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Mehrfamilienhaus in Potsdam
Massive, leimfreie Holzkonstruktion
In Großstädten und anderen Ballungsräumen ist der Bedarf an Wohnraum hoch. Entsprechend hoch sind auch die Immobilienpreise. Um preisgünstiger zu bauen, entstehen in den letzten Jahren viele Wohnbauten im Rahmen von Baugruppen und Baugemeinschaften. Weil die Teilnehmenden selbst in die Rolle des Unternehmers schlüpfen, entfallen die Kosten für Investor oder Makler. Zugleich lassen sich eigene Vorstellungen bei der Planung einbringen und die künftigen Nachbarn lernen sich bereits im Vorfeld kennen.
Gallerie
Die Stadt Potsdam schrieb in einem Pilotprojekt Ende 2014 fünf Baugrundstücke zum Festpreis für Baugemeinschaften aus. Entscheidend für die Vergabe im Rahmen eines dreistufigen Konzeptwettbewerbs waren das Wohn- und Nutzungskonzept, der stadtgesellschaftliche Nutzen sowie die städtebauliche und ökologische Qualität. Gemeinsam mit der von ihnen initiierten Baugemeinschaft Heka 3 erhielt das Berliner Büro Scharabi Architekten den Zuschlag für den Bau eines Holzhauses. Für die Realisierung wurde ihnen 2018 den Potsdamer Klimapreis verliehen.
Kompakter dreigeschossiger Holzbau
Das Grundstück liegt auf dem Bornstedter Feld, einer ehemaligen
Militäranlage, die im Rahmen der BUGA 2001 größtenteils zu einem
Park umgestaltet wurde – ein Sahnestück im Potsdamer Stadtgebiet.
Während sich die Fassade des Holzbaus mit senkrechten
Lärchenholzlamellen wohltuend von den gleichförmigen
Putzoberflächen abhebt, fügt sich die kompakte Quaderform mit drei
Geschossen gut in die umgebende Bebauung. Sowohl die tragenden
Wände als auch die Decken und sogar der Aufzugsschacht des
Mehrfamilienhauses bestehen aus Massivholz.
Die sichtbaren, naturbelassenen Holzoberflächen bestimmen im
Zusammenspiel mit dem Parkettfußboden auch die Atmosphäre in den
Räumen. Lediglich nichttragende Wände sind aus Kostengründen in
Gipskarton-Trockenbauweise ausgeführt.
Weil die Wohnungen selbst nur wenige tragende Elemente enthalten, war es leicht möglich, ihren Zuschnitt den verschiedenen Vorstellungen innerhalb der Baugemeinschaft anzupassen. Auch die Positionierung und Breite der bodentiefen Fenster waren frei wählbar. So sind zehn Wohnungen mit lichten, weiten Räumen von 62 bis 136 Quadratmetern entstanden. In den Obergeschossen gehört jeweils mindestens einer der üppigen Balkone dazu.
Leim- und metallfreie Konstruktion
Das vertikale Bausystem besteht aus mehrlagigen, stehenden Bohlen,
vorwiegend aus Fichtenholz. Sie sind über
Schwalbenschwanzverbindungen zusammengefügt und damit frei von
Kleber oder Metall. Ihre gehobelten Oberflächen haben
Sichtqualität. Stahlunterzüge ergänzen das statische System. Keller
und Treppenhaus bestehen aus Stahlbeton. Dieser Kern steift
zusammen mit den als Scheiben ausgebildeten, ebenfalls leim- und
metallfrei ausgeführten Brettstapeldecken das Gebäude aus. Gedämmt
wurde mit stark gepresster Holzwolle. Alle Holzelemente waren
komplett vorgefertigt und wurden vor Ort innerhalb weniger Wochen
montiert.
Überlegte Materialwahl
Die Bewohner des Holzhauses im KfW-55-Standard legten Wert auf eine
nachhaltige Bauweise. So stammen die 480 m³ Massivholz aus
nachhaltiger Forstwirtschaft im Schwarzwald. Weil die Konstruktion
ohne Leim und Klebstoffe auskommt, ist sie komplett recyclebar.
Auch viele andere Materialien, die im Haus verbaut sind, lassen
sich wiederverwerten. Beheizt wird das Gebäude über Fernwärme. Das
Flachdach ist begrünt.
Bautafel
Architektur: Scharabi Architekten, Berlin
Projektbeteiligte: Winfried Härtel, Berlin (Projektentwicklung); Haselmeier Holzbau, Irndorf (Holzbau, Werkplanung und Montage); Holzius, Prad am Stilfserjoch (Vorfertigung Holzelemente); Pollmeier Massivholz, Creuzburg (Vorfertigung Buchen-Furnierschichtholz); ifb frohloff staffa kühl ecker, Berlin (Tragwerksplanung); Ingo Andernach, Berlin (Wärmeschutznachweis); Reinhard Eberl-Pacan, Berlin (Brandschutz)
Bauherrschaft: Planungsgemeinschaft Herrmann-Kasack-Straße Haus 3, Potsdam
Fertigstellung: 2018
Standort: Herrmann-Kasack-Straße, 14469 Potsdam
Bildnachweis: Jan Bitter, Berlin / Scharabi Architekten, Berlin
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