Geschosswohnungsbau in Paris
Holzskelettbauweise mit hohem Vorfertigungsgrad
Im Zentrum von Paris, unweit der Place de la Nation im 12. Arrondissement, befindet sich ein viergeschossiges Wohnhaus mit 14 Wohnungen in Holzbauweise. Das Immobilienunternehmen Gecina beauftragte 2012 das ortsansässige Planungsbüro Mars Architectes, seine Pariser Liegenschaften auf Möglichkeiten der Nachverdichtung zu untersuchen. Die Architekten sahen Potenzial in einem relativ schmalen Hofgrundstück mit Blockrandbebauung. Sie realisierten den Neubau in Holzskelettbauweise mit hohem Vorfertigungsgrad auf einer bestehenden Tiefgarage.
Gallerie
Beispielhafte Nachverdichtung in Holz
Das Gebäude steht in zweiter Reihe, nördlich des massiven, elfgeschossigen Bestands. Von der belebten Avenue de Saint-Mandé führt eine Passage in einen üppig begrünten Innenhof. Hier schlängelt sich ein Weg zum Neubau, dessen ausladendes Vordach den Zugang zu einer zweiten Passage markiert. Durch diese gelangt man in einen vollständig in Weiß gestalteten Innenhof. Er dient als Treffpunkt der Bewohnerinnen und Bewohner, ermöglicht aber auch die Erschließung einzelner Wohnungen über eine offene Stahltreppe und umlaufende Laubengänge.
Im Erdgeschoss befinden sich fünf Ein- bis Zweizimmerwohnungen, die über die beiden Innenhöfe oder die Passage des Neubaus erschlossen werden. Das erste Obergeschoss umfasst vier Apartments, die mittels Schiebetüren zwischen Schlaf- und Wohnbereich flexibel nutzbar sind. Im zweiten und dritten Obergeschoss liegen vier Maisonettes. Bis auf drei Wohnungen im Erdgeschoss erstrecken sich alle Einheiten von Ost nach West. Während die Bäder und Küchen im Osten auf Seiten des weißen Innenhofs liegen, sind die Wohn- und Schlafzimmer zum begrünten Innenhof ausgerichtet.
Strenge, geradlinige Fassadengestaltung
Jede Wohnung verfügt über einen Austritt zu einem schmalen, gemeinsamen Balkon, der zugleich als konstruktiver Holzschutz der Fassade dient. Die auf schmalen Stützen lagernden, umlaufenden Balkone verleihen dem Gebäude ein Erscheinungsbild, welches an japanische Tempel erinnert. Ein weißer Anstrich am Ende der Holzträger dient als Holzschutz, verstärkt die strenge Rhythmik und spielt auf den weiß gestalteten Innenhof an. Raumhohe gläserne Schiebeelemente lassen Tageslicht in die Wohnungen und ermöglichen eine natürliche Ventilation. Holzschiebeelemente dienen als Verdunkelung und schützen die Räume vor Überhitzung.
Vorgefertigte Holzbauweise ermöglicht kurze Bauzeit und wenig Baulärm
Der Baustoff Holz kam nicht nur wegen seiner ökologischen Eigenschaften zum Einsatz, sondern auch aufgrund der außergewöhnlichen städtebaulichen Situation des Hofgrundstücks. Wegen des elfgeschossigen Bestandsgebäudes war es nicht möglich, einen Baukran aufzustellen. Zudem sollte der Baulärm so gering wie möglich sein, da sich das Grundstück inmitten einer dichten Bebauung befindet. Holz ermöglicht aufgrund der trockenen Bauweise eine vergleichsweise leise und saubere Baustelle, es kann außerdem in Einzelteilen geliefert und vor Ort zusammengesetzt werden.
Die Baustellenzufahrt wurde über die bestehende Tiefgarage eingerichtet: Um die Baustelle zu erreichen, wurde in die Betondecke der Tiefgarage ein 3,50 x 2,30 Meter großes Loch geschlagen, und so die vorgefertigten Holzbauteile durch das Loch transportiert. Aufgrund seines geringen Eigengewichts eignet sich Holz zudem sehr gut für die Errichtung auf der bestehenden Tiefgarage.
Das Gebäude ist in Holzskelettbauweise mit vorgefertigten BSP- und BSH-Elementen aus Fichte gefertigt. Die Decken sind als Holz-Beton-Verbunddecken ausgebildet. Für die Fassade kam eine Schalung aus Douglasienholz zum Einsatz. Aufgrund des hohen Vorfertigungsgrades konnte das Gebäude in sechs Wochen vor Ort errichtet werden.
Bautafel
Architektur: Mars Architectes, Paris
Projektbeteiligte: Brézillon, Margny-lès-Compiègne (Bauunternehmen) Bouygues Construction, Paris (Bauunternehmen); Sylva Conseil, Clermont-Ferrand (Holzbaustatik)
Bauherr/in: Gecina, Paris
Fertigstellung: 2020
Standort: 25 Avenue de Saint Mandé, 75012 Paris
Bildnachweis: Charly Broyez, Paris (Courtesy of Gecina, Mars Architectes)
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