen
sowie die Wandbekleidungen der Bade- und Umkleidezimmer bestehen
aus norwegischem Schiefer. Der Naturstein wurde von den Architekten
ausgewählt, weil er als geschichtetes Material in sehr
unterschiedliche Formate gespalten werden kann. Die Besonderheit
des norwegischen Steins besteht außerdem in einem hohen Anteil von
Eisenoxid, gut zu erkennen an der teilweise recht auffälligen
goldenen Einfärbung.
Dieser gelbgoldene Schimmer spielte auch bei Wahl des Holzes für die Dachkonstruktion eine große Rolle: Hennig Larsen Architects entschieden sich für eine amerikanische Kiefer aus Oregon, die mit der Zeit ebenfalls einen goldenen Farbton erhält. Vor einem Hintergrund aus grauschwarzem Naturstein sollte so ein Wechselspiel entstehen - zwischen der Holzkonstruktion des Daches und dem gelblichen Eisenoxidanteil des Schiefers.
Deshalb fuhren die Architekten auch nach Norwegen, um sich den
Schiefer im Rohzustand anzusehen (siehe Bilder 20 - 22). Sie fanden
amorphe Schieferplatten vor, die sie so rationell wie möglich
ausnutzen: Zuerst wurden die Dachsteine und die großformatigen
Platten für die Fußböden aus der Mitte heraus angefertigt. Aus den
Plattenrändern konnten dann die notwendigen Einfassungen bzw.
Mauer- und Wandverkleidungen entstehen. Diese Reste sind übrigens
gemäß der norwegischen „trockenen Wandgrundsätze“ verbaut worden,
das heißt als Vormauerschale (siehe Detailskizzen in den Bildern 32
- 37). Dieser Entstehungsart entsprechend musste mit großer
Sorgfalt die Erstellung des Mauerwerks begleitet werden, da jede
variierende Steindicke eine Änderung der gesamten Mauer zufolge
hatte. Alle sichtbaren Schieferoberflächen, auch die des Daches,
wurden spaltrau belassen.
Das Dach erhielt eine Eindeckung mit Spitzwinkelschablonen, bei
denen die Decksteine auf die Spitze gestellt werden, sodass ein
rautenförmiges Deckbild entsteht. Allerdings ist diese Deckart nur
aus den Bildern zu schließen, die dänischen Architekten bezeichnen
sie dagegen mit dem englischen Begriff „schingle style“, was auch
als Schindeldeckung übersetzt werden kann. Ein Name, der im
deutschsprachigen Raum eher für Dachdeckungen aus Holz verwendet
wird. So häufig, wie Schiefer als Baumaterial international
verwendet wird, so unübersichtlich sind seine vielen
Bezeichnungen.
Bautafel
Architekten: Hennig Larsen Architects, Kopenhagen
Projektbeteiligte: Minera Norge, Oppdal (Schiefer Otta)
Bauherr: GB4 Aps, Farum
Fertigstellung: 2010
Standort: Farum
Fachwissen zum Thema
Rathscheck Schiefer und Dach-Systeme, Mayen | Kontakt 02651 955 0 | www.rathscheck.de